
an war die von uns durchzogene Gegend eine vollkommene
Ebene, welche aber keine Ansiedelung und keinen
Anbau hatte, und mit wildwucherndem Dorngebüsch bedeckt
war. Zwei ein halb Stunden vom Dorfe Mensuro lagen
am Wege zwei kleine pyramidalische Steinhaufen, als
ein Zeichen, dass hier ein Durchgangszoll entrichtet wird;
alle Handelsleute mussten desshalb hier anhalten, und ich
weiss nicht, welcher Vergünstigung ich es zu danken hatte,
dass ich allein nach dem eine halbe Stunde weiter gelegenen
Dorfe ü e n a re b voraus reiten durfte, wo die von dem
Markte von Bada nach Gondar reisenden Handelsleute
zu übernachten pflegen, und wo auch wir unsere heutige
Reise beendigten. Die Bewohner von üenareb haben, gleich
denen des Dorfes Dara in Woggera, zur Bequemlichkeit der
Reisenden mehrere geräumige Einzäunungen von Dornen
gemacht, die durch einen grossen stacheligen Busch geschlossen
werden, und innerhalb deren der üebernachtende
und sein Vieh gegen Räuber und reissende Thiere einiger-
massen geschützt ist. Jede dieser Einzäunungen hat ihren
besondern Eigner, der für diese Beherbergung das Vorrecht
geniesst, dem in dieselbe aufgenommenen Fremden
das Busa-Getränk und das Strohfutter zu verkaufen. Mit
uns übernachteten in üenareb an einhundert und fünfzig
Reisende, welche insgesammt von Gondar kamen, um den
grossen Markt von Bada zu besuchen.
Die Provinz Ferka ist so klein, dass sie nur neun Stunden
Länge (von Norden nach Süden) und nur halb so viel
Breite hat. Sie wird im Nordosten von der Provinz D an -
cas, südöstlich von dem District E m fras und Ifa k , im
Westen und Nordwesten aber von dem Zana-See und der
Provinz Dembea begrenzt. — Die Witterung war am heutigen
Tage Vormittags bei Südwind ganz heiter gewesen;
gegen zwei Uhr trat Windstille ein, und es entwickelte
sich im Südosten ein Gewitter, welches bald den ganzen
Himmel mit Gewölk überzog, bis gegen Mitternacht ein
Nordost-Luftzug alles wieder aufheiterte.
Am folgenden Morgen (26. Februar) führte unser Weg
uns in südlicher Richtung über eine etwas wellenförmige
und mit niederem Gebüsch bedeckte Fläche. Im Osten
des Wegs und mit ihm parallel lagen die Gebirge der
Provinz Emfras, und auf einer der Höhen desselben erblickten
wir, in dreistündiger Entfernung, den jetzigen
Hauptort der Provinz, Am ba M ariam , den bereits Bruce
in seiner Reise (Vol. 3. pag. 437) erwähnt hat. Ebenderselbe
gedenkt auch einer Stadt Emfras, die ein und ein
drittel Stunden südöstlich davon liegen soll, und deren
Breite er auf 12° 12' 38" bestimmte. Ich habe mich nach dieser
Stadt vergebens erkundigt; Niemand wollte etwas davon
wissen, und ich vermuthete daher, dass der schottische Reisende,
durch irgend ein Missverständniss veranlasst, den Namen
des ganzen Districts auf eine isolirte Ansiedelung
übertragen hat, oder dass die damals existirende Stadt durch
Kriegsereignisse spurlos zerstört ward *). Nach zwei und
ein viertelstündigem Marsch befanden wir uns ziemlich
nahe an dem Ufer des Zana-Sees, bis zu welchem hier eine
Verzweigung der östlicheren Hügel sich erstreckt, um eine
Halbinsel zu bilden, auf der das Dorf A n k ash a liegt. Unfern
von demselben erhebt sich die kleine, romantische Hügelinsel
M atzrak a, einst ein Lieblingsaufenthalt der abys-
*) Combes und Tamisier, Yol. 3. pag. 337, erwähnten übrigens
gleichfalls eines Dorfes Emfras, in welchem sie sogar übernachteten.
Haben sie vielleicht diesen Theil ihrer Reiseroute fingirt und bloss nach
den Bruce’schen Mittheilungen ausgearbeitet??