stra t a\is gekochtem Pferdcmist überaus reich lich bedeckten. Die P ru ch tträg e r
eiTeichtcn die lä in g e von wenigstens einem h alb en Zoll u n d h a tten eine tie f
violette F arbe, welche sic au f dem d u nklen Substrate so wenig abhoh, dass man
sie n u r gegen das Dicht deutlich sehen k onnte . W o h l aus diesem Grunde dürfte
d e r Pilz bisher n ich t gefunden, also ü b ersehen sein; und ich will gleich h ie r
einschalten, dass ich ih n nachträglich b ei aufmerksamer Beobachtung auch in
Deutschland allgemein angctroifcn habe. Die prachtvolle wirteligc Verzweigung
der F ru ch tträg e r, deren H au p t- u n d Seiteuaxen ein rundes Sporangium tragen,
is t mir in der A'erschlossenen Cultur übersich tlich ; sobald man sie öffnet, welken
die F ru ch tträg e r ah u n d sinken um, ein Umstand, der das Aufh n d cn des Pilzes
au f Spo n tan cu ltu ren noch ganz besonders erschAvert. Die grössten F rn ch tträg c r
h a tten bis 10 W irte l A'on SeitenzAveigen, die u n te rsten V h rte l h a tten 5— (> Glieder,
AA’elche in den oberen allmählich bis a u f 2 oder 3 zurückgingen (Taf. II,
Fig. 19'. Die ZAveige eines W irte ls waren genau in einer Höhe in se rirt, sie
umstanden, etAvas nach oben gene igt (Fig. 19, 20, 27 u. 28(, die Ila u p ta x e nach
den A'erschiedenen Richtungen. Die Abstände zwischen den einzelnen W irte ln
Avaren ziemlich die gleichen: vom obersten W irte l bis zu dem Endsporangium
Avar ab e r die E n tfern u n g die 3 bis 4 fache der W irte l u n te r sich; meist noch
län g er AA-ar die E n tfern u n g vom Substrat bis zum ersten W irte l am Träg er (Fig. 19'.
Schon die Le ich tig k eit, mit Avelchcr die ganzen Eru ch tträg e r vom Substrate
in ta c t abgehoben Averden ko n n ten , Hess au f einen myceliumlosen Schleimpilz
schliessen. Die mikroskopische Ansicht b estä rk te a u f den e rs ten 'B lick diesen
AVahrscheinlichkeitsschluss. D e r Stiel des F ru ch tk ö rp e rs m it seinen Avirteligen
Seitenästen zeigte denselben zellig-gekaminerten B au , Avie ih n die T räg e r der
F ru ch tk ö rp e r von Dictyostelinm mueoroides aufweisen'). Auch die Sporangien
h a tten eine ähnliche Form und en tle e rten b ei der B e rü h ru n g mit AVasscr in
einem Augenblicke eine Unmasse k le in e r Sporen von ovaler F o rm , Avelche die
Spitze des TTägers, ebenso Avie b ei Dictyostelium, n a c k t zurückliessen (Taf. II,
Fig. 27 u. 2Sc;. Sobald der Träg e r ganz u n te rg e tau ch t u n d von den Sporangien
und Sporen b e fre it AA-ar, erschien auch die V e rbindung der Avirteligen Scitenäste
mit der Hau])taxe deutlich. Sie entspra ch genau d e r V erb in d u n g , AVclchc die
mal vereinzelt und zufällig au ftreten d en Seitenäste b ei Dictyostelium m it ih re r
3 Taf. I l l der Abli, über D ie tyoste lium mueoroides.
Ila u p ta x e '' zeigen. Sie entsp rin g en nämlicli n ic h t aus dem In n e rn der Ila u p t-
axc sitzen dieser vie lmehr n u r äusserlicli ziemlich lose an Fig. 27 u. IHh .
H iern ach allein schon k o n n te es kaum noch einem ZAvcifel unte rliegen,
dass der n eu gefundene Schleimpilz dem Verwandtschaftskreiso von Dictyostc-
lium angchöre. Die n ach träg lich eingeleitcte Untersuchung ergab die volle
Bestätigung dieser Voraussetzung u n d zeigte, dass die Form vorzugsweise durch
die VerzAvei^^-ung in Avirtcliger also bestimmter A nordnung und durch die violette
Farbe der F ru ch tk ö rp e r von Dictyostelium verschieden ist. Sic findet als eine
n eue G attu n g neben Dictyostelium ih ren n atü rlich en Platz u n d soll fortan mit
dem Namen Polysphondylium violaccum nach den mehrfachen AVirtcln von
SeitenzAveigen u n d der violetten F a rb e der Fru ch tk ö rp e r; k u rz b ez eich n e t Averden.
De r zufällige F u n d bot mii' eine Avillkommcnc A'cranlassung, die frü h eren
Imtersu ch u n g en ü b e r Dictyostelium in der n eu en Form von Neuem zu versuclien
und, als schon die n äch sten Versuche ergaben, dass der Pilz sich auch au f Ol)-
jc c tträg e rn le ich t und sicher cultiviren lässt, seine Rein cu ltu r in Mistdccoct sofort
aufzunchmen.
In d em ich den SchAvcrpunkt der Beobachtung in erster Uinic au f die
Bildung der Träg e r d e r F ru ch tk ö rp e r rich tete als den vorzugsAveise d u nklen Ih in k t,
der in der frü h e ren Un tersuchung von Dictyostelium mueoroides gebliehen ist,
musste ich b a ld die Ueherzeugung gcAvinncn, dass die A u fk lä ru n g dieser trüben
Stelle n ic h t le ich t und einfach zu e rreich en sei, dass nam en tlich vereinzelte
EutAvicklungsstadien des Pilzes, AA'ie sie frü h e r u n te rsu ch t AA'urden, eine zuverlässige
u n d k la re E in sich t in die BildungsA-orgänge n ic h t Avohl zu gehen A'or-
mögen. Es Avnrdc n ö th ig , ganze Serien von C'ulturen h e rzu stc llcn ; die Beoba
ch tu n g en mussten, um die Anlage des Stieles siclier zu verfolgen, immer Aveiter
zurückgreifen, sic Avuchsen allmählich zu einer vollständig neuen Untersuchung
des Pilzes an , bis es g elan g , den Avirkliclieii Sachve rha lt endlich aufzudcckeii
und mit ihm ein neues ung etrü b tes Bild von der Entwicklungsgescbichte soAVobl
von Polysphondylium aauc a'OU Dictyostelium zu gcAviimen.
So gTundverschieden sind die je tzigen Resultate von den Daten der frü h eren
Untersuchung ü b e r Dicty o stelium7 und von den Deutungen, die ilire Lücken
') p. 10 und 11 der c itirteii Abhandlung.
2) D i e f r ü h e r e U n t e r s u c h u n g ü b e r D i c t y o s t e l i u m trägt die Unterschrift «eine
Untersuchung aus dein botanischen Laboratorium in Halle«. S ie war meine erste botanische .-Arbeit.