
z. B. äusserst gesellig;, werden schnell mit einander dem
Anschein nach freundschaftlichst bekannt und vertraut, benennen
sich in ihren Gesprächen häufig Brüder und Schwestern,
und erzeigen sich mit der grössten Willfährigkeit gegenseitig
kleine Dienste.
Um hier^ bloss in Betreff des diebischen Wesens der
Abyssinier einige von mir zu Entschetqab gemachte Erfahrungen
anzuführen, so bemerke ich zunächst, dass der
oben erwähnte Diebstahl eines Thermometers und eines
Zaumes, wie es scheint, von einem der angesehenen Bewohner
der Umgegend, welcher mir zuweilen Besuche abstattete,
begangen ward. Einem meiner Bedienten wurde
das Hammelsfell, welches er umzuhängen pflegte, auf dem
Markte entwendet. Einen ändern bestahl mau um zwei Spe-
ciesthaler, als er mehrere derselben beim Salzeinwechseln
hergegeben hatte, um sie mit Zuratheziehung einiger Nachbarn
gehörig zu prüfen und dann v unter ihnen zu wählen.
In einer Nacht durchbrachen einige Diebe in aller Stille
die steinerne Mauer meiner eigenen Wohnung an einer
Stelle, die, wie sie ausgespäet hatten, von meinem gewöhnlichen
Nachtlager am weitesten entfernt war, um mich zu
plündern; ich erklärte mir das von ihnen verursachte Geräusch
durch die vermeintliche Erscheinung einer Hyäne,
und war eben im Begriff eine Flinte abzufeuern, als sie
meine Bewegung bemerkten und entflohen. Als ich am
folgenden Morgen den Gouverneur von diesem Vorfall in
Kenntniss setzte und ihm erklärte, dass ich bei einem
zweiten ähnlichen Versuch meine Massregeln besser treffen
würde, um die Diebe sicher zusammen zu schiessen,
gab er mir folgende höchst unerwartete Ermahnung: ich
möchte, ehe ich abfeuerte, ja den Dieb erst mit lauter
Stimme von meiner Absicht benachrichtigen, damit nicht
etwa eine zufällige Verwechselung statt fände (?), und damit
ich nicht von einem Angehörigen des Getroffenen der gebräuchlichen
Blutrache wegen verfolgt oder zum Behuf
einer Abkaufung durch Geld belangt werde.
Ehe ich den Bericht über meine weitere Reise von hier
nach Gondar mittheile, will ich eine Schilderung des bürgerlichen
Lebens der Abyssinier nach den während meines
Aufenthalts in Simen gemachten Beobachtungen entwerfen.
Wenn ein junger Bursche durch Kriegsdienst, durch Erbschaft,
oder auf irgend eine andere Art sich ein Paar Spe-
ciesthaler erübriget hat, so sucht er sich gewöhnlich zu
verheirathen. Hierzu ist bei Personen niedern Standes keine
andere Ausgabe erforderlich, als die Anschaffung eines
neuen baumwollenen Hemdes und eines Umhängtuchs für
seine Braut, und-etwas Geld für ihre Eltern. Seine eigenen
Eltern, oder ein damit beauftragter Freund, wirbt um das
Mädchen bei ihren Angehörigen. Da bekanntlich bei den
abyssinischen Kriegszügen gegen die männlichen Gefangenen,
welches Alters sie auch seyn mögen, die barbarische
Sitte der Entmannung ausgeübt wird, wobei die
meisten dieser Unglücklichen sterben: so überwiegt hier
zu Lande die Zahl der Frauen die der Männer in hohem
Grade, und fast nie erhält desshalb ein Freier eine ab-
schlägliche Antwort. Jedoch wird zuweilen wegen einer an
die Eltern des Mädchens zu zahlenden Geldsumme ge-
makelt,. die indessen selten über zehn Speciesthaler beträgt.
Die Verheirathung wird in der Regel durch keine
religiöse Ceremonie geheiligt, damit die in Abyssinien so
häufig eintretende Auflösung der Ehe keine Schwierigkeiten
erleide. Nur wenn bei einer Verehelichung beide Interessenten
gemeinschaftlich das heilige Abendmahl gemessen,
soll die Verbindung unauflösslich seyn; es findet
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