
findliche steinerne Brücke Deldei zu passiren, um seinen
Gegner anzugreifen. Bas Ali schickte unterdessen häufig
über Entschetqab Boten an den in Adowa befindlichen Djeaz
U bi, um ihn, kraft ihres Bündnisses, aufzufordern, die
Fortsetzung seiner Eroberungen in Tigré aufzugeben, durch
einen Marsch längs dem Westufer des Z ana-Sees, von
jener Seite her, einen Einfall in die Provinz Gudjam zu
machen, und so Matantu zum Rückzuge zu nöthigen. Aber
Ubi, dem die Unterwerfung von Tigré natürlich mehr am
Herzen la g , und der damals gerade von dem Districte
Giralda aus einen neuen Angriff gegen die Provinz Agamé
beabsichtigte, vertröstete seinen Schwiegersohn auf unbestimmte
Zeit. So gingen und kamen denn fortwährend
Boten durch Entschetqab, ohne dass über die eigentlichen
Pläne Ubi’s etwas Genaues bekannt wurde. Ich hatte bei
meiner Ankunft in jener Stadt erwartet, dass mit Ende
der Regenzeit Ubi gleichfalls daselbst eintreffen und so
mir Gelegenheit geben werde, ihn persönlich um kräftigen
Schutz bei der Fortsetzung meiner Reise nach Gondar
anzusprechen. Da ich nun eines Tags mein Bedauern über
diese getäuschte Hoffnung dem Stellvertreter Ubi’s, Schel-
lika Getana Jasu, ausdrückte, gab mir dieser zu meiner
grossen Ueberraschung die Antwort, er könne sich unter
keiner Bedingung dazu verstehen, mich bei dem gegenwärtigen
Kriegszustände allein nach Gondar reisen zu
lassen; denn diese Stadt befände sich je tz t, wegen der
Abwesenheit von Ras Ali’s Truppen gewissermassen ohne
obrigkeitliche Behörde, und der Marsch dahin wäre, obgleich
die ganze Landesstrecke unter Ubi’s directer Verwaltung
stehe, doch im gegenwärtigen Augenblicke, wo
alle Truppen nach Tigré gezogen seyeh, höchst unsicher.
Er habe ausserdem, bemerkte er noch ferner, mich als
einen etwas halsstarrigen, sich über Gefahren allzu leicht
hinwegsetzenden Mann kennen gelernt, und ohnediess.
könnte ich als Fremder, durch ein Missverständniss der
Sprache, leicht ein Unglück erleiden, worüber er dann
persönlich von Ubi zur Rechenschaft gezogen werden
würde; er könne mir desshalb, indem ich ihm von Getana
Mariam gewissermassen anvertraut sey, unter den obwaltenden
Umständen seine Erlaubniss zur Weiterreise nur
dann geben, wenn sie in Gesellschaft dieses Mannes unternommen
werde ; wolle ich daher jetzt durchaus äbreisen,
so möchte ich einen Boten nach Gondar schicken, und
Getana Mariam auffordern lassen , mich persönlich abzuholen,
widrigenfalls ich in Entschetqab die Ankunft Ubi’s
abwarten müsse.
In Folge dieser unerwarteten Erklärung entschloss ich
mich (Ende September) zur Absendung eines meiner Leüte
nach Gondar, obgleich ich nicht hoffen durfte, dass Getana
Mariam gerade im gegenwärtigen Augenblicke die nach
der kaum zu Ende gegangenen Regenzeit beschwerliche
Herreise unternehmen werde. Während dieser Bote unterr
wegs war (denn in Abyssinien werden Mittheilungen an
entfernte Orte gewöhnlich nicht brieflich, sondern durch
einen vertrauten Diener mündlich besorgt), liess ich, wiewohl
der Erfolg dieser Sendung höchst ungewiss war,
Alles für eine alsbaldige Abreise zurecht machen, namentlich
aber zur Fortschaffung der eingesammelten natur-
, historischen Gegenstände, mehrere sechs FuSs hohe und
zwei Fuss weite cylindrische Rohrkörbe anfertigen, deren
Aussenseiten zum Schutze gegen den Regen mit Leder
überzogen wurden, und die durch eigends von Getana Mariam
mitzubringende Lastträger getragen werden sollten,
da ich in der Umgegend schwerlich dazu passende Leute