
Stimmt mit 6in6m auffallenden Heisshunger assen, von Zeit
zu Zeit auf ein gegebenes Zeichen Ändern Platz machen
mussten. Bei dem später folgenden Saufgelage bekamen
nur die in Ubi’s Nähe befindlichen Personen Hydromel.
Mit wahrer Unverschämtheit und im eigentlichen Sinne
des Worts raufte man sich um dieses Getränke. Die grösste
Licenz und Frechheit herrschte in dem Verkehr der sämmt-
lichen Tischgenossen unter einander. Die Abyssinierin,
welche so gefällig gewesen war, mir in ihrer Nähe einen
Platz einzuräumen, eine Dame von Stand und ganz nahe
Anverwandtin Ubi’s, wollte durchaus haben, dass ich die
Nacht in ihrer Strohhütte zubrächte; und ich muss gestehen,
dass, als ich später bei einer schneidenden Kälte
unter dem freien gestirnten Himmelsgewölbe zusammen
geknäult und schlaflos den Morgen erwartete, es mir leid
that, das verführerische Anerbieten nicht angenommen zu
haben. Am folgenden Morgen jedoch machte eben dieselbe
Dame, als sie vernahm., dass uns Ubi noch insbesondere
eine reiche Quote von Lebensmitteln und Hydromel
zugesendet hätte, dem Getana Mariam die bittersten
Vorwürfe darüber, dass wir sie nicht zur Theilnahme an
dem Genüsse derselben zugezogen hätten. Uns war diese
Sendung sehr angenehm gewesen, und wir freuten uns um
So mehr, sie nicht mit Ändern theilen zu müssen, da wir
so den grössten Theil des Brods unsern Maulthieren geben
konnten, w elche fast gar nichts zu fressen bekommen hatten.
Es war wegen des gerade Statt findenden Gelages nicht
möglich gewesen, dem Djeaz Ubi gleich bei unserer Ankunft
den Zweck unseres Besuches vorzutragen. Am nächsten
Morgen aber brach derselbe mit seinem Heere auf,
um nach Sauana zu ziehen, einer seiner periodischen Residenzen
an dem nördlichen Abhange des Buahat. Wir
verschoben daher die Unterredung mit ihm bis auf unsere
Ankunft an diesem Orte, über welchen der Weg nach
Adarga zu meinen Leuten uns führte. Am 24. Mai in aller
Frühe zog das aufbrechende Heer den an de'm Bergabfalle
sich hinschlängelnden Fusspfad hinauf, auf welchem
wir am gestrigen Tage herab gekommen waren. Einen
eigentümlichen Anblick gewährte der mit aufgehobener
Ordnung und in fast ununterbrochener Reihe auf dem vielfach
gekrümmten Wege emporklimmende Zug, von welchem
ein Theil bereits das mehr als zwei Stunden entfernte
Gebirgsjoch erreicht hatte, während die Letzten
noch in des Thaies Tiefe sich befanden. Durch viele einzelne
besonders hervorstechende Gruppen erhielt der Zug
ein sehr buntscheckiges Ansehen. Hier und da sah man
einen Trupp Weiber der niederen Classe, welche gleich
Lastthieren mit grossen Töpfen und dem verschiedenartigsten
Gepäcke beladen waren; anderwärts zeigte sich eine
beträchtliche Zahl sogenannter Standes-Damen, welche von
vielen, meist jungen, zu Fuss gehenden Dienerinnen umgeben,
auf Maulthieren ritten; an mehreren Stellen zogen
Schaaren von Pfaffen, die theils mit Lederkitteln, theils
mit okergelben Umhängtüchern bekleidet waren; namentlich
aber zeichnete sich eine Gruppe von vier und zwanzig
Paukenschlägern auf weissen Maulthieren aus. Sie trugen
rothe Jacken und Kappen von gleicher Farbe, die auf beiden
Seiten aufwärts in lange Spitzen ausliefen, sassen auf
dem Kreuz ihrer Reitthiere, und hatten je zwei aus Holz
geschnitzte halb sphärische Pauken von sehr ungleicher
Grösse vor sich. Ubi machte sich durch die ihn umgebende
Suite der vornehmsten Officiere und ihre schönen Maul-
thiere kenntlich.
Wir verliessen um sechs Uhr die Ufer des Maschaha,