
so z. B. ist die Butter unmittelbar nach der Regenzeit ungemein
wohlfeil und zugleich das Salz sehr theuer, weil
wegen des Anschwellens der Flüsse auf dem Weg von
Agame her keine neue Zufuhr des Letzteren nach Dembea
gelangen kann, die auf den üppigen Wiesen um den Zana-
See weilenden Nomaden aber dann eine Masse von Butter
nach Gondar bringen. Viele Gesellschaften ärmerer
Leute, von denen ein jeder nur über ein Capital von einigen
Thalern zu disponiren hat, ziehen regelmässig mit ein
Paar Eseln nach den östlichen Provinzen, um dort Salz
einzukaufen, und machen damit einen Gewinn, der zu ihrer
und ihrer Familie Ernährung vollkommen hinreicht. Verliert
ein solcher Händler sein Capital durch eine Plünderung,
oder hat er mehrmals hinter einander Unglück mit
seinem Lastthiere, so muss er sich dazu verstehen, dieses
mühsame Geschäft für Rechnung eines Capitalisten zu betreiben,
und sich mit der Hälfte des Gewinnes hpgnügen.
In dieser und ähnlicherWeise lebt beinahe jeder Bewohner
der Stadt Gondar von Handelsgewinn, und nur die
Priester, die aus den Kircheneinkünften, oder die Soldaten,
welche aus der gewonnenen Beute ihren Unterhalt ziehen,
machen eine Ausnahme. Eigentliche Gewerbsthätigkeit gibt
es in Gondar sehr wenig. Einige Grobschmiede verfertigen
Messer, Pflugschaaren *) und Lanzenspitzen, wozu sie
das nöthige Eisen aus der Provinz Gndjam erhalten. Einige
Menschen beschäftigen sich mit dem Gerben von Thierhäuten,
welche zu so billigen Preisen veräussert werden,
dass ich selbst öfters eine grosse rothgefärbte Ochsenhaut
*) Bruce’s Mittheilung, Vol. 3. pag. 641. „La charrue des Abyssiniens
n’est point armée de fer, elle est toute entiere de bois“ istjetzo
nicht mehr gültig.
für einen drittel bis einen halben Species-Thaler kaufte.
Diese gegerbten Häute dienen beinahe bloss zu Unterlagen
beim Schlafen oder zu Reise-Zelten. Die Lederschildfabrikanten,
welche einen sehr sichern und regelmässigen
Erwerb haben, zeichnen sich durch grosse Geschicklichkeit
aus: Die Büchsenschäfter und Ausbesserer von Flinten sind
alle Ausländer und theils aus Griechenland, theils aus Egypten
eingewandert; sie richten durch Betrügerei öfters
grosses Unglück an, indem sie ganz ausgebrannte Zündlöcher
der alten damascirten Läufe ausnieten, diess aber
gewöhnlich so schlecht machen, dass häufig bei einer etwas
starken Ladung das eingelöthete Metallstück ausspringt
und einen der Umstehenden verwundet. Das Schiesspulver
verfertigt sich jeder Schütze für seinen Bedarf selbst; der
dazu nöthige Schwefel findet sich in mehreren der vulkanischen
Districte Abyssiniens, und den Salpeter laugen gewisse
Leute aus alter Schutterde aus. Man bedient sich
beim Schiessen nur eiserner Kugeln, die in Gondar sehr
roh gefertigt werden, aber den Vortheil haben, die stärksten
Lederschilde zu durchschlagen, während eine Bleikugel
auf einem guten Schild leicht sich platt schlägt und
zurückprallt.
Die Seide-Stickereien an den Frauenhemden und an
Käppchen, welche einige Mahommetaner tragen, werden
alle von Leuten dieser Religionssecte verfertigt. Ebendieselben
beschäftigen sich auch allein mit dem Weben von
baumwollenen Zeugen. Dagegen ist das Bereiten von Thongeschirren
und der Mauerarbeit an den Wohnungen einzig
undallein ein Industriezweig der Felasha oder Juden.—Die
Silberschmiede, welche, nach den Verzierungen der von
mir (S. 115.) beschriebenen Kronen zu urtheilen, früher
einiges Talent bewährten, beschäftigen sich jetzt bloss mit