
das Jammergeschrei unserer Haushühner geweckt, welche
hoch oben an der Decke des Vorzimmers auf einer schwebend
hängenden Stange sassen. Drei Leoparden auf einmal
hatten uns einen Besuch zugedacht. Während nun mein
Neger Abdalla mit gespanntem Gewehr das Knurren des
einen dieser Bestien in dem Vorhofe bei den Maulthieren
belauschte, sah ich die beiden ändern auf der Mauer des
Hinterhofes, wohin ich mich begeben hatte, umhergehen,
und zwar mit so leisem und doch sicheren Tritt, dass ich
darüber ganz erstaunt war. Die zu grosse Dunkelheit der
Nacht jedoch, in der man nicht einmal das Ende des Flintenlaufs
sehen konnte, machte einen sichern J Schuss unmöfÖflieh.
Da es den Leoparden gelungen war, einige Hühner zu
erhaschen, so konnten wir einer baldigen Wiederholung
ihres Besuchs gewiss seyn. Wirklich erschienen sie auch schon
in der nächsten Nacht wieder. Einer der Leoparden aber,
welcher bereits zwei Stück Geflügel getappt hatte, musste
mit dem Leben büssen, indem Abdalla ihm durch einen
glücklichen Schuss die Wirbelsäule zerschmetterte. Der
Vorfall war gleich am folgenden Morgen in ganz Gondar
bekannt, und obgleich Leoparden und ihre nächtlichen Einbrüche
hier nichts weniger als selten sind, so kamen doch
viele Leute, um das getödtete Raubthier zu beschauen.
Diese Thiere haben nämlich bekanntlich, wie alle Katzenarten,
ein sehr zähes Leben,'so dass die Tödtung derselben
durch einen Schuss meistens nur ein glücklicher Zufall ist;
und unsere Erlegung des Leoparden musste die Abyssinier
um so mehr in Erstaunen setzen, da es ihnen mit ihren colos-
salen Flintenläufen, gegen welche unsere kleinen Jagdbüchsen
fast winzig erschienen, beinahe nie glückt, eine grosse
Katze auf einen Schuss zu tödten. Die Superiorität unserer
Feuerwaffen ward ihnen daher durch diesen Vorfall auf das
Ueberzeugendste bewährt, und flösste dem Gesindel der
Stadt einen grossen Respect gegen uns ein.
Endlich benachrichtigte mich der Elephanten - Jäger
Saifu, dass die passende Zeit gekommen sey, um die Excur-
sion in die Kulla auszuführen. Ich liess schnell Theodor
vom Zana-See nach Gondar zurückkommen, um während
meiner Abwesenheit das Haus zu bewachen, und machte
mich zur Abreise fertig. Da erkrankte plötzlich zu sehr
ungelegener Zeit mein Neger-Jäger Said, der mich eigentlich
hatte begleiten sollen, an jenem Uebel, das in demora-
lisirten Städten so oft eineii leichtfertigen Sinn straft. Ich
musste also meine begleitende Dienerschaft auf den ändern
meiner Neger, Abdalla, und auf einen Abyssinier beschränken,
welcher die Maulthiere und meine wenigen mitzuführenden
Habseligkeiten bewachen sollte.
§. 4.
Excursion in die Kulla.
Es wurde zwölf Uhr Mittags, bis wir uns am 27. Decem-
ber 1832 nach der Kulla in Marsch setzten. Ich hatte, wie
schon bemerkt, nur zwei Diener bei mir, welche zu Fusse
gingen; für mich selbst nahm ich Zwar ein Reitmaulthier
mit, dieses musste aber, wie man bald sehen wird, schon
am nämlichen Abend zu anderweitigem Zweck verwendet
werden. Ein Esel trug unser Gepäck, welches aus einigen
Lederhäuten zum Unterlegen beim Schlafen, einigen Schläuchen
mit Mehl und Salz (um allenfalls etwas einzuhandeln),
etwas Kaffee, dem nöthigen Schiessbedarf, einigen Gesehen