
Thiirmen versehenes und von grossen Höfen und Gärten
umgebenes Gebäude. Es ward vor etwa zwei hundert
Jahren bei der Gründung von Gondar durch Kaiser Fa-
sildas erbaut, und nimmt einen unregelmässigen Flächenraum
von ungefähr zwanzig Minuten im Umfange ein.
Man nennt den zunächst liegenden Theil der Stadt G im p.
Südlich vom Schlosse ist der grosse Platz, wo alle Montage
ein Markt gehalten wird; er ist jetzt beinahe rund
um von unbewohnten, zum Theil in Trümmern liegenden
Häusern umgeben. An seinem südöstlichen Ende befindet
sich, in einem von Baumreihen eingefassten Hofraume,
die grosse Kirche des heiligen Kyriäcusj sowie nach Nordost
zu, die des Abuhä Teqela Haimanot, und im Nordwesten
des Marktplatzes,, dicht am Schlosse, die Ledetat
heissende Kirche. Nach Südwesten zu liegt mitten unter
Trümmern die Kirche Bada, die grösste und schönste von
Gondar, von welcher ich in der Folge eine ausführliche
Beschreibung geben werde. Der südöstlich von der Kirche
Kyriacus liegende, aus einigen zwischen Massen von Ruinen
an einander gereihten Häusergruppen bestehende Stadt-
theilj heisst F a ras B ed , und bildet die östliche Grenze
der Stadt; in ihm befand sich meine Wohnung. Südwestlich
von demselben ist der eigentliche Marktplatz, eine
geräumige, unregelmässige Fläche, mit zerstreut umher
liegenden Felsblöcken bedeckt. Auf ihm pflegt die Masse
der Einwohner einen grossen Theil des Tages sich aufzuhalten,
und jeden Sonnabend findet sich hier eine grosse
Menge der in der Nachbarschaft von Gondar angesiedelten
Rois” , zumal da diese Bemerkung mit dem kleinen von ihm selbst,
Vol. 4. pag. 177, publicirten Plan der Stadt, auf welchem die Zahl 2
die Lage des Schlosses andeutet, in Widerspruch steht.
Leute ein, um ihre Producte umzusetzen. Noch weiter
nach Südwest zu befindet sich das jetzt am stärksten bewohnte,
den Namen Denkake führende Quartier der Stadt.
In demselben stehen die Häuser, nur von einem kleinen
Hofraume ohne Garten umgeben, dicht an einander in
sehr engen und winkeligen Gassen, welche insgesammt
durch besondere Thore abgesperrt werden können. Ebenfalls
im Südwesten, aber am Fusse des Hügels in einer
Thaltiefe, breitet sich die grosse Vorstadt aus, in welcher
nur Mahommetaner wohnen, und die daher den Namen
Islam b e d führt *). Das Flüsschen Gaha trennt dieselbe
von einem Hügel, auf welchem eine Gruppe von Häusern
liegt, welche ausschliesslich abyssinische Juden beherbergt
und desshalb F e la s h a b e d genannt wird. Westlich von
dem vor dem Schlosse gelegenen Marktplatze war das
einst von den Grossen des Reichs vorzugsweise bewohnte
Quartier, welches G a in g b e d hiess. Hier ist beinahe jede
Wohnung von einem Garten umgeben; die Gärten sind
aber jetzt fast verödet und die Häuser sehr verfallen. In
diesem Theile der Stadt wohnte einst Bruce während seines
langen Aufenthalts in Gondar. Immer mehr nach
Westen zu, und zwar etwas in der Tiefe und durch einen
Wiesengrund von der eigentlichen Stadt getrennt, liegt
das Quartier E ts c h e g h e b e d , welches seinen Namen von
dem hier residirenden Oberhaupte des abyssinischen Clerus,
dem Etscheghe, erhalten hat. Es wird, wie bereits bemerkt
ward **), für eine unverletzliche Freistätte gehalten, und
jeder Abyssinier von Ansehen und Einfluss pflegte ehe*)
Göttin (Pearce, Vol. 1. pag. 235,) benennt diese Vorstadt Salem
Ga.
**) Pag. 74.