
vor meiner Wohnung versammelte, Steine über die Hofmauer
warf, und meine Leute durch Schimpfworte zu reizen
suchte; aber als diese einige von ihnen ergriffen und
in unserer Wohnung in sichere Verwahrung brachten, liefen
die übrigen sogleich voller Schrecken davon. Ich liess
bei meiner Rückkunft diese Leute, nachdem ihre Persönlichkeit
verbürgt war, alsbald wieder los, und begab mich
dann mit Getana Mariam zu jenem stellvertretenden Beamten
des Kasai. Diesem drückte ich vor Allem mein Bedauern
darüber aus, dass die erste persönliche Bekanntschaft
mit ihm zunächst durch eine Klagsache veranlasst
werde; und indem ich hinzufügte, dass es mich andererseits
freue, ihm in Folge davon einige Tage früher das
längst für ihn bestimmte Geschenk überreichen zu können,
gab ich ihm, jedoch natürlich nicht im Beiseyn von Zeugen,
zwei Thal er. Was ich vorausgedacht hatte, geschah;
denn die Schuldigen wurden augenblicklich ergriffen und
mit Gefangniss bestraft, und zu gleicher Zeit mir selbst
dienachdrücklichstenFreundschaftsversicherungen gemacht.
Den Werth dieser wusste ich gebührend zu würdigen;
mein Hauptzweck aber, nicht mehr von dem Pöbel geneckt
zu werden, war durch das kleine Geschenk vollkommen
erreicht. Als einige Tage nachher der Walie mir, von
einem Tross verlumpter Soldaten, als seinem Gefolge,
begleitet, seinen Gegenbesuch machte, schnitt einer von
diesen Wächtern des Eigenthums und der Sicherheit, während
ich seinen Herrn nach Landessitte mit Meth bewir-
thete, meinem Hofhunde das lederne mit Messing beschlagene
Halsband ab, und zwar vor den Augen vieler Nachbarleute,
die mir nachher die Sache berichteten. Ich führe
diess hauptsächlich darum an, um zu zeigen, mit welcher
Schamlosigkeit hier zu Lande Diebstahl begangen wird.
Das, was die nächste Umgegend von Gondar zur Beschäftigung
für meine Jäger darbot, war bald so ziemlich
erschöpft; ich schickte sie daher noch im Laufe des Monats
October nach Deraske, allwo jetzo Oeleda Tackelit
sich aufhielt. Indem ich dieselbe nunmehr um den für
meine Jäger versprochenen Mann, der sie nach dem Ufer
des Zana-Sees'begleiten sollte, bitten liess, unterstützte
ich mein Gesuch durch ein neues Geschenk von schönen
Glaswaaren. Zugleich beauftragte ich meine Leute, jenem
Begleiter für seine Bemühungen wöchentlich eine Geldzahlung
zu entrichten, und schärfte ihnen ein, jede Lieferung
von Nahrungsmitteln, die etwa in den Provinzen
der Oeleda Tackelit zu unsern Gunsten angeordnet würden,
ein für allemal abzulehnen.
Ich blieb unterdessen ruhig in Gondar, wo ich von
Besuchern aus allen Ständen vielfach heimgesucht und
mitunter geplagt wurde. Diese waren theils Prinzen der
kaiserlichen Familie, die mir ihre hülflose pecuniaire Lage
schilderten, mich ihrer besondern Freundschaft versicherten,
und um Geschenke bestürmten; theils Geistliche, welche
sich mit mir in Discussionen über die doppelte Natur
Christi und andere theologische Subtilitäten einzulassen
wünschten, gleichwie diess nach dem Berichte des Missionairs
Gobat auch ihm begegnete; theils endlich eine
grosse Menge solcher L eute, welche Heilmittel von mir
erbitten wollten, und zwar mitunter gegen tief eingewurzelte
schwere Krankheiten, die noch obendrein, wie man
allgemein erw artete, durch einmaligen Gebrauch irgend
einer Arzenei sogleich gehoben werden sollten *).
*) Unter ändern kam auch ein Mahommetaner mit seiner Frau zu
mir, um auf das Flehentlichste meine Hülfe für ihr einziges Kind, einen