
durchgehends reinlich und in ihrer Art bequem, und ins-
gesammt von Buschwerk umgeben. Die vielen stattlichen
Kirchen, welche in der gewöhnlichen abyssinischen Art
erbaut sind und von hohen Baumgruppen beschattet werben,
geben diesem Orte ein malerisches Aussehen. Die
Stadt mag wohl fünfzehn hundert Einwohner haben. Unter
diesen befinden sich besonders viele Geistliche, welche die
Regierung der Stadt unter ihren unmittelbaren Einfluss gebracht
haben, und an deren Spitze jetzt, als eine Art von
Bischof, A b b a O eled G e o rg is , ein naher Anverwandter
des Kaisers Teckla Georgis, steht. Dieser Mann, der seines
sehr geregelten Lebens und seines fleissigen Lesens der
heiligen Schrift wegen den Ruf einer grossen Religiosität
hatte, nahm mich mit sehr vieler Zuvorkommenheit auf.
Alle Fragen, die er an mich richtete, verriethen Wissbegierde
und Intelligenz; besonders angenehm aber war mir
die Unterhaltung mit ihm desswegen, weil er dabei, gegen
die Gewohnheit vieler Abyssinier, nie dogmatische Gegenstände
zur Sprache brachte. Obgleich ich ihm nur ein ver-
hältnissmässig geringes Geschenk gab, so sicherte er mir
doch in Betreff der Reise nach der Deldei-Briicke alsbald
die Erfüllung meines Wunsches zu. Nur erklärte er mir
dabei, dass es meiner Sicherheit wegen unumgänglich nö-
thig sey, diese Excursion zu Fuss zu machen und alle Waffen,
sowie mein Gepäck in Kiratza zurückzulassen. Schon am
nächsten Tage übergab er mich der Obhut eines gewissen
G e b ra M a sg a l, der, wie ich später erfuhr, das Oberhaupt
eines benachbarten, wegen der Räubereien seiner Bewohner
berüchtigten Dorfes war. Für den versprochenen Lohn
von einigen Thalern übernahm es dieser, mich sicher und
ungefährdet nach dem gewünschten Orte und wieder zurück
zu geleiten. Wir traten, da er noch am nämlichen Tage
bis zu seinem Dorfe zu gelangen wünschte, sogleich die
Reise an. Unser Weg ging in südöstlicher Richtung und
führte uns zunächst über Hügelzüge, welche mit leichtem
Buschwerk und Baumgruppen bewachsen waren. Nach fünfviertel
Stunden passirten wir einen kleinen Fluss, Namens
Gelda, welcher, von Nordost nach Südwest laufend, nicht
in den Zana-See, sondern in den A b a i (Nil) sich ergiesst,
und während der Regenzeit zuweilen dreissig Fuss hoch
anschwellen soll, jetzt aber eine Tiefe von kaum ein und
ein halb Fuss hatte. Wir kamen nach und nach an mehreren
Kirchen vorüber, welche in einiger Entfernung vom
Wege auf dem Rücken isolirter Hügel, zwischen schattigen
Baumgruppen lagen. Da die Abyssinier den Gebrauch
haben, die Thür einer jeden Kirche, an welcher sie auf
Reisen vorüberkommen, zu küssen, so pflegen sie da, wo
eine Kirche nicht unmittelbar am Wege selbst liegt, Steine
auf einen Haufen zusammen zu legen, die von jedem gläubigen
W anderer durch einen neuen Stein vermehrt w'erden,
und die benachbarte Kirche vorstellen, und diese werden
daher statt derselben von den Vorbeireisenden geküsst.
Obgleich wir an mehreren angebauten Grundstücken vorüberzogen,
so wurden wir doch keines einzigen Dorfes
ansichtig, bis wir nach einem Marsche von sieben Stunden
die Häusergruppe erreichten, welche Gebra Masgal’s Dorf
bildet und den Namen Dem basa trägt. Dieses liegt auf
einer Anhöhe, um welche ringsum alles in Ackerfeld verwandelt
ist, und zeichnet sich durch grosse Wohlhabenheit
aus; denn die Bewohner desselben entrichten gar keine
Steuern, sondern erheben vielmehr öfters ganz willkührlich
von den über die Brücke Deldei reisenden Handelsleuten
einen Zoll, und ausserdem haben sie durch ihren kriegerischen
Geist stets die willkührlichen Bedrückungen 14# der Sol