
die theils die Regulirung der mobilen kirchlichen Feste
betrafen, theils auch, wie es mir schien, mystische Beziehungen
hatten *).
Alle abyssinischen Manuscripte sind auf Pergament geschrieben,
und zwar meistentheils recht sauber und sogar
elegant. Die Linien laufen ganz symmetrisch mit einander
parallel, und die einzelnen Blätter enthalten, je nach dem
Format derselben, zwei oder drei verticale Colonnen.
Auf der ersten Seite und am Anfänge jedes neuen Capi-
tels sind immer die Zeilen abwechselnd mit rother und
schwarzer Tinte geschrieben, und in religiösen Büchern
sind öfters colorirte Vignetten in dem Texte angebracht.
Nicht wenig überraschten mich, sowohl bei den alten als bei
den ganz neuen Büchern, die netten Verzierungen des immer
aus einem dünnen mit Leder überzogenen Holzdeckel
bestehenden Einbandes, auf welchen man mit einem heissen
Eisen Arabesken und ein Crucifix eingepresst hat. Ist der
Band sehr dick, so sind die Deckel durch Metallkrappen
geschlossen, und jedes Buch hat in der Regel auch ein
Futteral von dickem, steifem Leder, durch welches dasselbe
gegen Feuchtigkeit und mitunter auch, indem man
es vermittelst des Futterals aufhängt, gegen die Beschädigungen
der Mäuse geschützt wird. Unangenehm ist es
dagegen, dass diese Bücher nicht auch gegen die Wanzen
geschützt sind, von denen man gewöhnlich eine grosse
Menge in ihnen antrifft. Die älteren Manuscripte sind
meistens auf schönen, grossen und gleichförmigen Perga*)
Ich mache jeden wissenschaftlichen Reisenden, der nach Gondar
kommt, ganz besonders auf dieses Buch aufmerksam; es ist dasjenige,
aus welchem mir Lik Atkum die Regenten-Liste dictirte, welche ich
am Ende meines Reiseberichts veröffentliche, und deren Zeitangaben
so überraschende Genauigkeit haben.
mentbogen geschrieben; aber gegenwärtig werden von
diesen keine mehr im Vpraus und zur Auswahl verfertigt;
man muss vielmehr sogar bei zum Theil vorausbezahlter
Bestellung, lange warten, erhält dann das Pergament nur
nach und nach in einzelnen Bogen, und bequemt sich am
Ende, selbst eine schlecht zubereitete und namentlich
durch grosse Löcher entstellte Waare anzunehmen. Ich
war auf diese Mängel gefasst gewesen, und hatte mir daher
von Europa einige Quartbände von dickem holländischen
Papier und sehr schönem Ledereinbande mit Goldverzierungen
mitgebracht, in welche ich mir die Bibel und die
abyssinische Chronik wollte abschreiben lassen; aber Lik
Atkum hatte ein solches Wohlgefallen an diesen Bänden,
dass er sehr in mich drang, sie ihm zu überlassen, und
es gereichte mir zum besondern Vergnügen, ihm dieselben
als ein kleines Zeichen meiner Verbindlichkeit zum
Geschenk zu geben. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit
für Europäer, welche nach mir Abyssinien bereisen, dass,
wenn sie wünschen sich daselbst einige wichtige Manuscripte
copiren zu lassen, sie wohl daran thun, eine gehörige
Quantität mit Maschinen lineirtes dickes Papier
in Quartformat in einzelnen Bogen mitzubringen, wodurch
sie sich die Erreichung jener Absicht sehr erleichtern
werden. Auch sind ganz weisse Quartbände in reich vergoldetem
Ledereinband ein recht angenehmes Geschenk
für angesehene geistliche Personen, durch welches man
sich vielleicht den Ankauf manches wichtigen Codex möglich
macht; wenigstens wurde ich, nachdem ich die mitgebrachten
Bände an Lik Atkum verschenkt hatte , noch
einige Mal um dergleichen angegangen.
Von der Wichtigkeit genauer genealogischer Tafeln
und bestimmter Daten-Angaben bei historischen Begeben