
Die E sel (Hadje) sind unter den im Lande gebräuchlichen
Lastthieren diejenigen, welche am meisten zum Kauf
ausgeboten werden. Sie sind durchgehends von sehr mit-
telmässiger Rane,'und gelten nur 1 — 3 Thaler das Stück.
M a u lth ie re (Bagele) werden, obgleich jeder einiger-
massen bemittelte Bewohner des Landes wenigstens eins
dieser Thiere zum eigenen Gebrauch besitzt, doch nur selten
auf dem hiesigen Markte feil geboten, sondern mehr unter
der Hand verkauft. Man bezahlt sie mit sechs bis dreissig
Thalern; die letztere Summe wird jedoch nur für ein besonders
gutes Reitthier gegeben. In Simen selbst zieht man nnr
wenige Maulthiere. Die P fe rd e (Faras), welche ich hier
sah, waren von grösser Statur und ziemlich hübscher Kopfform,
und hatten robuste Fussknochen, ohne plump zu seyn;
sie ähnelten der Holsteiner Race. Ein Pferd hat in Abys-
sinien, bei gleicher Schönheit und Kraft, immer nur den
halben Werth eines Muulthiers, und ich sah ziemlich gute
Pferde in Simen für drei Thaler verkaufen. Auch sie kommen
selten auf den Markt. In der Umgegend befanden sich
zur Zeit meiner Anwesenheit nur Stuten, die zum Behuf
der Maulthierzucht gehalten wurden; die Reiterei, welche
mit Djeaz Ubi in den Krieg gezogen war, hatte damals
die meisten Pferde der Provinz in Beschlag genommen- —
Zu den hier zu Markt gebrachten Thieren gehören noch
die H ü h n e r (Durho), welche je zwei bis drei Stück für ein
Salz oder etwa sechszig für einen Species verkauft werden.
H o n ig (Mar) wird in Töpfen von verschiedener Grösse
und immer mit dem Wachs der Rosen feilgeboten, weil
er nur so zur Bereitung des Hydrom.el dienlich ist, wozu
er beinahe ausschliesslich verbraucht wird. Es findet bei
dem Verkauf desselben viel Betrug statt, indem man die
innere Wand der Töpfe mit ändern Stoffen beschmiert
Im Durchschnitt erhält man zwölf Pfund mit Wachs vermischten
Honig für einen Speciesthaler. Die zur Bereitung
des Hydromel nöthigen Blätter des Gescho-Strauchs *)
werden ebenfalls stets auf dem Markte feil geboten. Die
B u tte r (Tesmi), welche das ganze Jahi über 2u Markt
gebracht wird, hat je nach dem Gedeihen des Futtergrases
einen verschiedenen Preis. Man gibt ihr die Form von
etwa dreiviertel Pfund schweren Kugeln, von welchen während
der'Regenzeit zwei bis drei für ein Stück Salz verkauft
werden.
Von Man ufa ctur-Ge genständen sah ich auf dem Markt
zu Entschetqab ausser seidenen Schnüren nur b au m w o lle
n e Z e u g e (Schamma). Ven diesen ist die eine Art
entweder durchaus wéiss, und dient dann vorzugsweise der
geringeren VolksclassezuLeibbinden, Beinkleidern, Frauenhemden
u. dgl. m.; oder sie hat an den zwei Qüerrändern
einen farbigen drei ein halb Zoll breiten Streifen, von
denen der eine blutroth, der andere indigoblau, oder auch
beide roth sind. Dieses letztere Zeug ist gewöhnlich aus
feinerem Gespinnste gewoben, und dient als Umhängtücher
für beide Geschlechter. Das für einen Mann besteht nur
aus drei gleich grossen Stücken, die zum Zeichen,, dass sie
noch nicht getragen wurden, vermittelst durchlaufender
Längefäden mit einander verbunden sind. Jedes einzelne
Stück ist fünfzehn ein halb Fuss lang und drei Fuss breit.
Ein vollständiges, aus drei Theilen bestehendes Umhängtuch
von guter Qualität und mit der gehörigen farbigen
Bordüre versehen, kostet auf dem Marktzu Entschetqab zwei
bis zwei ein halb T haler; ordinäre Baumwollentücher ohne
*) Von dem Gescho-Strauch findet sich eine ausführliche Beschreibung
mit Abbildung in der dritten Edinburger Ausgabe der Reise Bruce’s,
Vol. 7. pag. 351 und Taf. 50.