
aber natürlich von uns nicht angenommen. Dabei entschuldigte
sich der Wirth, dass er uns nicht einmal mit Brod
aufwarten könne, weil er schon längst keine Cerealien mehr
baue, und sein ganzer gekaufter Vorrath bereits aufgezehrt
sey.
Zu Sankafekan erhielten wir eine ganz unerwartete und
höchst unangenehme Nachricht. Aito Ja su *) nämlich, der
Sohn des Kaisers Salomon und somit ein Enkel von Te-
qela Haimanot, welcher vom 25. Juni 1830 bis 18. März
1832 den Thron von Gondar inne gehabt hatte, trieb nach
seiner Absetzung mit den ihm zugethanen Leuten förmlichen
Strassenraub, und lebte, seitdem er desshalb verfolgt
ward, in der Wohnung des in Gondar residirenden
Oberhaupts der abyssinischen Geistlichkeit, welcher den
Titel Etscheghe führt **), und dessen Haus, nebst dem
ganzen Quartier, in welchem dasselbe liegt, eines der oben
erwähnten unverletzlichen Asyle ist. Jasu war nun, nachdem
er mit einer grossen Zahl seiner Spiesgesellen Absprache
genommen, in der vorletzten Nacht mit etwa zweihundert
derselben heimlich von Gondar aufgebrochen, ohne
dass man bis jetzt in Erfahrung bringen konnte, wohin er
gezogen sey, und was er im Schilde führe; man muth-
masste, dass er sich auf dem von uns zu passirenden Wege
versteckt halte, um die von dem Markt von Dobark heimkehrenden
Krämer auszuplündern, oder vielleicht auch um
mich zu berauben, da von meiner bevorstehenden Ankunft
und ausserordentlich grossen Schätzen man zu Gondar, in
*) Gobaf, pag. 254, nennt diesen Kaiser Joas; Tamisier, Yol. 3.
p. 156, begeht den nämlichen Fehler; hat er vielleicht Herrn Gobat
copirt ?
**) Yon der Würde der Etscheghes werde ich ein mehreres bei der
Beschreibung von Gondar mittheilen.
Folge von Getana Mariam’s Reise nach Simen, sich viel
unterhielt. Was mich einigermassen beruhigte, war, dass
die ganze Bande des Ex-Kaisers nicht ein einziges Feuer-
eewehr hatte, während meine kleine C5 ' Gesellschaft, wenn es zu einem Angriff kommen sollte, doch neunzehn Schüsse
in Bereitschaft hatte. Getana Mariam und die ändern Abys-
sinier erschracken nicht wenig über jene Nachricht, und
beriethen sich ängstlich, was unter den obwaltenden Umständen
am zweckmässigsten sey. Einige schlugen vor, in
das Asyl der nicht gar fgrnen Kirche von Dokua zurückzukehren;
Andere waren der Meinung, hier im Dorfe selbst
zu bleiben und die von Gondar gewiss kommende Hülfe
abzuwarten, oder uns durch die vom Markte von Dobark
heimkehrenden Leute so zu verstärken, dass wir, auch ohne
die Waffen zu gebrauchen, den Räubern imponiren könnten.
Während man hierüber discutirte, überzog sich der
Himmel mit Gewitterwolken, die bald in einen von sieben
Uhr Abends bis zwei Uhr nach Mitternacht dauernden Regen
ausbrachen. Ich erkannte diesen Regenschauer alsbald
für einen günstigen Zufall, um der Gefahr der Beraubung
zu entgehen, ohne unsern Heldenmuth auf die Probe zu
setzen. Denn wenn wir in der Nacht, während des Regens,
in aller Stille den gewöhnlichen Weg nach Gondar zogen,
so konnte ich mit ziemlicher Gewissheit hoffen, dass die
den ganz ungewöhnlichen Entschluss einer nächtlichen
Reise bei Regenwetter sicher nicht vermuthenden und ohnehin
in Betreff des nächtlichen Dunkels äusserst abergläubischen
Abyssinier uns nicht angreifen würden. Wir konnten
dann aber am nächsten Morgen, schon in aller Frühe
Gondar erreichen. Wir begannen also gegen Mitternacht
unsere Maulthiere zu bepacken, und zur besondern Vorsicht
bewog Getana Mariam den ihm speciell befreundeten