
alljährlich absetzt. Bedenkt man die ungeheuere Erstreckung
des von diesem Fluss angeschwemmten Landes in Nubien
und Egypten, so wird man mit Erstaunen erfüllt über die
Masse der nach und nach durch die Verwitterung zerstörten
Vulkane Abyssiniens. Noch einen ändern Maasstab der ehemaligen
Grösse dortiger Vulkane liefern die vielen, längs
den Nilufern abgesetzten Chalzedon- und Achat-Gerölle,
welche namentlich in Nubien ganze Sandinseln überdecken
und öfters sogar wieder als Conglomérat zu Kieselbrekzie
verbunden sind *), und die sicherlich einst in den Blasenräumen
abyssinischer Lavamassen erzeugt Wurden, gleich
wie ich ähnliche Steingeoden bei Buahat (Th. 1. Seite 413),
Gasdarbi (Th. 1. S. 387) und später unfern Axum (Th. 2.
S. 289) noch häufig in den Laven fand.
Die Thätigkeit der abyssinischen Vulkane ist seit dem
Anfang der historischen Zeit auf vereinzelte, aber ziemlich
häufige Erderschütterungen und auf das Vorkommen ther-
malischer Quellen beschränkt **), von welchen letzteren in
der Provinz Begemder und Quara eine grosse Anzahl vorhanden
ist ***). Was von dem Aschenregen zu halten ist,
welcher, wie ich in einer Landeschronik angegeben finde,
im Jahr . . . . statt gehabt haben soll, muss durch genaue
Forschungen im Lande ermittelt werden. Jedenfalls bemerkt
der Chronikschreiber selbst, dass diess ein für Abyssinien
ganz unerhörtes Ereigniss gewesen sey.
*) Siehe meine Reise nach Nubien Seite 17.
**) Bruce, Vol. 3. Seite 182, erwähnt einer warmen Quelle, die er
Ingerohba benennt, und welche unfern des Takazze, acht Miglien Nord-
Nordost von Hauasa entspringt.
***) ln Begemder sollen sich nach Mittheilungen des Lik Atkum und
Abba Gabreoahet an folgenden Ortschaften heisse Quellen vorfinden:
Lebek, Guramba, Geneta Georgis, Abbo und Abrean.
Aus dieser allgemeinen Skizze der abyssinischen Ge-
birgsmassen wird es jedem Geologen erklärlich seyn, warum
sich in Abyssinien meines Wissens gar keine metallische
Productioneh oder sonstige Mineralien, die für den Bergbau
eine Berücksichtigung verdienen, vorfinden. Dass zufällig
ein Stückchen gediegenes Gold aus dem Glimmerschiefer
des Berges Gedam bei Massaua durch Regengüsse
ausgewaschen wurde *), will nichts bedeuten; so etwas
kommt auch in ändern Ländern mit dieser Gebirgsforma-
tion vor, ohne dass man daselbst auf eine solche Zufälligkeit
hin anfinge, Bergbau auf Gold zu betreiben. Herrn
von Katte’s wunderliche Angabe, die sich noch obendrein
auf seine eigene directe Beobachtung gründen soll **), dass
die nämlichen Berge bei Arkiko gediegenes Eisen und vortreffliche
Steinkohlen enthalten, nebst einer Hinzufügung,
es gebe wahrscheinlich sehr viele Metalle in diesen Gebirgen,
wird wohl keinem Mineralogen als ein Gegenbeweis
gegen meinen Ausspruch über den allgemeinen Mangel
an schätzbaren mineralogischen Producten in Abyssinien
erscheinen ***). Als eine ausnahmsweise Erscheinung
ist nur das für das Land äusserst wichtige Steinsalz anzuführen,
welches östlich von der Provinz Agame, auf der
Oberfläche einer grossen Hochebene gebrochen wird, über
das ich aber nichts Näheres mittheilen kann, da ich diese
Gegend nicht bereist habe.
Wenn man bei einer Beurtheilung des abyssinischen
*) Siehe Band 1. pag. 259.
**) Katte’s Reise pag 5.
***) Pearce, Vol. 2. Seite 251, sagt, er habe auf einer Excursion an
den Maleb, d. h. nördlich von Adowa, ein Stück Stein gefunden, welches
etwas Metallisches, dem Silber Aehnliches enthalten habe. Vermuthlich
ist diess nichts als besonders glänzender Glimmerschiefer gewesen.
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