
Rechten in ein ganz dunkeles, zur Aufbewahrung werthvoller
Gegenstände dienendes Zimmerchen führt, die zur
Linken aber die Verbindung mit dem anstossenden Seitenzimmer
vermittelt, und dazu dient, um von dem Alkoven,
in welchem immer der Hausherr schläft, ungesehen
in jenes Seitenzimmer und durch dessen Thür in den einen
Ho fraum gelangen zu können. Zuweilen geht noch aus
der einen Ecke dieses Seitenzimmers eine Stiege zu einem
kellerartigen Raume, der zur Aufbewahrung der Vorräthe
dient, und in der Regel auch einige verborgene Schlupfwinkel
hat. Bei ganz grossen, aus zwei Stockwerken .bestehenden
Häusern, hat die obere, durch eine Stiege mit
der untern verbundene Etage, ganz die so eben angegebene
Einrichtung und wird allein bewohnt, während die
untere meist als Viehstall benutzt wird. Der eine zur
Seite liegende Hausraum dient in der Regel zur Küche.
Jede der beiden Nebeqthüren des Hauses führt zu einem
besondern abgeschlossenen H ofe, welcher nur durch das
Mittelzimmer des Hauses in directer Verbindung mit dem
nach der Strasse zu gelegenen grössern Hofe steht. Der
von dem conischen Dache unmittelbar bedeckte Raum
wird gar nicht benutzt und ist sogar unzugänglich. Der
Boden desselben ist gewöhnlich mit einer fussdicken Erdschichte
belegt, welche bei Feuersbrünsten das Innere des
Hauses gegen das Eindringen der Flamme von oben her
schützen soll, während das harte Holz, aus welchem die
Thü ren des Hauptzimmers bestehen, das von der Seite
kommende Feuer abhält. So brennt oft das Dachwerk
mehrerer Wohnungen ab, ohne dass der Hausrath durchs
Feuer leidet. Bei einigen wenigen grösseren Häusern der
Mahommetaner hat die Decke des Hauptgemachs die Form
einer Halbkuppel, und ist durch Holzschnitzwerk mit einigern
Geschmack verziert; auch sind die innern Wände
bei denselben öfters ausgetüncht, was ich bei den christlichen
Wohnungen nie beobachtete. Die Wände des Hauptzimmers
haben durchgehends ringsum zwei übereinander
befindliche Reihen von Schrankvertiefungen, welche sehr
bequem sind, um alle Arten von Kleinigkeiten aus dem
Wege zu stellen, und die Kleidungsstücke, die man in
Körben aufbewahrt, die als Geldwährung gebrauchten Salzstücke
und andere Gegenstände einzuschliessen. Der Boden
des Zimmers ist mit einer Strohmatte bedeckt, und
den Wänden entlang stehen einige Ruhebänke von Lederflechtwerk.
In einem der Seitenräume ist ein kleiner
niederer Tisch, um welchen sich die Essenden auf einer
Rohrdecke lagern. Rechnet man hierzu einige kleine Holzschemel,
um sich darauf gelegentlich vor den grösseren
Ruhebänken niederzulassen, so hat man ein vollständiges
Verzeichniss des eigentlichen Mobiliars eines Hauses von
Gondar. In dem vordem Hofraume hält sich bei Nacht das
Vieh auf. Die beiden Nebenhöfe enthalten mitunter einige
Wanzey- oder Gesho-Bäume. Nur die weibliche Dienerschaft
und die Sklavinnen schlafen im Hause; die männlichen
Bedienten dagegen übernachten jeder in seiner eigenen
Wohnung, die häufig in einem ändern Stadtquartier
gelegen ist. Der Raum zwischen dem vordem Hofraume
und dem Hauptzimmer dient hauptsächlich zum Aufenthalt
der zahlreichen Begleitung, welche jeder Vornehme bei
einem Besuch mitbringt, und gegen deren Diebssinn auf
diese Weise die Geräthschaften des Hauses geschützt sind.
In einem der Seitenräume pflegen die Frauen die Speisen
zuzubereiten und das Mehl zu reiben. —
Die ersten Tage meines Aufenthalts in Gondar wohnte
ich; wie schon bemerkt, in dem Hause von Getana Ma