
der Marschroute des Mehemet Begs auf seinem Feldzug
von Senaar an die Ufer des Takazzö bei Sofie mündet
ungefähr unter 14y 4 Grad nördlicher Breite ein ansehnlicher
Fluss in den Takazze, der von Osten her fliesst
und S e tif heisst *). Ist diess vielleicht der Seda oder
Sida, dessen die axumitische Inschrift erwähnt? Auf Seite
117 meiner Heise nach Nubien berichtete ich ausserdem,
dass ein Oberofficier Meheinet Beg’s, welcher im Jahr
1824 ein den Ufern des Setif entlang ziehendes Corps
commandirte, mich bei Gelegenheit unseres gemeinschaftlichen
Besuchs der Ruinen bei Kurgos, aus freiem Antrieb
versicherte, am Setif alterthümliche pyramidalische Gebäude
von behauenen Quadersteinen gefunden zu haben **).
Sind diess vielleicht die Trümmer jener Städte, deren in
der zweiten axumitischen Inschrift Erwähnung geschieht?
Mir ist es wahrscheinlich, dass diese beiden aethiopi-
schen Inschriften sich auf die Kriegsthaten eines und desselben
axumitischen Königs L a S an, des Aizanas der Griechen
, beziehen, und dass der in der fünften Zeile von
Nr. 1 und fünften und sechsten Zeile von Nr. 2 gegebene
Titel „Sohn des (Gottes) M ah rem , des keinem Feinde
bezwinglichen ***)”, dem in der griechischen Inschrift Zeile
fünf und sechs von Aizanas gebrauchten Ausdruck ,, Sohn
des Gottes des unüberwindlichen Mars” vollkommen entspricht.
Die axumitischen Fürsten haben erst gegen das
Ende, der Regierung des La San (gestorben im Jahr 356
n. Ch.) das Christenthum angenommen; ob sie aber vorher
*) Siehe meine Karte von Nubien in meiner Reise in Nubien.
**) Siehe Seite 117 meiner Reise in Nubien.
***) Uebersetzung; des Professor Rödiger, welche sicher richtiger ist
als diejenige des abyssinischen Priesters „Sohn des Ungläubigen bisher
unbesiegt’'.
zu einem heidnischen oder vielmehr zu dem jüdischen
Religionscultus sich bekannten, ist trotz der Abkunft von
einem Kriegsgott, deren sie sich rühmen, nicht mit Sicherheit
auszumitteln. Eben so schwankend dürfte die Entscheidung
der Frage seyn, ob die aethiopischen Lettern,
deren sich auch die alten Himiariter in Südarabien bedienten,
in Abyssinien oder Arabien zuerst in Gebrauch
gekommen sind; bemerkenswerth ist auf jeden Fall, dass
schon in jener alterthümlichen Zeit die Abyssinier eben
so, wie jetzt noch, die Zahlzeichen der Griechen im Gebrauch
hatten.
Zu den von mir in Axum gefundenen interessanten
Alterthümern gehört noch eine schöne Goldmünze des
Königs Aphidas, die auf Tafel 7. Figur 6 abgebildet ist,
und über welche ich ein Mehreres in dem Abschnitt, der
von der abyssinischen Geschichte handelt, berichten werde.
Sie wurde im Jahre vorher nach der Regenzeit in dem
Bette des Baches gefunden, welcher aus dem die Obelisken
enthaltenden Thale herausfliesst; ein hier ansässiger griechischer
Waffenschmied hatte glücklicher Weise diese
Münze angekauft, und sie so vor der Einschmelzung geschützt.
Alte Münzen in Gold und Erz sind übrigens schon
öfters hier gefunden worden, und sowohl Alvarez als
Policet und Pearce erwähnen derselben.
Ueber Axum habe ich noch Folgendes zu bemerken.
Ich schätze die Zahl der hiesigen Häuser nur auf ungefähr
zwei hundert; sie sind, für Abyssinien ziemlich gut,
aus Stein erbaut, und in einigen Hofräumen derselben
befinden sich kleine Rebenpflanzungen und mehrere gemauerte
Brunnen, die treffliches Trinkwasser liefern. Ausser
einigen kolossalen Sykomor-Bäumen ist die ganze Umgegend
von jeglichem Laubholz entblösst. Wie es scheint,