
Kirchen Gondar’s, die des Kyriacus ausgenommen, abweichenden
Grundplanes für eine der ältesten halten. Sie
bildet ein längliches Rechteck und hat an der Vorderseite
zwei neben einander stehende Eingangspforten. Der innere
Raum ist hoch und hat einen horizontalen, in viereckige
Felder abgetheilten Plafond, deren jedes mit einem gemalten
Engelskopf geschmückt ist. Ueber dem gleichfalls
einen doppelten Eingang bildenden Thorwege der Ringmauer
des Hofes ist eine gewölbte Stube erbaut, in welcher
die erwähnten Glocken hängen. Der Durchmesser der
einen beträgt zwei Fuss zehn Zoll, und ihre Höhe schätze
ich auf drei und einen halben Fuss; die andere dagegen
ist nur halb so gross. Beide haben weder eine Verzierung
noch eine Inschrift, ausser der Zahl dreizehn, welche in
der Höhlung der grossen, und der Zahl fünf, welche in
der der kleinen mit schwarzer Farbe angeschrieben ist
(sollen diese Zahlen vielleicht das Gewicht anzeig'eri?).
Diese Glocken sind europäischen Ursprungs, und wurden
im Jahr 1691 von den Holländern dem Kaiser Jasu Adjam
Saged, einem Enkel des Fasildas, überschickt, welcher von
1682 — 1705 regierte *). Beide sind noch ganz unbeschä-
digt, und haben einen reinen Klang; aber ein grösser
Theil des Schalls gebt wegen der allzu kleinen Fensteröffnung
der Glockenstube und der Höhe der dicht daran
stehenden Bäume verloren. Nach einem Memorandum, welches
die ersten und letzten Blätter eines der Kirche gehörenden
Psalteriums bildet, wurden diese Glocken auf einer
*) Ludolf beschreibt sie ja seinem,Appendix ad historiam Aetbio-
picam (Frankfurt 1693 pag. 21) folgendermassen; Duae campanae ex
quinquc metallis. Pondus uniqs est octingentarum, unius et quadra-
ginta librarum Hollandicarum, et alterius pondus, ducentarum septem
et quadraginta librarum Hollandicarum.
Art von Schleife, die auf Walzen ruhete und durch acht
Pferde gezogen ward, von der Meeresküste hierher gebracht.
Die grösste Kirche von Gondar ist diejenige, welche
Kaiser Teqela Haimanot, der Sohn des Kaisers Johannes,
um das Jahr 1775 erbauen liess. Sie führt den Namen
B a d a und liegt im Quartiere Gaingbed. Mit ihrem hohen
konischen Dache überragt sie alle andere Kirchen
der Stadt, und zeichnet sich ausserdem auch durch ein
grosses griechisches K reuz von Messing, welches auf ihrem
Dachgiebel steht, bis in weite Ferne hin aus. Ich besuchte
diese Kirche bei Gelegenheit des Weihefestes,
welches auf den 11. December fiel und eine grosse Menschenmenge
in ihr zusammenführte. Man hatte die Aufmerksamkeit,
mir einen besondern Platz neben der Bundeslade
anzuweisen, wo ich unter anderen vornehmen Leuten
auch den Prinzen Serubabel, einen Sohn des Kaisers
Teqela Georgis, antraf und näher kennen lernte. Dieser
Prinz, der die Insel Matzraka im Zana-See zu seinem gewöhnlichen
Aufenthaltsorte gewählt hatte, war ein schöner
kräftiger Mann von hoher Gestalt und dem Aussehen nach
etwa vierzig Jahre alt; der Ausdruck seines Gesichts und
sein Betragen verriethen das Bewusstseyn seiner fürstlichen
Abkunft, dagegen hatte er nicht das Aussehen einer
entsprechenden geistigen Superiorität. Warum er nie versuchte,
sich des Thrones zu bemächtigen, blieb mir unbekannt;
die Erkenntniss des jämmerlichen Zustandes der
kaiserlichen Würde und des Charakters der Grossen mag
wohl der Grund davon seyn.
Die goldene oder vergoldete Krone, welche Kaiser
Teqela Haimanot zu tragen pflegte, und bei seiner Abdankung
(1777) der Kirche schenkte, ist der des Kaisers Joas
zu Koskam ähnlich. Auch sie ward bei dem feierlichen
*