
delung der Europäer eingefdhrt war. V erm utlich ward
der Weinstock aus Jemen nach Abyssinien gebracht, als
jenes Land während einer langen Reihe von Jahren von
den Axumitischen Königen unterjocht war*). Die hiesigen
Trauben haben grosse Beeren, und sind ziemlich süss, so
wie msgesammt blau; man lässt ihnen aber, wie es scheint,
nicht die gehörige Zeit zur Reife**). Von einer Veredlung
der Pflanze und einer besondern Pflege bei ihrem
Anbau scheint man gar nichts zu wissen. Der grösste Theil
der Trauben wird frisch gegessen, und nur wenig verwendet
man zur Gewinnung eines Weines, welcher feurig und
kräftig ist, und durchaus ungegohren getrunken wird; denn
von einer besonderen Behandlung desselben, in Folge
deren er sich aufbewahren lässt, weiss man nichts. Auch
die Cultur der Trauben selbst ist auf den herrlich gelegenen
vulkanischen Hügeln der Umgegend einer grossen
Verbesserung fähig.
Die Frauen und Mädchen der hiesigen Gegend tragen
als Bekleidung um die Hüften eine grosse gegerbte Lederhaut,
welche ihnen, sowie den ähnlich bekleideten Mönchen,
zugleich des Nachts zur Bereitung einer Schlafstätte
dient. Ich weiss nfcht, ob diese sonderbare Tracht aus
nothgedrungener Oekonomie angenommen wurde, oder um
*) Wer an etymologischen Herleitungen nach der blossen Aehn-
lichkeit des Lautes Vergnügen findet, der dürfte auch zwischen dem
Namen des Districts W eheni und dem des Volksstammes Pecheni,
welche Ptolemaus in die dortige Gegend versetzt, eine Verwandtschaft
erkennen, so wie zwischen den vom nämlichen Geographen erwähnten
M astitae und der Provinz Matsha, dem Namen Azania und dem Z an a-See, etc.
**) In den Gärten von Taifa, östlich von Djetta, fällt die Reifezeit
der Trauben in die Monate Juni und Juli, hier in Abyssinien, wie am
Cap der guten Hoffnung, in den Februar.
den empfindlichen Theil des Körpers gegen die häufig eintretenden
Regenschauer zu schützen. Diese Art von ledernem
Leibrock verursacht übrigens beim Gehen ein sonderbares
Geräusch. Um den Oberkörper haben die mit
demselben Bekleideten ein baumwollenes Tuch hängen,
welches sie beim Schlafen auch als Decke gebrauchen.
Rund um den Zana-See befinden sich mehrere Dörfer
W'elche von einer eigenthümlichen Religionssecte bewohnt
werden, die den allgemeinen Namen W a ito führen und
bei den übrigen Abyssiniern als Heiden verschrieen sind;
Letzteres wohl hauptsächlich desshalb, weil sie die bei
den verschiedenen ändern abyssinischen Glaubenssecten
verbotenen animalischen Speisen, wie z. B. Wasservögel,
Hippopotami, wilde Schweine u. dgl. m. essen. Sie beobachten
ausserdem weder die Circumcision, noch haben sie
irgend eine religiöse Ceremonie, und unterscheiden sich
hierdurch namentlich auch sehr von derSecte der G am a nt,
über welche ich oben (S. 149) Einiges mitgetheilt habe.
Wie es scheint, haben, mit Ausnahme von Bruce, alle anderen
Reisenden diese beiden Religionsparteien als eine
und dieselbe heidnische Secte mit einander vermengt,
während doch eine grosse Verschiedenheit zwischen ihnen
Statt findet, und namentlich die Waitos in jeder Hinsicht
tief unter den Gamants stehen *). Auch haben Erstere, so
viel nämlich mir berichtet wurde, keine eigenthümliche Sprache,
sondern reden vielmehr allgemein das Amharische**),
*) Gobat, pag. 165, erwähnt bloss der Camaunten, als eines in
den Bergen bei Gondar wohnenden Heidenstamms; Tamisier, Vol. 3.
pag. 341, copirte wörtlich Gobat’s Mittheilung; nur Bruce' Vol. 3.
pag. 455, erwähnt die Waitos, sowie die Gamants, Vol. 4. pag. 315.
**) Diess steht freilich in Widerspruch mit Bruce’s Angabe, welcher
Vol. 3. pag. 456 sagt: „le langage des Waitos est absolument différent