
lieh, überall von Meuterei umgebèn und für sein Stammland
Sun en einen Angriff des Djeaz Ali Faris von Lasta
her befürchtend, war mit seinem gesammten Heere angeblich
nach Antalo in der Provinz Enderta marschirt, zog
aber auf halbem Wege dahin in der grössten Eile an den
Takazze, den er bei Ber el Agow passirte. Zu diesem
Marsche durch Temben hatte er, wie man erzählte, nur
zwei Tage gebraucht, und es waren dabei sowohl viele
Menschen ums Leben gekommen, als auch zahlreiche Last-
thiere, die mit geplündertem Gute beladen waren, eine
Beute der erbitterten Einwohner geworden. In ganz Tigré
herrschte nun wieder Anarchie. Bei dieser Lage der Dinge
konnte ich nicht daran denken, für meine Reise nach der
Meeresküste Weg oder Zeit im Voraus zu bestimmen. Aber
wie sich auch immer die politischen Verhältnisse stellen
mochten, konnte ich nie daran denken, ohne eine beträchtliche
Zahl tuchtiger Lastträger, mich auf den Marsch zu
begeben. Ich beschloss daher, mich der Letzteren zu jedem
Preis zu versichern, und, damit ich bei dem ersten günstigen
Moment sogleich abreisen könne, dieselben nach Gondar
kommen zu lassen, um — möchte ihre Ernährung mich auch
noch so viel kosten—jeden Augenblick auf brechen zu können.
Ich fertigte also einestheils einen zweiten Boten nach
Adowa ab, um unter jeder Bedingung die nöthige Zahl
solcher Menschen mir zuzuführen, und anderestheils sandte
ich direct nach Simen einen Brief an übi, in welchem ich
angelegentlichst bat, mir einen seiner Diener zur Begleitung
durch seine Provinzen zu schicken.
In der Zwischenzeit ereignete sich in Gondar nichts
von Bedeutung. Auf den 14. April fiel nach der unter den
Abyssiniern gebräuchlichen Berechnung der Ostersonntag,
und bei Gelegenheit dieses Festes schwelgte die gmuä
christliche Bevölkerung acht Tage lang in den von mir
bereits beschriebenen Ess- und Trinkgelagen. Sie entschädigten
sich auf das Unmässigste für die nun beendeten
strengen Fasten, so dass die meisten von ihnen während
der Oster-Woche tagtäglich betrunken waren, und Zügellosigkeit
jeder Art zur Verherrlichung des Festes zu gehören
schien. Ich benutzte einen dieser lärmvollen Tage,
um den direct im Norden von Gondar gelegenen Berg
Atanachö zu besteigen, und auf seinem Gipfel Azimirthal-
Richtungen zu dem Meridian der Magnetnadel aufzunehmen.
Meine dortigen, für die kartographische Orientirung
des Zana-Sees sehr nützlichen Beobachtungen ergaben
Folgendes:
Ende des Vorgebirgs bei Gorgora . . . 221°
Die beiden kleinen Inseln Bejeda und Gelila . 2171/ a
Der hohe Berg der Insel Daka ... . . . 209V2
Höhe von Gogube, nördlich von der Stadt Kiratza 200x/ 4
Richtung des Wegs nach Ifak und Bada . . 173
Zum Behuf weiterer Beobachtungen schickte ich meinen
Gehülfen Theodor Erckel zu zwei verschiedenen Malen
mit einem Barometer an die Ufer des Zana-Sees, um daselbst,
während ich das Gleiche in Gondar that, den Grad
des Luftdrucks aufzuzeichnen. Es ergab sich aus diesen
correspondirenden Beobachtungen, das der Zana-See 1232
franz. Fuss tiefer liegt als meine Wohnung in dieser Stadt,
deren absolute Höhe, gemäss einer langen Reihe von Beobachtungen,
6964 franz. Fuss beträgt, so dass also der Wasserspiegel
des Sees 5732 Fuss über dem Meere erhaben ist.
D as End-Resultat meiner vielen astronomischen Beobachtungen,
unter welchen sich zwei wohlgelungene Stern-
Occultationen befinden, ergibt für die geographische Länge
meiner Wohnung 37° 31' 57" östlich von Greenwich und