
ken und den zum Insectenfang und Pflanzeneinsammeln
nöthigen Materialien bestand. Aito Saifu, in dessen Gesellschaft
und unter dessen Schutz ich die Excursion machte,
ging zu Fusse, so wie seine acht Bedienten und zwei Weiber,
welche darauf angewiesen waren, den täglichen Mehlbedarf
zu reiben und die Speisen für seine Genossen zu bereiten.
Ich führte zwei Doppelflinten mit, Saifu aber, ausser
einem grossen Standrohf für die Elephantenjagd, eine lange
damascenirte Luntenflinte, die ihm Getana Mariam lieh,
um für mich Büffel und grosse Antilopen zu schiessen. Getana
Mariam hatte die Aufmerksamkeit, uns bis an denFuss
des Ber ges Debra Zahai, an welchem unser Weg vorbeiging,
zu begleiten, und mich nochmals so angelegentlich
dem Saifu anzuempfehlen, dass auch schon bloss die Erfüllung
des zehntdn Theils dessen, was Ersterer hier sich auf
das Feierlichste versprechen liess, mich zum innigsten
Dank verpflichtet haben würde. Unser Weg ging zuerst
in nord-nordwestlicher Richtung; dann wandten wir uns
direct nach Nord und später nach Nord-Nordost. Wir stiegen
dabei immer etwas bergauf, und hatten mehrere kleine
Bäche zu passiren, die alle in den Angerab münden, über
dessen Bette unser Weg zweimal führte. Nach dreistündigem
Marsche zeigte man uns die etwas rechts vom Wege
gelegene Quelle des Angerab, und gleich nachher befanden
wir uns auf der Höhe des Bergpasses, welcher einen
Theil der Wasserscheide zwischen dem Dembea-See und
dem Becken des Takazze-Stromes bildet, und nach Osten
zu mit dem Hochplateau von Woggera und den Bergen
in Simen, nach Nordwest mit denen der Provinz Armat-
giohö und nach Südwest mit dem sich nach Matsha erstreckenden
Gebirge in Verbindung steht. Ich schätzte,
dass wir uns beiläufig tausend zwei hundert Fuss über
Gondar erhoben hatten, und dass somit jene Wasserscheide
eine Höhe von acht tausend zwei hundert über der Meeresfläche
hat. Hier breitete sich vor unsern Blicken nach Nord
und Nordost zu ein weites Amphitheater aus, gebildet durch
wild zerrisseneBerge,isolirte vulkanische Kegel und schroff
aufgethürmte pyramidalische Felsmassen, welche unverkennbar
die Ueberbleibsel theilweise eingestürzter Krater
sind. Die Höhe aller dieser Bergspitzen war übrigens geringer,
als die unseres Standpunctes. Am fernen Horizont
bemerkte man eine Bergkette, die von Ost nach AVesten
zieht, und welche die unmittelbar vor uns gelegenen Di-
stricte Janfangera, Marawa und Jarwora von den Provinzen
Takade und AValkeit trennt. Die ganze, vor uns nach
Norden zu gelegene Gegend erniedrigt sich allmählig, und
wird von mehreren beträchtlichen Gewässern durchflossen,
welche sich insgesammt in einen Hauptstrom vereinigen,
der A n g e ra b heisst *), nach Nord-Nordwest fliesst, die
Gefilde der Provinz Walkeit durchschlängelt und sich in
den Takazzö ergiesst. Dieser Angerab entspringt etw'a
sechs Stunden westlich von hier, und zieht längs dem östlichen
Fusse der Gebirge von Armatgioho hin **).
Auf der Höhe der Wasserscheide lagerte ich mich auf
Saifu’s Ersuchen, um eine Zeitlang auszuruhen, während er
und seine Leute nachstehende Ceremonie verrichteten.
Unsere sämmtlichen Flinten wurden auf die Erde gelegt,
und ihre Mündungen nach derjenigen Weltgegend zu gerichtet,
in welcher wir die Elephanten und andere Thiere
*) Dieser Angerab-Strom der Kulla ist nicht mit dem bei Gondar
dem Zana-See zufliessenden gleichnamigen Gewässer zu verwechseln.
**) Bruce, Vol. IV. Seite 331, erwähnt Armatgioho unter dem Namen
Armatchiko, als einen Sammelplatz von Eremiten.