
und die Agows gehören, trotz der Verschiedenheit ihrer
Sprachdialecte zu diesem Volksstamin *). Eine zweite zahlreiche
Abtheilung der Bewohner Abyssiniens ist vermöge
ihrer Gesichtsbildung identisch mit der Race, welche ich
mit dem Namen der Aethiopier bezeichne, und die besonders
durch eine weniger zugeschärfte und durchgehends
etwas gekrümmte Nase, durch dicke Lippen, durch längliche
und nicht sonderlich feurige Augen und durch ein
sehr stark gekräuseltes und beinahe wolliges, dicht stehendes
Haupthaar sich auszeichnet **). Ein Theil der Bewohner
der abyssinischen Küste, der Provinzen Hamasen und
der ändern Districte1 längs der Nordgrenze von Abyssinien,
gehört zu diesem aethiopischen Volksstamm. Den dritten in
diesem Lande häufig zu sehenden Racen-Typus möchte ich
den der Galla-Völkerschaften nennen; ich habe das Eigentüm
liche desselben bereits Band 1 Seite 264 bei Gelegenheit
der Schilderung der Schoho’s angegeben ***), Die
im Allgemeinen wenig ansprechenden Gesichtszüge dieses
Stammes findet man ziemlich häufig bei den Bewohnern
der Provinz Tigré und unter der Soldateska der meisten
ändern Districte. Neger-Physiognomieen gewahrt man nur
bei den von Westen her eingeführten Schangalla-Sklaven,
und deren reinen oder Bastard-Abkömmlingen. Mit Aus*)
Die Abbildung in Salt’s zweiter Reise, welche die Aufschrift Abys-
sinian Slavegirl führt, kann als eine typische Darstellung dieses Theils
der Bewohner von Abyssinien betrachtet werden.
**) Als Muster-Typus dieser Abyssinier kann man die Abbildung auf
Taf. 35 in Yalentias Reise (SuakinArab) und die auf Taf. 24 (Abys-
sinian at Massowah) ansehen; Varietäten desselben sind die beiden
Figuren auf Taf. 40 (a Samauli and the Son of the Dola of Moosa).
***) Der Kopf, welchen die mit der Aufschrift „A Lasta Soldier“ versehene
Tafel 16 bei Salt enthält, kann als Typus einer Galla-Physionomie
betrachtet werden.-
nähme dieser, welche durchaus schwarz sind, ist die Hautfarbe
der übrigen Bewohner Abyssiniens, welchem Stamme
sie auch angehören mögen, unter sich sehr verschieden und
fluctuirt vom hellen Braungelb bis zum dunkelsten Schwarzbraun.
Die angegebenen, nach Abstammung und körperlicher
Beschaffenheit verschiedenen Klassen der Bewohner Abyssiniens
mussten bei ihrem fortwährenden Zusammenlebën
im Laufe der Zeit sich nothwendig sehr mit einander vermischen,
da bereits seit einer früher nicht näher zu bestimmenden
Epoche die typischen Gesichtsformen nicht zugleich
durch Sprachverschiedenheit von einander getrennt
sind, sondern diese mehr durch blosse Raumverhältnisse
bedingt wird. Zwei Hauptdialecte sind in Abyssinien die
verbreitetsten, der von Tigré und der von Amhara; der
erstere wird in den dem Takazzé östlich gelegenen Provinzen,
der letztere bloss in den südlich und westlich von
diesem Flusse liegenden Ländern gesprochen. In den von
mir bereisten Gegenden sind ausserdem noch folgende eigentüm
liche Sprachen in einzelnen Districten herrschend:
1) der Dialect der Schoho, bei den gleichnamigen Beduinen
gebräuchlich;
2) u. 3) der der Agows in der Provinz Avergale und der
westlich von Matsha herrschende, welche beide von
einander verschieden sind.
4) u. 5) die Sprachen der in den Provinzen Janfangera
und. Fangia wohnenden Felasha und Waitos;
6) die Sprache der Schangalla-Takazzé oder der unabhängigen
Bewohner des Nordens von Abyssinien *).
*) Sämmtlicbe von mir während meines Aufenthalts in Abyssinien
verfertigte Sprachverzeichnisse gingen, wie ich bereits im ersten Bande
bemerkte, bei einem Schiffbruch an der französischen Küste zu Grunde.