
8) Ein dünner Band in Quart auf Papier geschrieben,
und auf 140 Seiten eine Uebersetzung des Evangelisten
Lucas in der Tigrü-Sprache enthaltend. Es ist
das einzige Buch in dieser Sprache, welches mir zu
Gesicht gekommen ist, und ward angeblich in ganz
neuer Zeit gefertigt, und zwar in Auftrag des Missionairs
Herrn S. Gobat.
9) Ein besonders schön geschriebener dicker Quart-Band
von 405 Seiten, enthaltend des Georgis Oeled Amid
allgemeine Weltgeschichte und Geographie. Es ist
diess eine Uebersetzung der Schriften des Mascinius,
eines arabischen Schriftstellers, der gegen das Ende
des dreizehnten Jahrhunderts gelebt haben soll.
10) Ein ungeheuerer Quart-Band aus prachtvollen Pergamentblättern,
der auf 588 Seiten eine theologischdogmatische,
von den Abyssiniern H au i benannte
Schrift enthält. Schon Ludolf hatte Kunde von der
Existenz dieses Werks und erwähnt desselben in seinem
Commentar pag. 351 mit folgenden Worten:
„M atz h a f H a u i, de vitis sanctorum agit aliisque
variis argumentis: liber est magnae molis.“ Auf Seite 1
dieses Codex wird angegeben, dass „dieses Werk com-
pilirt wurde durch Abba Welig Antiakus aus dem östlich
von Jerusalem gelegenen Kloster Sig.“ Ferner
stehen Seite 12. die Worte: „Gabriel, der Sohn des
Batrik, aus dem Kloster St. Antonius, ¡ibersetzte dieses
Buch in das Arabische (aus welcher Sprache?) im Jahr
der Hedgera 483.“ Am Schlüsse des Werks endlich,
Seite 588 findet sich die Bemerkung, dass dasselbe aus
dem Arabischen ins Geez übersetzt wurde,
im Jahr 7071 der Kopten
„ 6642 der Hebräer
im Jahr 1893 der alexandrinischen Griechen,
„ 1571 nach Christi Geburt,
„ 1298 seit dem Tod der Heiligen,
„ 808 seit Agar. (?)
Dieser prachtvolle Codex ward im zwei und zwanzigsten
Regierungsjahr des Kaisers Jasu geschrieben.
Wenn diess der Kaiser Jasu Adejam Saged ist, so gehört
das Manuscript dem Jahr 1704 an; ist aber Jasu
Berhan Saged gemeint, so fällt dasselbe in das Jahr
1752.
11) El Falasfa, das heisst das Buch der A erzte; ein sorgfältig
geschriebener Quart-Band von 240 Seiten, welcher
in der Geez-Sprache Anleitung zu sympathetischen
Kuren, sowie Zauberformeln und Aehnliches,
gibt.
12) Ein dicker Band in Duodez auf Pergament, eine Lebensgeschichte
von Jesus Christus und der Jungfrau
Maria enthaltend und mit dreissig Malereien ausgeschmückt.
Er ward vermuthlich in der Mitte des achtzehnten
Jahrhunderts gefertigt, und kann zur Erkennt-
niss des Zustandes der Malerei in Abyssinien dienen.
13) Ein Bändchen in klein Quart a u f Pergament, enthaltend
21 Blätter mit Malereien, welche Scenen aus der
Lebensgeschichte Jesu darstellen. Diese Abbildungen
. sind gegen das Ende des sechszehnten Jahrhunderts
gefertigt, und enthalten äusserst charakteristische und
für Abyssinien ganz originelle Darstellungen.
14) Als fernere Materialien zur Kenntniss der Malerei
Abyssinien’s in verschiedenen Perioden, und namentlich
als einen Beweis ihres gänzlichen Verfalls in neuester
Zeit, habe ich noch folgende zwei Darstellungen
in der Frankfurter Stadt-Bibliothek deponirt: