
heiten hat hier zu Lande Niemand einen Begriff, und ich
hatte daher in dieser Hinsicht mit den grössten Schwierigkeiten
zu kämpfen. Hiob Ludolf hat die Geschlechts-
Tafel des abyssinischen Kaiserhauses von Beda Mariam
an (1468), bis auf Fasildes (f 1667) bekannt gemacht *);
diese enthält jedoch mehrere wesentliche Fehler. Die geschichtlichen
Mittheilungen, welche Bruce über die Periode
vom fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhundert publi-
cirte, sind, so weit ich sie zu prüfen Gelegenheit hatte,
sehr genau; aber ich kann dazu Beiträge durch richtigere
Daten-Angaben liefern, worin er öfters gefehlt hat. Die
unverdaulichen historischen Notizen dagegen, welche Salt
in seinen beiden Reiseberichten, und ganz neuerdings auch
die Hrn. Tamisier und Combes bekannt gemacht haben,
enthalten die handgreiflichsten Irrungen, von denen es zu
verwundern ist, dass sie unbemerkt geblieben sind**).
*) Historia Aethiopica, Lib. ü. Cap. YIII.
**) Ich will nur einige wenige Beispiele anführen. Salt (in Lord
Valentia’s Reisen, Octav-Edition, Yol. 3. pag. 157) bemerkt ganz richtig,
dass Salomon, der Nachfolger des Kaisers Teqela Haimanot, nicht
dessen Sohn, sondern der des Kaisers David (von ihm Ayto Edayut
genannt) gewesen sey, und dass derselbe nach zweijähriger Regierung
(Anno 1778) starb. Dagegen sagt derselbe Salt in seiner zweiten Reise
nach Abyssinien (Quart-Ausgabe pag. 474), dass dieser Salomon, dessen
Vater David bereits 1719 starb, im Jahr 1810 noch lebe. In dem
an der letzteren Stelle gegebenen Verzeichniss der abyssinischen Kaiser
lässt Salt, in einem Zeiträume von nur fünfzig Jahren, nicht weniger
als zwei Kaiser ganz aus, nämlich den Johannes, Teqela Haimanot’s
Vater, welcher 1768 regierte, und Salomon, den Sohn des Letzteren,
der zu zwei verschiedenen Zeiten auf dem Throne sass, nämlich dreizehn
Monate lang um’s Jahr 1796 und drei Monate im Jahr 1798.
Tamisier, im dritten Bande seiner Reise, wo er von der abyssinischen
Geschichte einen Auszug voller Irrthümer gibt, vergisst gleichfalls diesen
Kaiser Salomon ganz, und lässt (pag. 130) den Kaiser Beda Ma-
Diess veranlasste mich, mit besonderer Sorgfalt die genealogische
und chronologische Seite der abyssinischen
Geschichte zu erforschen, namentlich in Betreff der letzten
sechzig Jahre, d. h. seit Bruce’s Rückkehr aus diesem
Lande. Zu diesem Zwecke war mir das Wichtigste die
persönliche Bekanntschaft und der Umgang mit den Priestern
der Kirche Koskam, sowie mit mehreren Söhnen des
verstorbenen Kaisers Teqela Georgis, jenes speciellen
Freundes von Bruce, über dessen Charakter und Leben
der schottische Reisende mancherlei Mittheilungen gemacht
hat.' Auch Koskam kennen wir durch die Schilderung,
welche Bruce aus Veranlassung seines langen Aufenthaltes
bei der Itegeh Mantöuab davon gegeben hat;
aber das dortige prachtvolle Lustschloss, welches damals
ein Wohnsitz des Glanzes war, und die zu demselben
gehörende Kirche, Für deren Erbauung diese Fürstin ihre
meisten Geldmittel verschwendete, wie ganz anders sehen
sie jetzt als damals aus!
Koskam liegt eine und eine drittel Stunde nordwestlich
von Gondar, auf der halben Höhe des in jener Gegend
befindlichen Hügelzugs. Zwischen beiden Orten besteht
das Land aus einem wellenförmigen Wiesengrunde, durch
den der G aha fliesst. Links vom Wege liegt das von
Kaiser Jasu Berhan Saged erbaute Schloss G ah a M an-
k it, von welchem ich bei einer ändern Gelegenheit reden
werde, und das, sonderbar genug, Bruce gar nicht erwähnt.
Die Gebäulichkeiten von Koskam stehen unfern
des steilen Ufers eines meist trockenen Bergstroms, und
riam im Jahr 1787 umkommen, während derselbe noch bei meiner
Anwesenheit in Abyssinien, d. h. im Jahr 1833, als vier und achtzigjähriger
Greis lebte, etc. etc.