
durch das Geschrei einiger Hirtenknaben verscheucht. Bei
dieser Gelegenheit erbot sich ein Eingeborner, gegen eine
bestimmte Belohnung, jene Bestie durch Gift zu erlegen.
Er füllte nun Tag für Tag die Bauchhöhle eines Hasen,
einer kleinen Antilope, oder eines ändern Säugethiers dieser
Grösse, das wir stets frisch erlegt ihm liefern mussten,
mit Giftpflanzen an, und legte dann den Leib des Thiers
unter einen Baum, in dessen Gezweige am Abend eine
junge lebende Ziege festgebunden ward, damit sie durch
ihr jämmerliches Geschrei die Raubthiere herbeiziehe ; denn
da das Geruchsorgan der katzenartigen Thiere ganz stumpf
ist, so können sie, im Gegensatz gegen die Hyänen und
ändern hundeartigen Raubthiere, nur durch das Gehörsorgan
in die ihnen gelegte Falle gelockt werden.
In der ersten Nacht berührte kein Thier die vergiftete
Speise; in der folgenden aber kam eine Hyäne dem Leoparden
zuvor, für welchen dieselbe eigentlich bestimmt
war. Dieses Thier ward, obgleich es nur einen Theil der
Locksp'eise verzehrte, von dem in derselben enthaltenen
Gifte doch so sehr betäubt, dass es, fortwährend im Kreise
herumtaumelnd und gewissermassen wehrlos geworden , am
frühesten Morgen von den Eingebornen mit leichter Mühe
erschlagen werden konnte. Diese schnitten ihr sogleich den
rechten Vorderfuss ab, gegen dessen Ablieferung an den
Gouverneur von Entschetqab sie eine kleine Belohnung
an Gerste erhielten, in Folge einer sehr vernünftigen, von
Ubi’s Grossvater, dem Ras Gabire, herrührenden Verordnung,
welche zur Verminderung der Raubthiere erlassen
worden war, und sicher den wirksamsten Erfolg gehabt
haben würde, wenn man durch eine grössere Belohnung
den Egoismus mehr angespornt hätte. Der Umstand, dass
zuerst eine Hyäne an das Gift gegangen w ar, gewährte
uns den Vortheil, dass der später erlegte Leoparde von
jener Verstümmelung frei blieb. Ein sehr grosses Individuum
dieser Bestien verzehrte in der dritten Nacht die
vergiftete Speise, und ward fünfzig Schritte von derselben
todt daliegend gefunden. Hierdurch widerlegt sich die Angabe
von Pearce *), dass diese Raubthiere nicht auf jene
Weise erlegt werden könnten, weil sie sich nur von lebender
Speise ernährten. Derselbe Reisende theilt die abys-
sinischen Landesnamen der Pflanze mit, welche das starke
Gift zum Tödten der Raubthiere liefert und welche zu
erforschen mir ebensowenig gelungen war, als ich die
Pflanze selbst näher kennen lernte; das Gift soll aus der
Wurzel einer Pflanze bereitet seyn, die nach Pearce in
der Tigré-Spcache M e rq u o ts a r und im Amharischen
S h em k irk heisst.
Zu Entschetqab wird jeden Sonnabend ein Markt gehalten,
wozu sich immer sehr viele Leute aus der ganzen
Umgegend versammeln. Mit die^ém Markte scheint es sich
indessen ebenso, wie mit dem von Edaka Achfesie bei Ba-
rakit **) zu verhalten : die meisten Besucher des Markts
kommen nämlich nur des Vergnügens wegen und um die
Tagsneuigkeiten zu erfahren. Folgendes ist ein Verzeichniss
der verschiedenen Gegenstände, welche in der Jahrszeit
, während welcher ich zu Entschetqab war (Juli —
September), daselbst zum Verkauf ausgeboten wurden.
S te in s a lz , in Stücken von einer gewissen Form und
einem bestimmten Gewicht, wie ich sie Th. 1. S. 302 beschrieb:
der Hauptartikel des Markts, theils als stellvertretende
Ausgleichungsmünze bei den meisten Verkäufen,
*) Pearce, Vol. 2. pag. 32.
**) S. Th. ] S. 330.