
zustellen: was gerade bei orientalischen Namen von Wichtigkeit
ist, da die nach dem Gehör aufgezeichneten Eigenwörter
natürlicher Weise von beinahe jedem europäischen
Reisenden verschieden geschrieben werden.
Was von der abyssinischen Geschichte zwischen dem
siebenten und der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts
zu geben allein verstattet ist, das beisst, ein möglichst
vollständiges Verzeichniss der Regenten, das aber
die Dauer der Herrschaft eines jeden derselben nicht enthält,
lege ich anspruchslos und mit genauer Hinweisung,
auf meine Quellen dem Historiker vor. Erst von der zweiten
Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts an findet sich in
den abyssinischen Chroniken eine Art von Landesgeschichte,
deren wesentliche Details jedoch aus den Mittheilungen
von Bruce bis zu dem Tode des Kaiser Jo-
hanes (1769) hinlänglich bekannt sind. Nur die Chronologie
dieser Periode finde ich mich veranlasst hier anzugeben,
da mich der Besitz der verschiedenen Chroniken
in den Stand setzte, weit genauere und richtigere Mittheilungen
zu machen, als bisher in Betreff dieses freilich sehr
6) Grosse Chronik von Kiratza (Gr. Ch. v. K.), ein auf Papier geschriebener
Folioband von fünfhundert und dreissig Seiten, enthält
sehr ausführlich die abyssinische Geschichte von AmedaZijon (6805)
bis aufs Jahr 7301 (1313 — 1809), und ist die Copie eines dicken
Manuscripts auf Pergament, welches dermalen sich in der Kirche
Oeledat zu Kiratza befindet und der Shetie Hailu angehört. Djeaze-
matsch Hailu, ein Neffe der Itegeh Mantöuab, dessen einzige Tochter
jene ist, hatte dasselbe eigens für sich und unter seiner Aufsicht
schreiben lassen. Aus Mangel an Zeit konnte ich denjenigen
Theil dieses Codex, welcher die abyssinische Geschichte von Me-
nilek bis auf Ameda Zijon enthält, nicht copiren lassen. Yon dem
die neuere Zeit von Kaiser Johanes an (1769 u. Z.) behandelnden
Abschnitt dieses Werks habe ich eine wörtliche Uebersetzung gemacht,
die ich gleichfalls auf der hiesigen Stadtbibliothek depooirte.
sterilen Gegenstands gegeben Worden sind. Ich halte mich
dazu um so mehr verpflichtet, weil die neuerdings von den
beiden Franzosen Combes und Tamisier hierüber gemachten
Angaben so durchaus fehlerhaft und oberflächlich sind,
dass dieselben z. B. sogar sd m m tlic h e c h ro n o lo g isch
e Irrth ü m e r von Bruce buchstäblich als das Resultat
ihrer eigenen Forschungen wiedergegeben haben, obgleich
bereits Murray beim Untersuchen der abyssinischen Original
Codices des Bruce vieles davon berichtigt hatte! Die
sehr verwickelte neueste Geschichte von Abyssinien, von
der Hälfte des vorigen Jahrhunderts an, werde ich mit
der zum Verständniss nöthigen Ausführlichkeit chronologisch
vortragen, was auch desshalb nöthig ist, da die von
Salt, Pearce und Gobat hierüber gemachten Mittheilungen
höchst fragmentarisch sind, die Angaben von Combes und
Tamisier aber fast nichts als Irrthümer enthalten. Zum
Schlüsse werde ich die Genealogieen der vorzüglichsten
unabhängigen Häuptlinge beifügen, welche in neuerer Zeit
eine Rolle in der abyssinischen Geschichte spielten, die
nach und nach die rechtmässige Kaiserfamilie gänzlich ver-
diängt haben, und von denen einer und der andere sich
vermuthlich in dem Besitz einer Hauptprovinz behaupten
wird.
Erste Periode: von Christi Geburt bis zum Tode des
Gebra Masgal *), oder bis zum Jahr 6214.
*) Bei meiner Orthographie der abyssinischen Eigennamen halte
ich mich streng an das von Hiob Ludolf auf der ersten Seite seiner
Historia Aethiopica abgedruckte Syllabarium aethiopicum. Yon den angegebenen
Jahreszahlen beziehen sich die über 5500 auf die abyssinische
Zeitrechnung, welcher ich zum Vergleich gewöhnlich auch die
correspondirende christliche Zeitrechnung beigefügt habe, und zwar bis
1582 nach dem Julianischen, später aber nach dem Gregorianischen
Kalender. (Siehe desshalb vorstehend pag. 37.)