
Obelisken finden. Aus der Verwendung dieses Bruchstücks
ergibt sich von selbst, dass der gepflasterte Weg viel neuer
ist, als die Errichtung der Obelisken, oder vielmehr dass
derselbe erst nach deren Zerstörung angelegt wurde. In
der Mauer der Terrasse rechts von der Treppe enthält ein
grösser Lavastein eine aus drei Worten bestehende Inschrift,
welche Salt pag. 408 folgendermassen übersetzte:
„Dieser ist der Grabstein des Bazen.“ Da am Anfang und
Ende dieser Worte ein christliches Kreuz ist/, der einzigOe
abyssinische König des Namens Bazen aber mehr als drei
hundert Jahre vor Einführung des Christenthums lebte;
da ferner die einzelnen Wörter der Inschrift durch zwei
übereinander stehende Puncte und nicht durch einen ver-
ticalen Strich von einander getrennt sind, welches Letztere
bei allen alten aethiopischen Inschriften der Fall ist; und
da endlich Lapidar-Grabschriften noch von keinem ReL
senden in Abyssinien gefunden wurden: so ist entweder die
Richtigkeit jener Uebersetzung in.Zweifel zu ziehen, oder
wenigstens der Namen des Beerdigten nicht auf König
Bazen zu beziehen.
Die Terrasse bildet ein grosses, um fünfzehn Fuss hoch
aufgemauertes längliches Rechteck, dessen äussere Wand
in Absätze abgetheilt ist, von welchen der obere immer ein
Paar Zoll kürzer als der unmittelbar darunter liegende ist.
Die auf der obern Fläche der Terrasse erbaute Kirche
steht weder selbst in der Mitte derselben, noch entspricht
die Lage ihres Hauptthors der zuvor beschriebenen grossen
Treppe, sondern sie liegt vielmehr etwas mehr nach Westen;
ich vermuthe daher, dass dieser Tempel von weit
späterem Ursprung ist, als die Terrasse, welche überdiess
durchaus von sorgsam behauenen Quadern erbaut ist, während
man bei der Kirche häufig unbehauene Steine angewendet
sieht. Diese Kirche, welche mit Ausnahme ihrer
Grösse in jeder ändern Beziehung den meisten von mir
in Gondar gesehenen nachsteht, hat die Form eines länglichen
Rechtecks, dessen schmälere Seite mit dem Haupteingang
nach Norden zu gerichtet ist. *) Hier bilden vier
dicke Pfeiler eine Art von Porticus, von welchem man
durch drei Thüren in den innern Raum gelangt. Dieser
ist durch zwei Reihen plumper Pfeiler in drei Schiffe von
gleicher Höhe abgetheilt, welche durch einige kleine und
schmale Fenster ein sehr spärliches Licht erhalten; die
Decke bilden horizontal liegende Balken, auf denen ausserhalb
eine dicke Kalkstuck-Schichte ruht; geschmacklose Und
stark beschädigte Malereien bedecken die Wände und der
Fussboden ist mit wahren Haufen von Schmutz angefüllt.
Ein kleiner Thurm an der nordwestlichen Ecke der Kirche
enthält eine Treppe, die zu dem flachen, mit Zinnen umgebenen
Dach derselben führt. Im Osten der Kirche steht
ein kleines niedriges Haus, in welchem zwei sehr roh und
in Abyssinien selbst gegossene Metallglocken hängen, und
in einem ändern in der Nähe befindlichen Hause werden
die Pretiosen der Kirche, Metallkronen, grosse Kreuze,
Manuscripte u. dgl. m. aufbewahrt. An der östlichen Basis
der Terrasse ist ein aus Lava gehauener und bis zum
Rande in die Erde eingegrabener Sarkophag zu sehen, aus
*) Wenn ich die in meinem Tagebuch enthaltene Beschreibung der
Kirche von Axum mit dem Grundplan derselben, welchen Salt in Var
lentia’s Reisen mittheilt, vergleiche, so zeigt es sich, dass Salt und ich
in Betreff der Hauptrichtung des Gebäudes um 90° von einander abweichen,
indem alles, was meine in Axum gemachte Beschreibung nach
Norden verlegt, von Salt als gegen Westen zu-befindlich angegeben
wird. Ich glaube, dass der Irrthum, welchen einer von uns Beiden begangen
haben muss, mir zufällt, und dass wahrscheinlich das Ende der
Kirche gen Osten, ihr Eingang aber im Westen ist.