
mit ihm und den von ihm beherrschten Provinzen untersagt.
Meine Lage musste daher bei meiner Ankunft in
Massaua eine sehr schwierige seyn, theils weil ich nun
nicht als ein mit Firmanen des egyptischen Pascha versehener
Reisender auf die Nichtentrichtung von Zöllen für
meine Effecten Anspruch machen konnte, theils auch weil
ich direct nach Djetta mich einzuschiffen beabsichtigte.
Da fiel es mir ein, dass sich unter meinen zu Massaua zurückgelassenen
Effecten auch ein drei Fuss langer Reisepass
befand, der freilich schon im Jahr 1818 ausgefertigt
worden war, in welchem aber ganz ausdrücklich stand, dass
ich jederzeit ungehindert in jede Provinz des türkischen
Reichs mit Gefolge und Gepäck reisen könne. Ich hatte
früher nie Anlass gehabt, von diesem Papier irgend einen
Gebrauch zu machen; im gegenwärtigen Augenblick aber
musste mir dasselbe im höchsten Grade nützlich seyn. Ich
liess daher meine Leute und das Gepäck in Arkiko zurück,
und begab mich ganz in der Stille nach Massaua, wo ich
bei meinem ehemaligen Hausherrn, Hussein Effendi, einkehrte,
und zu meiner grossen Freude alle meine Effecten
in dem von ihm abgemietheten Magazine unversehrt wiederfand.
Der grossherrliche Pass machte bei meinem Besuch
des damaligen Militair-Gouverneurs einen vortrefflichen
Eindruck, zumal da ich meine ^Vünsche durch ein
angemessenes Geldgeschenk zu unterstützen die Vorsicht
hatte. Dieser Kaimakan erklärte nicht allein mein sämmt-
liches Gepäcke für zollfrei, sondern ertheilte mir sogar
alsobald ausnahmsweise die Erlaubniss, ein Schiff zur Reise
nach Djetta miethen zu dürfen. Zugleich gab er mir insgeheim
einen Wink, meine Abreise möglichst zu beschleunigen,
wovon der Grund mir erst später klar wurde. Es
war nämlich gerade damals eine von Turchi Bilmas abgeschickte
Kriegsschaluppe von Loheja mit der geheim zu
haltenden Nachricht eingelaufen, dass eine Expedition von
dreihundert Soldaten gegen Massaua in Djetta unter Segel
gegangen sey. Der Erfolg dieser Truppen-Sendung, welche
durch den in den letzten Tagen vorherrschenden Südwind
zurückgehalten worden war, konnte nicht zweifelhaft seyn,
und die türkische Besatzung sollte desshalb auch, dem
überschickten Befehle gemäss, unverzüglich nach Jemen
zurückkehren. Aus diesem Grunde war auch für den Gouverneur
gar keine Zeit da mich zu brandschatzen, und der
Umstand, dass gerade damals ein englisches Kriegsschiff
in Mocka vor Anker lag, musste demselben ausserdem einen
solchen Versuch bedenklich machen. So vereinigte sich also
auch diessmal alles zu der mir möglichst günstigen Com-
bination.
Glücklicherweise lagen wegen der seit mehreren Monaten
stattgehabten Unterbrechung des Verkehrs mit Djetta
einige für die Ueberfahrt taugliche Fahrzeuge im Hafen von
Massaua; und da auch deren Eigner bereits von einem bevorstehenden
Angriff der egyptischen Truppen Wind erhalten
hatten, so wünschte jeder derselben nicht allein mir zu billigen
Preisen sein Fahrzeug zu vermiethen, sondern beeilte
sich auch die Abfahrt möglichst zu beschleunigen. Bereits
am 4. Juli 1833 war all mein Gepäck an Bord gebracht.
Ehe wir am Abend die Anker lichteten, erhielt ich noch
die höchst unerwartete Nachricht, dass Djeaz Oeled Michael
auf seinem Zuge nach Halai in dem Districte von Gella
von den dortigen Bewohnern überfallen und zugleich mit
dem grösseren Theil des ihn begleitenden Corps erschlagen
worden sey. Hätte ich also, wozu mir Oeled Michael
selbst gerathen hatte, statt mit einem Boten zu reisen, an
seinen Zug mich angeschlossen, so würde ich vermuthlich