
die Lage eines irgendwo stehenden Baumes, bei welchem
der Reisende einmal zufällig übernachtete, und die auf
15° 27' bestimmt wird. Die Richtigkeit dieser Angabe kann
wegen der Beschaffenheit des Punctes, welchen sie betrifft,
natürlich nicht bestritten werden, dieselbe hat aber
andererseits auch, wie die Positions-Bestimmung eines jeden
nicht näher bezeichneten Baumes in einer Wald-Region,
durchaus keinen Werth. Die zweite Breite-Angabe des
Herrn von Katte bezieht sich auf das Dorf Gurra, welches
nach Seite 46 des Reiseberichts unter 14° 4 8 'liegen soll;
an einer ändern Stelle (Seite 38), über welche man nicht
klar ist, ob sie sich auf Gurra oder auf einen ändern Ort
bezieht, findet sich als Breite 15° 7' angegeben. Jedenfalls
werden sich nach diesen Angaben die Geographen trösten,
dass Herr v. Katte bald nach seinem Aufenthalt in Gurra
durch das Zerbrechen des Spiegels seines Sextanten verhindert
wurde, fernere astronomische Beobachtungen in
Abyssinien zu machen.
Da zur Zeit meiner Reise nach Abyssinien dieses Land
fortwährend durch Bürgerkrieg sehr beunruhigt war, so
war ich genöthigt, mein Gepäck möglichst zu beschränken
und namentlich, was mir am schmerzlichsten w ar, mein
prächtiges, grosses parallaktisches Fernrohr in Massaua
zurück zu lassen, und statt desselben mich mit einem
kleinen ohne Stativ zu begnügen. Diess ist der Grund',
warum ich in Abyssinien so wenig Sternbedeckungen beobachtet
habe, vermittelst deren man ohne allen Zweifel
die wichtigsten Daten für Längebestimmungen erlangt.
Während ich auf meiner Reise dem Nilstrom entlang und
am rothen Meere bei siebenzig Sternoccultationen beobachtete,
beschränkt sich für meine Reise in Abyssinien die
Zahl derselben auf drei. Diese wenigen Beobachtungen
werden jedoch, als Bestimmungen wichtiger Puncte, den
Geographen gewiss willkommen seyn. Meine astronomischen
Instrumente waren die nämlichen, deren ich mich auf meiner
Reise nach Kordofan bediente, und welche ich Seite
306 meines Berichts über dieselbe beschrieben habe.
Die Wegsrichtungen- und Azimuthai-Angaben, welche
in dem gegenwärtigen Reisebericht Vorkommen, beziehen
sich sämmtlich auf den magnetischen Meridian. Bei dem
Entwurf meiner Karte habe ich die Declination der Magnetnadel
für Massaua nach den Beobachtungen des englischen
Hydrographen *) zu 7° 0' West angenommen. Meine in
Gondar gemachten Beobachtungen ergeben für die dortige
Declination der Magnetnadel 8° 4P West. Ich muss übrigens
darauf aufmerksam machen, dass bei meinen Boussolen
im Verlauf der Reise nach und nach die magnetische Kraft
sich etwas abstumpfte, so dass, wegen der in Folge hiervon
eingetrefenen Trägheit der Nadel, die verschiedenen Angaben
des nämlichen beobachteten Winkels zuweilen bis
auf zwei Grad fluctuirten. Ich bemühte mich daher, diesen
von mir sonst nicht zu beseitigenden Missstand dadurch
aufzuheben, dass ich aus wiederholten Beobachtungen das
Mittel zog. Ich hebe diess geflissentlich heraus, um etwaigen
tadelsüchtigen Bemerkungen im Voraus zu begegnen **).
R u in e n v o n A d u lis.
Der Beobachtungsort im Dorfe Afté ist n ö r d lic h e r
*) Chart of the'Red Sea, surveyed in the Years 1830, 31, 32 and
i 33 by Capt. T. Elwon and Lieut. H. Pinching, and completed in 1833
and 34 by Comder R. Moresby J. N. 4 Blatt in gross Folio.
**) Für diejenigen, welche meine Original-Beobachtungen zu Be-
. rechnungen benutzen wollen, wird die ausdrückliche Bemerkung nöthig
seyn, dass säm m tliche Sonnenhöhen, sowohl die correspondirenden
als die Meridianhöhen, die des unteren Randes sind.