
Jungen und thätige Bemühungen, schwerlich weder von
der wichtigen Chronik des Djeaz Hailu Kenntniss erhalten,
noch in den Besitz so vieler werthvollen handschriftlichen
Codices gekommen seyn.
Unser Weg von Gondar bis Dobark war der nämliche,
Welchen wir auf unserer Herreise vor sieben Monaten gegangen
waren, und ich wüsste zu dem oben über diese
Strecke Bemerkten nichts Neues hinzuzufügen *). Wir
langten ei;st am 21. zu Dobark an, da wir, der Regenschauer
wegen, mitunter nur ganz kleine Tagemärsche
machten. Wir vernahmen hier von dem mahommetanischen
Zollpächter, dass vor fünf Tagen ein Officier Ubi’s, welcher
den Auftrag erhalten habe, uns auf der Reise als
Begleiter zu dienen, auf dem Wege nach Gondar durch-
passirt wäre; da nun derselbe seiner Aussage nach zugleich
auch eine Botschaft an Ras Ali zu überbringen hatte, so
war er vermuthlich zuerst zu Letzterem gegangen, da er
mich nicht besucht hatte. Mit dem hiesigen Zolleinnehmer
hatten wir, wider Erwarten, wegen angeblich zu entrichtender
Abgaben einen lebhaften Streit, der endlich, um
keinen weiteren Aufenthalt zu verursachen, auf Anrathen
Getana Mariam’s, durch ein kleines Geldgeschenk beendigt
ward. Da ähnliche und noch dazu beträchtlichere Forderungen
auch in ändern Ortschaften unsers Wegs nach dem
Takazze zu gewärtigen waren, so beschlossen wir, das Gepäck
einstweilen unter Theodors und meiner Neger Aufsicht
über den Lamalmon-Pass nach Adarga bringen zu
*) Bruce, Vol. 3. Seite 217, machte in seiner Beschreibung von
Woggera einen kleinen Verstoss, wenn er sagt: „Depuis le mont La-
malmon, jusque lä, nous n’avions vu les habitans faire cüire leur manger
qu’avec de la bouse de vache et de la fiente de chameaux“; denn Kamele
gibt es keine in Abyssinien westlich vom Taranta-Gebirg.
lassen, während ich selbst mit Getana Mariam mich nach
Maschaha *) in dem östlich von Buahat liegenden Thale
begab, um bei Ubi, welcher hier sein Lager aufgeschlagen
hatte, einen Besuch abzustatten, und mir von ihm einen
neuen Begleiter zu erbitten. Am 22. Mai ritten wir Beide
daher, in Begleitung von acht mit Luntenilinten bewaffneten
Bedienten in nordöstlicher Richtung weiter, während
zu gleicher Zeit der Rest unserer Gesellschaft sich nach
Norden zu in Bewegung «etzte. Wir stiegen allmählig
etwas aufwärts, passirten den Flecken Debrä Gadas Geor-
gis, und ritten dann auf der Kante eines schmalen Bergkammes
hin, welcher die Nord Westseite des tiefen, von
einem Zufluss des Bellegas durchströmten Thaies bildet-
Hier begegneten wir einigen angesehenen Geistlichen der
Waldubba-Klöster, welche, auf Maulthieren reitend, gerade
von einem Besuch heimkehrten, den sie dem Djeaz Ubi
gemacht hatten. Um ihnen unsern Respect zu bezeugen,
stiegen wir ab, und Getana Mariam küsste ihnen, nachdem
er sich die Brust und Schultern entblöst hatte, ehrfurchtsvoll
die Hand. Da wir in Dobark nicht mit Zuversicht
hatten erfahren können, ob Ubi noch im Maschaha-Thale
sich befinde, oder bereits, wie er beabsichtigte, nach Sauana
gegangen sey, so bat ich diese, im Rufe grösser Frömmigkeit
stehenden Leute, mir dessfalls Auskunft zu geben. Sie
erklärten, dass sie erst am Abend des vorhergehenden Tages
den Djeaz Ubi in Entschetqab verlassen hätten, wo
er einige Tage zu verweilen gedenke, und wir hätten nun
darnach dio Richtung unseres Weges ändern und durch das
beschwerliche tiefe Thal Shoada reisen müssen. Allein Getana
Mariam, der den Charakter seiner Landsleute besser
*) Band 1. Seite 411.