
gend, keine Notiz genommen wird; zugleich aber verabredeten
sieb beide, in Gemeinschaft den Djeaz Maru zu
verderben. Sie lieferten demselben im nächst folgenden
October bei Kosober in der Provinz Gudjam ein blutiges
Treffen, worin Maru besiegt und getödtet wird. Sabagadis,
der sich zum Herrscher von ganz Tigre aufgeworfen hatte,
suchte seine Macht durch ein Bündniss mit Ubi zu verstärken,
und verheirathet mit ihm eine seiner Töchter *) ;
zugleich ward ein Kriegszug gegen Ras Maria, der seinem
Bruder, dem Ras Imam, in Begemder gefolgt war, beschlossen.
Während Maria auf einem Feldzuge gegen Djeaz
Ali Faris in der Provinz Lasta beschäftiget ist, dringt Ubi
im März 1830 bis Gondar vor, muss sich aber schleunig
zurückziehen, als Ras Maria mit seiner ganzen Streitmacht
gegen Simen anrückt. Ubi erlitt an dem Ufer des Bellegas-
Stromes, im District Shoada, eine blutige Niederlage, in
Folge deren das ganze benachbarte Land grausam verheert
wurde. Die beiden feindlichen Häuptlinge Maria und Ubi
schlossen nun nicht allein Frieden mit einander, sondern
auch ein heimliches Bündniss gegen Sabagadis, indem sich
Ubi dafür rächen wollte, dass letzterer ihm die versprochene
Hülfe gegen Maria nicht geleistet hatte. Dass Sabagadis,
um dem drohenden Angriff der Verbündeten zuvorzukommen,
gegen den Selkiberg zog, von da nach dem
untern Takazze marschirte, und dort von den Truppen
des Ras Maria am 15. Februar 1831 geschlagen ward und
das Leben verlor, habe ich bereits im ersten Bande meiner
*) Gobat, pag. 220, sagt: Djeaz Ubi sey ein Schwager von Sabagadis;
ist dieses wirklich der Fall, so muss es auf einer ehelichen Verbindung
zwischen einer Tochter des Ras Hailu Mariam und des Sabagadis
beruhen, von welcher mir jedoch nichts bekannt ist.
Reise (pag. 273) erzählt. Seit jener Schlacht befindet sich
nun Djeaz Ubi abwechselnd bald in Adowa, bald in der
Provinz Agamö im Kampfe mit den Söhnen des Sabagadis.
Aus dieser flüchtigen Skizze der jüngsten historischen
Begebenheiten, welche auf die Provinz Simen und ihre
Statthalter directen Bezug haben, ersieht man, wie die
abyssinischen Häuptlinge sich gegenseitig durch stete Treulosigkeit
zu überlisten trachten, wie eheliche Verbindungen
unter ihnen dabei nur zum Deckmantel dienen, und
wie das unglückliche Land fortwährenden Verheerungskriegen
preisgegeben ist, welche stets nur zur Befriedigung
des individuellen Ehrgeizes, niemals aber im Interesse
des Landes geführt werden.
Diese historischen Notizen, sowie manche Nachrichten
über geographische Verhältnisse, erhielt ich im Verkehr
mit vielen sogenannten Standespersonen in Entschetqab.
Ich hatte hier beständig Besuche von ihnen zu empfangen,
wobei ich mir oft das Vergnügen machte, meine Gäste
durch das Vorzeigen von Fernröhren, welche die Gegenstände
umgekehrt darstellen, von vergrössernden Loupen,
Piston - Flintenschlössern, chemischen Feuerzeugen und
Aehnlichem in Verwunderung zu setzen. Gewöhnlich überbrachten
mir die Besuchenden, als Zeichen ihrer Freundschaft,
ein kleines Geschenk von Lebensmitteln, welches
sich zuweilen nur auf ein Paar Weizenbrode beschränkte,
und das ich je nach Verhältniss mit perlmutternen Rosenkränzen,
feinen blauen Seidenschnüren, Scheeren und dergleichen
Kleinigkeiten erwiederte, weil eine grössere Frei-
giebigkeit mir nur Belästigungen zugezogen haben würde.
Mit besonderem Vergnügen wurden namentlich die Rosenkränze
angenommen, da ich versicherte, dass sie wirklich
im heiligen Grabe zu Jerusalem gelegen hätten und