
mals hier eine Wohnung- zu haben; daher stehen auch die
dermalen grossentheils in Trümmern liegenden Häuser
dieses Quartiers dicht beisammen. Im Norden des Schlosses
liegt noch eine Häusergruppe, welche von vielen Ruinen
umgeben ist und nach einer daselbst befindlichen Kirche
den Namen D e b ra A b re h a n führt.
Obgleich um sehr viele Häuser von Gondar sich ein
kleines, von einigen Wanzey-Bäumen *) oder einem Gesho-
Strauch **) beschattetes Gärtchen befindet, und um viele
Kirchen Reihen von Juniperus-Bäumen stehen; so kann
man doch ohne grosse Schwierigkeit die Zahl der jetzt
bewohnbaren Häuser der ganzen Stadt übersehen und abschätzen.
Ich fand nachstehende Zahlen:
In Islambed ' ......................... 300
in Etscheghebed.......................... .... 200
in Felashabed . . . . . . . . . . 60
in den übrigen vier Quartieren zusammen 440
oder in ganz Gondar 1000 Häuser.
Für jedes Haus kann man jetzt durchschnittlich sechs
bis sieben Bewohner annehmen; und die ganze Einwohnerzahl
der Stadt beläuft sich somit auf nur sechs tausend
fünf hundert Köpfe. Bruce schätzte die Häuserzahl von
Islambed allein auf drei tausend ***), an einer ändern
Stelle seiner Reise f) aber nur auf tausend; die Bevölkerung
von ganz Gondar schlug er zu seiner Zeit (1770)
auf zehn tausend Familien an f f ) . Periodisch und vor*)
Cordia abyssinica, abgebildet in Bruce Appendix Taf. 17.
**) Rhamnus Gescho, abgebildet in Bruce Appendix Taf. 50.
***) Bruce, Yol. 3. pag. 223.
f) Ib. pag. 431.
ff) Ib. pag. 430.
übergehend übersteigt übrigens die Einwohnerzahl meine
Schätzung, nämlich an den regelmässigen wöchentlichen
Markttagen, oder wenn die Umgegend durch Krieg heimgesucht
wird und dann der unbeschützte Landmann in der
Stadt ein Asyl sucht.
Gondar hat den grossen Nachtheil, dass innerhalb seines
Umkreises sich gar kein TrinkwasSer findet. Dieses
muss entweder aus den beiden Flüsschen am Fusse des
Hügels, oder aus einer Quelle, welche sich in der halben
Höhe des östlichen Abhanges befindet, geholt werden,
und es tritt desshalb, wenn die Stadt von einer feindlichen
Kriegsmacht bedrängt wird, leicht Wassersnoth ein. Alle
Häuser von Gondar sind aus unbehauenen vulkanischen
Steinen erbaut, die durch lehmige Erde mit einander verbunden
sind; sie haben insgesammt eine cylindrische Form
und zur Decke ein conisches Strohdach. Sie unterscheiden
sich von einander bloss durch ihre Höhe und Tiefe, und
sind den von mir (Th. 1, S. 347) beschriebenen Häusern
von Ategerat ähnlich. Sie haben-, wie diese, im Innern
fünf Abtheilungen, nach Aussen zu drei Thüren. Wenn
man von dem nach der Strasse zu liegenden Hofraume
her durch die Hausthüre ein tritt, so kommt man zuerst
in ein kleines Zimmer, auf welches sodann ein grosses,
längliches Zimmer folgt, das die ganze Mitte des Hauses
einnimmt, und durch einen anstossenden Alkoven bis an
die der vordem Hausthüre entgegen gesetzte Hauswand
reicht. Dieser salonartige Raum hat immer fünf Thüren:
eine zur Verbindung mit dem vordem Zimmer, zwei rechts
und links von derselben, welche in die zwischen dem
Hauptzimmer und den beiden Seitenhausthüren befindlichen
Räume führen, und endlich zwei kleine Thüren auf
den beiden Seiten des Alkovens, von denen die zur
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