
und anderes Theils meine abyssinische Beobachtungen
enthaltenden Manuscripte, wie sie im Verlauf der Reise
alsbald niedergeschrieben wurden, auf der Frankfurter
Stadt-Bibliothek deponirt sind und daselbst jedermann zur
Einsicht offen stehen. Die Berechnung dieser Beobachtungen
ward übrigens nicht von mir gemacht, sondern von
Herrn Hofgerichtsrath von H e ilig e n s te in in Mannheim,
welcher eben so jetzt, wie früher in Betreff meiner
in Nubien und Arabien gemachten Ortsbestimmungen, sich
dieser Bemühung zu unterziehen die mich sehr verbindende
Gefälligkeit hatte.
Ehe ich nachstehend eine Zusammenstellung der Resultate
dieser Berechnungen des Herrn von Heiligenstein
mittheile, erlaube ich mir noch einige Bemerkungen über
die astronomischen Beobachtungen mehrerer neueren Reisenden
zu machen.
Astronomische Beobachtungen zu machen ist an und
für sich keine schwere Sache, aber zur Erlangung guter
Ortsbestimmungen ist Fleiss, grosse Genauigkeit, viele
Uebung und vor Allem die strengste Wahrhaftigkeit erforderlich.
Ortsbestimmungen, welche ohne diese Eigenschaften
gemacht werden, geben sich übrigens beinahe
immer früh oder spät als falsche zu erkennen, und gewöhnlich
liefert ihr Autor'selbst aus Unkenntniss die unwider-
sprechlichen Beweise ihrer Unzuverlässigkeit. Welchem
Geographen sind nicht die berüchtigten Bestimmungen des
Herrn Douville auf seiner angeblichen Reise in’s Innere
Von Afrika bekannt! *) Ein anderes Beispiel habe ich in
meiner Reise nach Nubien, Seite 275, anzuführen Veranlassung
gehabt, wo ich darauf aufmerksam machte, dass
*) Siehe Berghaus Annalen. Bd. IV. S. 202.
die von einem bekannten französischen Reisenden angeblich
am 28. Mai 1822 zu Barkal beobachteten Meridianhöhen
der Sonne, welche ganz dieselben Resultate gaben,
als die von mir einige Jahre früher in Z a c h ’s astron.
Correspondenz publicirten Beobachtungen, etwas in sich
selbst Unmögliches wären, weil man mit demjenigen Instrument,
dessen jener Reisende sich bediente, unterm
achtzehnten Breitegrad im Mai keine Meridianhöhe der
Sonne messen könne. Ein anderer neuerer Reisende (Herr
von Katte) scheint nicht einmal gewusst zu haben, dass,
wenn der Meereshorizont von Bergen begrenzt ist, man
vermittelst desselben keine Meridianhöhen der Sonne beobachten
kann. Derselbe hatte erst in Arabien sich eiifen
Sextant angeschafft *) , wozu er in diesem Lande sicherlich
kein als künstlicher Horizont dienendes Instrument
erhalten konnte; er muss also nothwendiger Weise zu
Massaua sich des Meereshorizonts bedient haben, und da
in diesem Ort der Horizont im Meridiane, der Landerhebungen
wegen, für Höhenmessungen mit dem Saume
des Meeres unbrauchbar ist, so muss das Resultat der vermittelst
desselben gemachten Messungen fehlerhaft seyn.
So ist es denn ganz natürlich, dass Hr. v. Katte (Seite 3)
die Breite von Massaua nach seinen Messungen um mehr
als vier Minuten zu weit südlich angibt, indem er dieselbe
zu 15° 32' bestimmt, während der südlichste Punct der
Insel, wie ich durch 143 Meridianhöhen festgestellt hatte**),
unter 15° 36' 9" liegt. Ebenderselbe machte ausserdem auf
seiner Reise nach Abyssinien noch zwei Breitebestimmungen.
Die eine derselben (Seite 12 seines Berichtes) betrifft
*) v. Katte’s Reise nach Abyssinien, Vorrede Seite VIII.
**) Siehe meine Reise nach Nubien Seite 294.