
heller Tag war, noch iiberdiess eine jener langen brennenden
Fackeln von Rohrstengeln hatte. Nachdem man sich
auf der Anhöhe eine halbe Stunde lang an dem Scheiterhaufen
gewärmt hatte, kam der ganze Haufen unter dem
Klange- der Musik zurück. Auf einem zwischen meiner
und des Djeaz Ubi Whhnung gelegenen geräumigen Wiesengrunde
wurde für einige Zeit Halt gemacht. Hier verfolgten
sich die Reiter in scheinbar wilder Unordnung
gegenseitig im Galopp, wobei man kleine Rohrstengel,
als sinnbildliche Lanzen, auf einander schleuderte. Ich
liess bei dieser Gelegenheit meine Leute, zu Ehren des
Festes, mehrere Flintensalven abfeuern, was sehr zu a:e-
fallen schien, und -wobei man besonders die für einen
Abyssinier unbegreifliche Schnelligkeit des Ladens bewunderte.
Von da ging der Zug an den Fuss des Hügels, auf
welchen sich gewöhnlich der Gouverneur zum Rechtsprechen
begibt, und wo derselbe sich unterdessen eingefunden
hatte. Hier wurden mehrere Stunden lang die
Evolutionen der Reiter wiederholt, wobei mehr als einer
wegen Wendungen, die nicht mit dem Aufspringeh der
Pferde harmonirten, auf den Rasen stürzte. Späterhin
führte auch das Fussvolk kriegerische Tänze mit Gesang
auf, die bis gegen Mittag dauerten, worauf sich die ganze
Gesellschaft nach und nach zerstreute. Im Laufe des Nachmittags
brachten die Vorsteher der benachbarten Dörfer
dem Gouverneur Geschenke von Schafen und gemästeten
Ziegen, und dieser bewirthete nun am folgenden Tage
alle Besuchenden, mehrere hundert an der Zahl, mit einem
stattlichen abyssinischen Schmause. Rohes Fleisch , Brod
und die gewöhnlichen Getränke wurden im Ueberflusse
herumgereicht, so dass gar mancher der Anwesenden am
Abend den Weg in seine Hütte nicht allein zu finden
vermochte. So endigte dieses Fest, welches von den Abys-
siniern gewissermassen als das heiligste angesehen wird.
Ich betrachtete es in mancher Hinsicht als einen sehr erfreulichen
Zufall, dass der gegenwärtige Krieg in Tigre
beinahe alle mit Flinten bewaffnete Soldaten von Entschet-
qab entfernt hielt; denn da sie am Masgalfeste als Freu-
densbezeugung ihre durchgehends scharf geladenen Flinten
abzufeuern pflegen, so geschieht es beinahe jedes Jahr, dass
durch Zufall einige Menschen getödtet werden *). Bei Gelegenheit
dieses Festes hält auch jeder Statthalter einer
Provinz Heerschau über seine Truppen, und wie aus einer
Mittheilung Pearce’s-erhellt, (Vol. 1. pag. 139) werden an
diesem Tage auch die jährlichen Naturalabgaben von den
einzelnen Ortsvorständen entrichtet, was zu verificiren ich
keine Gelegenheit,hatte, wenn nicht vielleicht jene von
mir als Schenkungen bezeichnete Darbringung von Lebensmitteln
eine Steuereinlieferung war.
Die Reiter, welche an dem Masgalfeste **) paradirten,
waren zwar ziemlich tollkühn in den von ihnen gemachten
Evolutionen, zeigten aber dabei nichts weniger als
grosse Geschicklichkeit. Die Pferde schienen mir durchgehends
von mittelmässiger Qualität, obwohl sie gross und
von robustem Knochenbau waren. Der abyssinische Sattel
ist leicht von Holz gefertigt, unten mit Lederkissen gefüttert
und gewährt durch einen vornen befindlichen hohen Knopf
und den in Gestalt einer Lehne gebogenen starken Hin*)
Siehe Pearce, Vol. 1. pag. 138.
**) Das Masgalfest ist, wie vorstehend bemerkt, zu Ehren des aufgefundenen
Kreuzes Christi. Cömbes und Tamisier, Vol. 2. pag. 177,
sagen: Das Masgalfest werde zu Ehren der beendigten Regenzeit gefeiert
!!!