
lere Erhebung über die Meeresfläche auf sechs tausend
Fuss anzuschlagen ist. — Diese allgemeine Einförmigkeit
in dem geognostischen Charakter des ganzen östlichen
Abyssiniens sah ich nur durch zwei andere Gebirgsforma-
tionen unterbrochen. Die eine derselben sind die aus
Kreide und Kalkmergel bestehenden Höhen, welche zu
Sanafe zu Tage kommen *), und die ich ausserdem noch
auf dem Wege von Adowa nach Halai zu Agometen und
Gantuftufe sah **). Die andere Ausnahme bilden die Granitmassen
, welche theils als stark verwitterte colossale
Blöcke, theils als plumpe Massen etwas südlich von Amba
Sion und unfern des Städtchens Magab sichtbar sind ***),
und die ich in Shirö, unter einer fast gleichen Breiten-
parallele, als die Seitenwände der von dem Camelo durchflossenen
Thalausflötzung wiederfand f).
Der Ostabhang der abyssinischen Küstengebirge ist in
den niedern Regionen durchgehends mit lichtem Gesträuch
bewachsen, und enthält in seinen Thalschluchten d a, wo
fliessendes Wasser ist, Gruppen von hochstämmigen Bäumen,
unter welchen besonders die Sykomor-Feige sich auszeichnet.
Höher hinauf sind dichtstehende colossale Kronleuchter
Euphorbien und Aloe-artige Pflanzen vorherrschend;
nach diesen kommt dorniges rankendes Gesträuch,
und auf der Gebirgshöhe selbst steht eine Art lichten
Waldes von grossen Juniperus-Bäumen, die zuweilen zehn
Fuss Durchmesser haben, und deren Zweige mit langenr
Flechten bedeckt sind. Die Verflachungen auf der Höhe
*) S. Th. 1. Seite 324.
**) S. Th. 2. Seite 306. Ich bedauere ungemein, dass ich wegen Zeitmangels
in diesem Kalkgestein nicht nach Fossilien forschen konnte, um
aus ihnen die Formationsperiode desselben näher bestimmen zu können.
***) S. Th. 1. Seite 356 und 358.
+) S. Th, 2. Seite 265.
des Gebirgs haben stellenweise Strecken, welche, da sie
im Sommer regelmässig durch Regen befruchtet werden,
zum Ackerbau benutzt sind. Dagegen erfreuen sich die
westlich gelegenen Niederungen des periodischen Regens
nicht in gleicher Regelmässigkeit, und d’esshalb ist der
von dem Taranta-Gebirg bis an das Thal des Takazze-
Stroms sich erstreckende Theil Abyssiniens bei vorherrschender
Lufttrockenheit öfters dem Misswachs ausgesetzt.
Ueberdiess sind einzelne Stellen dieser Gegenden, wo
durch die Sandsteinterrassen der Wasserabfluss theilweise
verhindert ist, bloss für Wiesen geeignet, welche dann
mit dem allgemeinen Anblick der grösstentheils in blosS
nacktem Felde oder wildwucherdem Gebüsch bestehenden
Landschaft lebhaft contrastiren. Eigentliche Waldpartieen
findet man nirgends; am meisten aber zeichnet sich in
der Vegetation dieser Gegend die Menge der zwiebel-
artigen Gewächse aus, die an den trockenen Stellen des
Sandsteinbodens überall hervortreiben. An den Ufern einiger
wasserlosen Strombetten gewahrt man Adansonien
von mittlerer Grösse, sowie hier und da einige colossale
Sykomorfeigenbäume.
D as Thal, in welchem der Takazze-Strom in schäumenden
Kaskaden dahinrauscht, ist mit durchaus steilen Seitenwänden
in eine Schieferformation eingewühlt; und da
dasselbe nur um drei tausend Fuss über der Meeresfläche
liegt, so herrscht in ihm eine im Vergleich mit dem übrigen
Abyssinien sehr heisse Luft-Temperatur. Die Flussufer
dieses durchgehends sehr engen und gewissermassen
von Menschen ganz unbewohnten Thaies sind mit hohen
Bäumen bewachsen ; ich habe jedoch diese nur blätter-
und blüthenlos gesehen , und es ist mir daher bloss ein
trauriges Bild von der dortigen Gegend geblieben.