
auf die Gemüther derselben zu influenciren suchen. Möchten
doch solche Fanatiker vielmehr dem Himmel danken,
dass im Laufe der Jahrhunderte die von ihnen veranlass-
ten blutigen Streitigkeiten wegen religiöser Meinungen
hier zu Land ziemlich in Vergessenheit gekommen sind,
zumal da der durch sie gepredigte Intolerantismus in Abys-
sinien nur zu ihrem eigenen grossen Nachtheil gewirkt
hatte. Ich habe übrigens nicht nöthig, über das jetzt bei
den Abyssiniern herrschende christliche Glaubensbekennt-
niss und ihre Irrthümer und Schismen etc. mich auszusprechen,
da dieser Gegenstand bereits in den von Herrn
Gobat gemachten Mittheilungen mit vieler Sachkenntniss
und auf eine genügende Weise abgehandelt ist, und dieser
Missionair hierin zweifelsohne als competenter Berichterstatter
betrachtet werden muss.
Die naturhistorischen Einsammlungen in der nächsten
Umgebung von Entschetqab waren bald geendigt; eine
gesträuchlose, wellenförmige Landschaft, die um 10,000
Fuss über der Meeresfläche erhaben , theils als Weideplatz,
theils zum Gerstenbau dient, konnte meinen Sammlern nur
für kürzere Zeit eine erhebliche Zahl neuer zoologischer
Gegenstände darbieten. Dagegen versprach das westlich
gelegene, mehr als 4000 Fuss tiefere Thal des Bellegas-
Stromes, in welchem schattige Baumgruppen mit niederem
Gesträuch und Wiesengrund abwechseln, meinen Jägern
eine sehr reichhaltige Ausbeute, besonders wenn sie sich
in demselben gewissermassen ansiedelten. Mit einem der
vertrauten Diener des Gouverneurs, um welchen ich denselben
gebeten hatte, begaben sich daher meine Leute nach
Slioada — diess ist der allgemein gebräuchliche Name des
vom Bellegas durchströmten Thaies. Sie wählten hier zu
ihrem Hauptquartier ein kleines Dorf, welches an dem
Ausflusse des Angoba lag, eines Stromes, der, aus der Provinz
Woggera von Westen herkommend, sich in den Bellegas
ergiesst. Angoba ist der einheimische Name mehrerer
Ströme in verschiedenen abyssinischen Provinzen ; die
grosse Wassereidechse (Varanus niloticus Fitzinger), welche
sich im ganzen Nil bis an die Küste des Mittelmeeres
und in allen seinen Zuströmen häufig vorfindet, heisst in
der Tigre-Sprache gleichfalls A ngoba*), und gab ver-
muthlich zu jenem öfters vorkommenden Flussnamen Veranlassung.
Der Ort war nun zwar wohl für ein Standquartier
zu den beabsichtigten Jagdexcursionen ganz geeignet;
aber es gebrach daselbst an jeder Bequemlichkeit,
um die eingesammelten Thiere für naturhistorische Zwecke
zuzubereiten und zu trocknen. Man denke sich eine kaum
acht Fuss grosse bienenkorbähnliche Strohhütte, in welcher
vier Menschen ihr Unterkommen finden mussten, worin
fortwährend ein Feuer, theils zum Bereiten der Speisen,
theils zur Erwärmung bei kaltem Regen, unterhalten wird;
dass dabei Sicherheitsmaassregeln gegen die Diebereien
der Eingebornen und die Gefrässigkeit der Hyänen zu
beobachten waren, und man wird leicht das Unbehagliche
dieses Quartiers begreifen. Einige Wochen später, als das
Anschwellen des Bellegas die Verbindung zwischen mir
und meinen Leuten so schwierig machte, dass zuweilen
selbst die Lebensmittel, die ich ihnen grossentheils vom
Wochenmarkt zu Entschetqab zuschicken musste, nicht
zur gehörigen Zeit eintreffen konnten, wurde das Stand*)
Pearce, Yol. 2. pag. 33, beschreibt dieses Thier unvollständig
unter dem Namen Ongguve. In Ritter’s Afrika, pag. 306, stehet, dass
ein Fluss der Goldküste Ancobra heisst, welches im Portugiesischen (?)
Schlange' bedeute.