
mit weniger als dem zwanzigsten Theil ihrer Fprderung
abfinden.
Von Bellas marschirten wir noch dritthalb Stunden in
ost-nordöstlicher Richtung. Die Landschaft war vorzugsweise
mit Gesträuch bewachsen und zuweilen von üppigen
Wiesenflächen durchsetzt. Auf einer mässigen Anhöhe,
über welche unser Weg führte, hatten wir nach Norden
hin eine weite Aussicht über die Fläche von Sara ve, welche
am äussersten Rande des Horizonts durch die sehr deutlich
sichtbaren Gebirgszüge von Hamasen begrenzt wird.
Wir brachten die Nacht in der Nähe eines kleinen Dorfes
zu, hatten aber keinen Verkehr mit dessen Bewohnern,
weil Serrafel’s Diener uns ermahnte, ganz besonders hier
auf unserer Hut zu seyn. Hier verliess uns dieser Mann,
der auf der ganzen Reise fortwährend in Furcht gewesen
war, und desshalb auch seinen Rückmarsch noch vor Tagesanbruch
antrat. Ich hatte versäumt, ihn um den Namen
jenes unbedeutenden Dorfes zu befragen, welches nur in
so fern einiges Interesse hat, weil es auf der eigentlichen
Grenze zwischen Shire und Axum liegt. Bald nach unserem
Aufbruche am folgenden Morg’en, g'elang'ten wir, in
direct östlicher Richtung, zuerst über einen Basalt-Hügel-
zug, der im Süden von einem schroffen vulkanischen Kegel
beherrscht wurde. In demselben Grade, als wir uns der
Stadt Axum näherten, nahm die Zahl der Viehherden merklich
z u ; diese waren aber nicht etwa ein Eigenthum der
hiesigen Einwohner, sondern man hatte sie vom District
Zana aus hierher geflüchtet, weil eben jetzt Djeaz Michael
von Agamö die südöstlich von Axum gelegene Landschaft
verwüstete. Welch ein Glück war es für mich, dass ich
nicht den von Getana Mariam angerathenen Weg durch
diese Provinz eingeschlagen hatte! Dieser hätte uns mitten
in jene Gruppen brennender Dörfer geführt, von denen
wir jetzt die Rauchsäulen in der Ferne aufsteigen sahen.
Je mehr wir uns der Stadt Axum näherten, desto mehr
verschwand das die vulkanischen Felsenhügel bedeckende
Strauchwerk, und zuletzt erhoben sich dieselben ganz nackt
aus dem zwischen ihnen liegenden schönen Wiesengrund.
Wir begegneten grossen Schaaren von Landleuten, die
mit allen ihren Habseligkeiten beladen, vor den ihre Hei-
math ausplündernden Cohorten flohen. Nach fünfstündigem
Marsche erblickten wir endlich nordöstlich in dem Hintergrund
eines fächerförmigen Thaies die Wohnungen von
Axum. An dieser Stelle, welche von Axum aus noch eine
halbe Stunde entfernt ist, pflegen die Handelskaravanen
auf einem Wiesengrund, der von einem nach Südwesten
fliessenden Bach bewässert w ird, zum letzten Male zu
rasten, um mit dem Vorsteher jener Stadt, der den Titel
Nebrit führt, wegen des zu entrichtenden Durchgangszolles
zu unterhandeln. Da ich in Axum einige Zeit verweilen
w ollte, um die bekannten alterthümlichen Ruinen
dieses Orts zu besichtigen und deren Lage astronomisch zu
bestimmen, so liess ich mein Gepäck unter der Aufsicht des
Jägers Erckel nach Adowa weiter ziehen, während ich selbst
zu Axum mich in einem Hause einmiethete, welches ein in
Adowa seit vielen Jahren ansässiger und des Krieges wegen
von dort ausgewanderter Schneider aus Griechenland vor
bereits achtzehn Monaten bezogen hatte. In dem Hofraume
desselben Hauses traf ich mehrere Häuptlinge aus der Umgegend,
welche gegen Michael Partei genommen hatten,
und nun in dem für heilig gehaltenen Bezirke der Stadt
Schutz suchten.