
Eine Ausnahme, und zwar bloss eine partielle, Statt fand *),
verdient bemerkt zu werden; denn es hebt die sinnreiche
Hypothese Volta’s über die Bildung des Hagels, in Folge
des durch elektrische Entladung entstandenen luftleeren
Raumes auf. Befremdend war es mir auch, dass wir während
meines Aufenthalts in Entschetqab nur zwei Mal (am 2.
und 3. September) heftige AVindstösse hatten, ungeachtet
der bedeutenden Höhe des Landes und der Nähe schneebedeckter
Berge, in Folge welcher Umstände doch der
Schnee zuweilen selbst bis nahe an meiner Wohnung liegen
blieb. Da gewöhnlich noch um die Mittagsstunde etwas
Sonnenschein w ar, so stand um diese Tagszeit das Thermometer
etwas höher, als gegen zwei Uhr, wo an ändern
Orten das Maximum der Tagstemperatur zu seyn pflegt.
Die Luftwärme betrug in der Regel um Mittag 5 — 9°
mehr, als bei Sonnenaufgang. Gegen Ende Septembers bedeckten
sich bereits in der Nacht die Strohdächer mit
Reif; und im Winter mögen die Einwohner bei den längeren
Nächten des December, an windigen Tagen, bedeutend
durch Kälte zu leiden haben. Nur einmal, gegen
Ende Juli und im Verlaufe des August, war der Himmel
den ganzen Tag und die Nacht über bewölkt; aber nie
hatten wir einen lange anhaltenden Regen, sondern immer
wurde derselbe nach, höchstens sechsstündiger Dauer unterbrochen.
*) Am 7. September, an welchem Tage es um eilf Uhr Morgens
donnerte und blitzte, und zwei Stunden später viele Schlossen fielen.
§. 2.
Reise von Simen nach Gondar.
'Nach dem Tode des Ras Maria (Februar 1831), war
dessen Bruder, Ras Dori, als Herrscher der Provinzen
Begemder und Dembea aufgetreten, aber er starb bereits
vier Monate später zu Debra Tabor *). Sein kaum zwölfjähriger
Neffe, Ras Ali **), erhielt nun die Verwaltung
dieser wichtigen Provinzen. Man liess ihn sogleich, trotz
seiner Jugend, eine Tochter des Djeaz Ubi heirathen, um
dadurch ein zwischen Beiden abgeschlossenes Schutz-
und Trutzbündniss zu begründen. Während Ubi mit dem
Kriege gegen die Nachkommen des Sabagadis in Tigré
beschäftiget war, befehdete Ras Ali, in Verbindung mit
dem gleichfalls jungen Djeaz Confu von Fangia ***),.
den Statthalterder Provinz Gudjam, Namens Matantu f).
Dieser Feldzug zog sich lange erfolglos hin. Matantu’s
und Ali’s Soldaten blieben auf der Grenze ihrer Statthalterschaften
Begemder und Gudjam, durch das Strombette
des Abai (östlichen Nil) getrennt, einander gegenüber
stehen, und kein Theil wagte es, die bei Alata be*)
Am 12. Sene 7323, d. li. am 18. Juni 1831.
**) Gobat, pag. 254, berichtet irrig, dass Ras Ali ein Neffe von
Ras Gugsa sey; denn dieser war sein Grossvater.
*»*) Dieser Djeaz Confu ist ein Enkel des Djeaz Maru, der, wie
früher berichtet wurde, in der Schlacht von Kosober, am 25. October
1827, um’s Leben kam. Ras Ali’s Vater hiess Alule; er war der älteste
Sohn des Ras Gugsa; Alule starb im Monat Tekemt 7315, d. h. im
October 1822.
f ) Djeaz Matantu’s Vater war der Graniasmatsch Nura, und dieser
ein Sohn oder Enkel des Djeäz Netcho, Bruder der Itegeli Mantöuab,
von welchem bei Bruce, Vol. 2. pag. 662, die Rede ist.