
zwischen den Provinzen Woggera und Dembea angegeben.
Lavaschiclitcn, welche in wilder Unordnung über seine
Ufer hängen j. und eine .sie zu beiden Seiten umgebende
Gruppe von stattlichen Säumen bilden eine malerische
Scenerie; der Anblick der Letzteren ist um so überraschender,
da, wie schon bemerkt, in Woggera ein kräftiger Baumschlag
nur selten vorkömmt. Einst war diese Provinz eine
der angebautesten und bevölkertsten von Abyssinien *);
aber der seit sechszig Jahren beinahe ununterbrochen
wüthende Bürgerkrieg hat dieselbe fast entvölkert und den
Feldbau ganz vernichtet. Auf den herrlichen Triften dieses
Landes findet man jetzt nur noch einige Rindviehherden
mit nomadenartig lebenden Hirtenfamilien, die
sich aber nicht einmal beständig in Woggera aufhalten, sondern
in der trockenen Jahreszeit,, von Februar bis Juni,
die Weideplätze an den Ufern des Dembea-Sees beziehen.
Dieses.Nomadenleben der Bevölkerung macht die durch
die Provinz führenden Wege sehr unsicher, und die Reisenden
durchwandern dieselbe daher nur in grösseren Gesellschaften
und hegen dessenungeachtet immer noch Furcht
vor Raubanfällen.
Zwei .Stunden- vom Gerawea-Strom passirten wir das
Flüsschen T o k u r, das gleichfalls eine südöstliche Richtung
hat, und in der trockenen Jahreszeit ganz versiegt;
beide Gewässer vereinigen sich mehrere Stunden von hier.
Eine Stunde Wegs vom Tokur lagerten wir uns mitten auf
einem weit ausgedehnten Wiesengrunde zwischen vielem
dem Namen Sh im b era-Z u ggan erwähnten Gewässer (Bruce, Yol. 3,
p. 216). — Wenn übrigens dieser Reisende denselben von Süd-Südost
und Osten her füessen lässt, so beruht diess auf einem Irrthum, denn
alle Gewässer jener Gegend fliessen nach Osten zu ab.
*) Siehe namentlich Bruce’s Schilderung derselben, Yol. 3. p. 218.
Buschwerk wilder Rosen, voller furchtbarer Dornen, die
für die abyssinischen baumwollenen Kleidungsstücke sehr
verderblich sind? und von denen nachher fast jeder Einzelne
unserer Gesellschaft in herunterhängenden Fetzen
seines zerrissenen Umhängtuches Spuren an sich trug. In
dem grossen Dorfe D a ra , welches dreiviertel Stunden
südwestlich von unserm Lagerplatz entfernt war, pflegen
die meisten von Gondar auf den Markt zu Dobark ziehenden
Händler zu übernachten, und zwar innerhalb grösser
Einfassungeri von Dornengesträuch, welche zu diesem
Zwecke eigens von den Bewohnern des Dorfes angelegt
werden, ohne dass sie von den Reisenden einen ändern
Vortheil hätten, als den des Verkaufs von etwas Gerstenbier
und trocknem Futter für die Lastthiere.
Die Richtung des Wegs am 11. October war südsüdwestlich.
Die Physiognomik der Landschaft blieb sich ganz
gleich; wir kamen immer über wellenförmige Flächen mit
Wiesengrund und vereinzelten Gruppen niederen Gebüsches,
nirgends zeigte sich Ackerland oder eine regelmässige
Ansiedelung; nur hier und da begegneten wir einigen
Rinderherden. Nachdem wir etwa sechs Wegsstunden
zurückgelegt hatten, verliessen wir die directe nach Gondar
führende Strasse, um in dem etwas mehr östlich gelegenen
Dorfe S an k afek a n zu übernachten, wohin Ge-
tana Mariam während der Zeit zwischen seinen Handelsreisen
seine Maulthiere zur Weide schickt, damit sie für
neue Strapatzen sich gehörig kräftigen. Sein Wunsch, die
Lastthiere zu besichtigen, war auch der alleinige Grund,
warum wir dieses kleine, von sehr dürftigen Leuten bewohnte
Dorf zum Nachtquartier gewählt hatten. Der Ortsvorstand
erbot sich, eine Kuh zu meinen Ehren, oder vielmehr
Getana MariamV wegen zu schlachten; diess wurde