
thigte, die Nacht vom 23. Juni und den ganzen nächsten
Vormittag an diesem Orte zu verweilen. Die anliegenden
Thäler sind zur Agricultur benutzt, obgleich der sandige
Boden keinen ergiebigen Ertrag anzeigt. Mangel an Gehölz
ist fortwährend für die Landschaft charakteristisch.
Ueber Harumela hinaus besteht das Gestein vorzugsweise
aus Schiefer. Wir verfolgten von dort eine nord-nordöst-
liche Richtung, wobei wir immer etwas aufwärts stiegen.
Nach anderthalb Stunden passirten wir das Dorf A go m e t en ,
das sich gleichfalls zu Zollerhebungen berechtigt glaubt,
und dreiviertel Stunden weiter lagerten wir uns auf der
Höhe des Schiefergebirges beim Dorfe G an tu ftu fd , wo
tertiairer Kalkstein zu Tage liegt, in welchem ein grosses
Wasserbecken dem Anschein nach künstlich eingehauen
ist. Der seit zwei Tagen fortwährend vorherrschende Südostwind
machte die Nacht über den Himmel dunstig, und
wir hatten am nächsten Morgen- (24. Juni) etwas Nebel.
Von Gantuftufe bis Halai, welche Orte sieben Stunden von
einander entfernt sind, ging der W eg in vorzugsweise nördlicher
Richtung bald über eine wellenförmige Hochfläche
der Sandstein-Terrasse, in deren schmalen Thälern hier
und da etwas Ackerbau betrieben wird, bald durch eine
culturlose, mit wildem Gesträuch bewachsene Gegend von
Glimmerschieferfels, üeberall herrschte in der damaligen
Jahreszeit Armuth an Wasser. Die Einwohnerzahl scheint
sehr gering zu seyn.
Zu Halai traf ich einen Schwager von Coffin, Namens
Aito Worke, einen ziemlich angesehenen Abyssinier, der
nebst dem einen hiesigen Häuptling, Schum Gete, beauftragt
war, uns nach Massaua zu begleiten, und dann dort
wegen der Ablieferung der englischen Waffen mit Coffin
und dem Naib von Arkiko Rücksprache zu nehmen, damit
Oeled Michael bei seiner Ankunft in Halai Alles zum Empfang
bereit fände. Eine zu meinem Schutze bessere Begleitung,
als die Gesellschaft dieser beiden Männer, hätte
ich nicht finden können; ich musste aber doch herkömmlicher
Weise noch einige Schoho-Führer annehmen, um
meine Effecten sicher zu stellen. Die Bezahlung der Letzteren
wurde durch den Schum Tefliski auf vier und einen
halben Speciesthaler festgesetzt, wogegen dieser sich selbst
für seine Bemühung ein Geschenk von zwei Thalern
ausbedang. Die besten meiner übrig gebliebenen Maul-
thiere und Esel verschenkte ich an Hadgi Agos und meine
abyssinischen Diener, so dass mir nur vier sehr mittel-
mässige übrig blieben, welche ich bei meiner Ankunft in
Arkiko dem dortigen Naib Jahia gutwillig abzutreten beschloss.
Als wir am 26. Juni den Taranta-Pass hinabstiegen,
begegneten wir auf diesem beschwerlichen Weg einen den
Schoho-Beduinen gehörenden Zug von etwa tausend Ochsen,
die aus den niederen Thälern in die höher gelegenen Regionen
geführt wurden, weil in den Niederungen der Küsten-
Thäler in jener Jahreszeit alles Gras vertrocknet ist. Diese
Thiere waren durchgehends wohl genährt und zum Theil
mit Körben voll Seesalz beladen, die von Zula hergebracht
wurden, um in Tigré gegen Durra und anderes Getreide
vertauscht zu werden. Ungeachtet des durch das Zusammentreffen
mit dieser grossen Herde verursachten Aufenthalts
bednrften wir doch kaum vier Stunden, um zu dem
am Fuss des Berges fliessenden Wasser von Mahio zu gelangen.
Hier war die Hitze in dem engen, jedem Luftzuge
unzugänglichen Thale für uns, die wir an die Temperatur
des verhältnissmässig hochgelegenen Abyssiniens gewöhnt
waren, ganz besonders drückend. Ausser dieser Unannehm-
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