
Ausnahme weniger Lücken, recht gut erhalten, an der
zweiten ist das Ende von beinahe jeder Linie stark beschädigt,
die dritte aber ist so lückenhaft, dass ich, obgleich
ich eine genaue Abschrift davon nahm, doch auf
ihre Publication als ganz nutzlos verzichten muss. Yon
der am besten erhaltenen Inschrift, welche auf Taf. 5.
Fig. 1. abgebildet ist, hoffte ich anfangs durch irgend einen
Priester in Axum eine Uebersetzung, spwie eine Ergänzung
der unleserlichen Stellen erhalten zu können; allein
es war Niemand zu finden, der dazu befähigt gewesen
wäre; ja die dortigen Priester sind so sehr unwissend, dass
sie nicht einmal einsehen wollten, dass jedes Wort dieser
Sculpturen durch einen verticalen Strich abgesondert ist,
was heut zu Tage durch zwei über einander stehende
Puncte geschieht *). Erst in Cairo fand ich einen abyssi-
nischen Geistlichen, welcher vierzehn Jahre in Jerusalem
und Egypten zugebracht hatte, und mir nicht allein jene
Ergänzungen eintrug, sondern auch eine, freilich sehr mangelhafte,
wörtliche Uebersetzung der ganzen Inschrift verfertigte.
Seit meiner Rückkehr nach Europa habe ich mich,
wie bereits in der Vorrede des ersten Randes bemerkt
ward, vergebens bemüht, durch einen mit aethiopischer
Sprachforschung sich befassenden Gelehrten eine bessere
Uebersetzung zu erhalten. Es war aber sehr gut, dass ich
die Copie der beiden erwähnten Inschriften schon in dem
Atlas zu dem ersten Theil meiner.Reise bekannt gemacht
habe, indem hierdurch H err Professor Rödiger in Halle
veranlasst wurde, eine Uebersetzung derselben zu fertigen,
*) Die Trennung der einzelnen Worte durch einen verticalen Strich
findet sich auch, was von den Orientalisten unbeachtet gelassen worden
ist, an den altertümlichen Inschriften, die Salt in den Ruinen des
Klosters Abba Asfe copirte.
welche von ihm in der Hallischen allgemeinen Literatur-
Zeitung (Junius 1839. N°. 105 — 107) veröffentlicht ward.
Da diese Uebersetzung ganz unabhängig von der jenes
abyssinischen Priesters in Cairo gemacht ward, und in gar
manchen Stücken von derselben abweicht : so dürfte es
gerathen seyn, sie nachstehend zugleich mit der letzteren
mitzutheilen. Hoffentlich wird sich endlich ein wissenschaftlicher
Reisender finden, der bei einer etwaigen Excursion
nach Axum diesen Inschriften nochmals eine besondere
Rücksicht schenkt. Leider hat, obgleich ich vor
bereits fünf Jahren der Pariser wissenschaftlichen Académie
und anderwärts von diesen Inschriften Kunde gab,
doch noch keiner der vielen nach mir nach Abyssinien
gekommenen Europäer von diesen wichtigen historischen
Documenten Notiz genommen *) !
*). Die Herren Combes und Tamisier, Vol. I. pag. 268, sagen sogar,
nachdem sie von drei Obelisken gesprochen haben : C’est tout ce qu’Axoum
possède encore de remarquable comme antiquités. Les tables et les
débris du trône, dont parlent les autres voyageurs n’offrent rien de
curieux ! !