
sinischen Kaiser. Fünfviertel Stunden weiter südlich pas-
sirten wir den Fluss A rnu, welcher alle Gewässer der Provinz
Emfras in sich aufnimmt, um sie dem Zana-See zuzuführen,
und der hier die Südgrenze von Ferka bildet. Man
gelangt nun in den District I f a k , dessen Hauptort D e-
n d a amFusse der Hügel, vier ein halb Stunden nach Osten
zu liegt *). Es ist diess ein bedeutender, vorzugsweise von
Mahommetanern bewohnter Handelsort, welcher durch den
grossen, bei der benachbarten berühmten Kirche B ada gehaltenen
Wochenmarkt für den Verkehr der abyssinischen
Kaufleute einige Wichtigkeit hat.
Ungefähr eine Stunde nach unserm Durchgang durch den
Arnu-Fluss entfernten wir uns von dem Zana-See, längs
welchem sich, durch einewagerechte grasreiche Steppe, der
directe Weg von Gondar nach Kiratza hinzieht. Wir wunderten
über niedere mit Strauchwerk bedeckte Hügel, in
südöstlicher Richtung die gewöhnliche Strasse verfolgend,
welche nach Debra Tabor führt, dem Hauptorte der Provinz
Begemder und der gewöhnlichen Residenz des Ras
Ali, des jetzt mächtigsten Häuptlings von Abyssinien. Drei
Stunden später erreichten wir die grosseKirche von B a d a ,
welche demnach vierzehn und eine halbe Wegsstunde von
Gondar und vier vom Fluss Arnu entfernt ist. Die Umgebung
derselben enthält keine Ansiedelung, sondern nur
einige wenige Hütten, die sich bereits ziemlich mit Händlern
angefüllt hatten, welche wegen des am folgenden Tage
zu haltenden Marktes hierher gekommen waren. Nur die
Gefälligkeit einiger mit Getana Mariam näher bekannten
Personen, die sich erinnerten, mich in seinem Hause gesehen
zu haben, verschaffte uns ein Obdach und ein siche*)
Ich habe der Stadt Derida bereits im ersten Bande S . 415 gedacht.
res Unterkommen für unsere Effecten, was uns umjso dankensw
erter war, als die Kühnheit der sich gewöhnlich
hier einfindenden Diebe berüchtigt ist.
Am 27. Februar versammelten sich auf der südöstlich
von der Kirche gelegenen Fläche nach und nach bei zehn
tausend Menschen aus der ganzen Umgegend, theils des
Umsatzes verschiedener Producte wegen, theils auch, um
nach Landesbrauch die Zeit mit Plaudern zu vertändeln.
Eine sehr grosse Anzahl Rindvieh, Schafe, Pferde, Maultie
re und Esel waren feilgeboten, und zwar meist zur
Hälfte des Preises, den man dafür in Gondar bezahlt.
Durch das stete Hin- und Hertreiben derselben, ihre durch
einander tönenden Stimmen und den Lärm der geschäftslosen
Menge gewährte die ganze Scene von der kleinen
Erhöhung her, auf welche ich mich zurückgezogen hatte,
einen äusserst belebten Anblick. Unter ändern Gegen-
ständen waren auch ungewöhnlich viele kleine, aus Stroh
und Rohr gefertigte Sonnenschirme zum Verkauf ausgesetzt.
Beinahe jeder Abyssinier der hiesigen Gegend trägt
einen dieser Schirme, die äusserst billig sind, indem man
deren zwei und siebenzig und mehr für einen Species-
thaler erhält. Trotz ihres mässigen Preises ist indessen das
Entwenden derselben ganz an der Tagesordnung. Nicht
wenig überraschte es mich, eine grosse Menge Trauben
zu äusserst billigen Preisen feilgeboten zu sehen; man
erhielt beiläufig zehn Pfund derselben für ein Stück Salz,
oder dritthalb Centner für einen Speciesthaler ! Dieses Obst
wächst an den Hügeln der nach Osten zu gelegenen Di-
stricte W e h e n i und W a sc h a , von denen der Namen des
ersteren von dem portugiesischen Worte Veino hergeleitet
werden könnte, wenn es nicht wahrscheinlich wäre, dass
die Cultur der Reben in Abyssinien schon vor der Ansie