
und gingen auf einem vielfach gekrümmten Wege in direct
nördlicher Richtung fortwährend bergauf. Nach zwei Stunden
zeigte man mir nach Osten zu in der Tiefe des Thaies
eine grössere Ansiedelung des Namens Katama, sowie unfern
des Weges einige Schutthaufen, welche, wie es heisst,
von der ehemaligen Residenz des Königs der Felasha oder
Juden herrührten *). Um neun und ein viertel Uhr erreichten
wir die Höhe des Gebirgskammes, wo wir zwei Stunden
lang Halt machten, um an einem Frühstück Theil zu
nehmen, welches übi hier geben wollte. Wir trafen an
dieser Stelle eine Schaar bunt g'ekleideter Priester, welche
die Ankunft des Landesfürsten erwarteten; über mehrere
*) Im Nouveau Journal Asiatique, Paris 1829, Juni, Seite 409,
steht eine Abhandlung des Herrn Louis Marcus, betitelt: „Notices sur
l’époque de l’établissement des Juifs dans l’Abyssinie,“ in welcher mir
Folgendes ganz besonders aufgefallen ist, wovon ich im Lande selbst
nicht das Mindeste gehört hatte. „Les juifs sont appelés Falassjan ou
les exilés, par les autres habitans de l’Abyssinie, tant chrétiens que
musulmans et idolâtres: nous ne savons pas si ces sectateurs de la
loi mosaïque se donnent entre eux le même nom. Depuis leur établissement
dans l’Abyssinie, qui date au plus tard de l’an 330 avant J. C.
jusqu’en 1800 (!) les juifs abyssiniens ont été gouvernés par des rois
israélites (!!). Ces monarques ont résidés depuis le premier siècle avant
la naissance du Sauveur jusqu’en 1542, dans une ville bâtie sur un
rocher très-escarpé qu’on appelle Ambahay. Ce rocher est situé dans
la partie septentrionale du pays montueux de Samen. Depuis l’an 1542
le siège de cette cour juive a été transporté d’abord à Foloen, puis
à Segareté, et plus tard à Genzarah et à Missourat. Tous ces endroits
se trouvent dans la province abyssinien de Samen.“ Schade, dass Herr
Marcus nicht die Quellen citirte, woher men bat. er diese Mittheilungen entnomIn
dem nämlichen Journal (Monat Juli, Seite 61) sucht Herr
Marcus zu beweisen, dass das Wort Falassjan (Felasha oder abyssi-
nische Juden) mit dem Worte Felistim (die Philister der Bibel) identisch
oder gleichbedeutend sey, und so viel als Exilirte bezeichne! '
derselben wurden grosse runde Schirmdächer von Sammt
gehalten, und einige trugen an langen Stöcken grosse
griechische Kreuze von Silber. Als Ubi endlich anlangte,
stimmten sie zu seiner Bewillkommung ein klägliches Geheul
an, und die anwesende Weiberschaar begleitete dasselbe
mit einem trillernden Freudengeschrei. Dann ward ein
Ochs geschlachtet, und das blutwarme und noch zuckende
Fleisch desselben roh verzehrt; der nur schlecht gereinigte
Magen und die Leber des Thiers schien als ein besonderer
Leckerbissen betrachtet zu werden. Der O rt, wo
dieses barbarische Mahl gehalten wurde, war augenscheinlich
erst .seit wenig Tagen von Schnee befreit, und da
man w'egen gänzlichen Mangels an Holz des Feuers entbehren
musste, so war es nur bei einem ausgehungerten
abyssinischen Heere und dem seinen Tross bildenden Gesindel
erklärlich, dass man um eines kleinen Fetzens rohen
Fleisches willen hier verweilte. Für den herrlichen Anblick
der nach Norden zu in der prächtigen Sonnenbeleuchtung
sich ausbreitenden grossartigen Scenerie schien Niemand
Sinn zu haben.
Von hier nach Sauana brauchten w'ir anderthalb Stunden;
der vielfach sich windende Weg ging meistentheils
steil bergab und in vorzugsweise nördlicher Richtung.
Dieser auf der Abdachung einer vorspringenden Höhe gelegene
Ort besteht, obgleich er für eine der gewöhnlichen
Residenzen der Statthalter von Simen angesehen werden
muss *) , aus nicht mehr als hundert und fünfzig Stroh-
*) Es ist ein durchaus ungegründeter Tadel, wenn Herr Combes,
Yol. 1. pag. 344, sagt : „Mr. Gobât s’est trompé lorsqu’il a prétendu
que les gouverneurs du Samen venoient souvent établir leur résidence
à Saona.“