
etwas bergauf, und lagerten uns dann an der Hütte des
Schum vom Dorfe Aiera. Auf ausdrücklichen Befehl des
Palambares Alie hatte der Schum von Workemider mit
einigen Bewaffneten mich hierher begleiten müssen, um
dem hiesigen Ortsvorstande anzuzeigen, dass er uns im
Namen seines Herrn ein gewisses Quantum T ef und To-
kussa unentgeltlich zu geben habe: eine für uns sehr angenehme
Verfügung, da man bekanntermassen in Abyssi-
nien grosse Schwierigkeit hat, Lebensmittel anders als auf
regelmässigen Märkten einzukaufen. Ich bezahlte dem Ortsvorstande
das uns gelieferte Getreide, und gab ihm aus-
serdem so viel blaues und rothes Baumwollenzeug, als zu
einigen farbigen Borden an den Umhängtüchern nöthig ist,
und etwas Pfeffer zum Geschenk, was, als nicht erwartet, mit
Freude angenommen ward. Die Umgegend von Aiera bestehet
aus dünn beholzten Hügeln, von welchen man nach
Süden zu die ganze amphitheatralisch von Bergzügen umgebene
Niederung von Janfangera übersieht, in deren Westen
sich besonders die Granit-Berggruppe von Armatgioho
auszeichnet. Das Dorf hat um hundert Wohnungen, deren
Besitzer seit vielen Jahren von Krieg verschont blieben
und desshalb reich an Vieh und Fruchtvorräthen waren.
Sonstige Ortschaften finden sich im Umkreise von drei
Stunden nicht, mit alleiniger Ausnahme der sechs Hütten,
welche den Namen N e g a rit führen. Dieses Dörfchen,
wohin mich Saifu beschieden hatte, weil sich in der Umgebung
desselben besonders viele grosse Antilopen-Arten
finden, liegt anderthalb Stunden direct im Osten von
Aiera. Der Weg dahin ist romantisch zu nennen, wegen
seiner hohen Baumgruppen an halbvertrockneten Wasserbächen,
die in Felsspalten nach Osten zu in den Savia-
Strom abfliessen, von dem ich unten mehr angeben werde.
In Negarit fanden wir nur einige alte Leute und die weibliche
Jugend; denn die erwachsenen Männer waren alle
seit Wochen mit verschiedenen Jägergesellschaften ausgezogen,
um dem jetzo in den Niederungen weidenden Wilde
nachzustellen, dessen Jagd sie für eine eben so nützliche
als ehrenvolle Beschäftigung ansehen. In den meisten Hütten
hingen getrocknete Elephantenrüssel oder die Schweife
von Büffeln, welche von den Wohnungsbesitzern erlegt
worden waren, und als Zeichen des persönlichen Muthes
aufbewahrt wurden. Wirklich ist es auch keine leichte Aufgabe,
Bestien dieser Art mit einfachen Speeren anzugTei-
fen, und in einem solchen Kampfe die ganze Wuth derselben
zu erregen: Gewinnsucht allein, ohne rivalisirenden
Ehigeiz, wäre hierzu kein hinlängliches Reizmittel.
Ich liess mich zu Negarit sechs Tage lang durch die
von Saifu gemachte Erklärung hinhalten, dass sein Hauptbestreben
auf die Erlegung der-von mir gewünschten Thiere
gerichtet sey, und dass ich daher ja fortwährend zu Hause
bleiben solle, um auf die erste Nachricht von einem glücklich
gefallenen Schüsse nach dem Jagdplatze zu eilen, und
das erlegte Thier zu enthäuten, weil dasselbe sonst in der
Nacht von den reissenden Thieren verzehrt werden würde.
In Wirklichkeit dachte Saifu jedoch an nichts anders als
an die Elephanten, deren Erlegung für ihn freilich viel
nutzbringender war, als die eines Büffels oder einer grossew
-Antilope, für welche ich ihm nur beiläufig acht Species-
Thaler per Stück vergüten wollte. Als ich daher bei näherer
Bekanntschaft mit den Eingebornen erfuhr, dass für
meine ^wecke das Dorf N eg a d it ein weit passenderer
Standort sey, weil auf einer weiten Niederung in der Nähe
desselben üppige und jetzt gerade in der Reife stehende
Durra-Pflanzungen wären, und diese häufig von den ge