vornahm, fand zu unserer n ich t geringen Ueberraschung, d a s s d i e C h l a m y d o s
p o r e n in d e r T h a t s c h o n n a c h z w e i t ä g i g e m A u f e n t h a l t e a u f d em
F l e i s c h d e r R u s s u l a a u s g e k e im t w a r e n . Einige von diesen Keimlingen
sind in Eigur 21, i—3 dargestellt. Aus einer feinen Oeffnung ist ein Keimschlauch
ausgetreten, der in i noch kle in und kurz ist, in 2 bereits Scheidewände und
Verzweigungen zeigt u n d in 3 schon Schnallen an den Verzweigungen gebildet
hat. Mehr wie e i n Iveimschlauch wurde an einer Spore n ich t gefunden. Die
Kcimschlänche d e r Sporen, denen der Basidiensporen gle ich, wuchsen anch
weiterhin zu denselben Mycelien mit Chlamydosporcn in den Fäd en aus uud
nach A b lau f vou 12 Tagen kamen schon die ju n g en weissen Fruclitkörpcranlagen
zum Vorschein, so wie es von Kromhhoh frü h e r gesehen n n d beschrieben ist.
Ich wüsste aus meinen vielseitigen und langjährigen Erfah ru n g en ü b e r Sporcn-
kcimungen kaum einen F a ll anzugeben, iu welchem sich der Einfluss des Substrates
au f die Keimung mit solcher Evidenz offenbarte, wie hie r. Die mit
dicken Membranen für den Dauerzustand so sichtbar ausgerüsteten Sporen, die
in k ein er Nährlösung, in welchen sich sonst der Pilz üppig en twick elt, keimen
wollen, tre ib en sofort a u f dem Fleisch der Russula zur Keim u n g aus, ohne dass
sie eine R u h ez eit durchmachen, welche sie zur Keimung vorbereitet.
Gleichwohl k an n es einem Zweifel n ich t unterliegen, dass die im Herb st
gebildeten Chlamydosporen, die n ich t au f neue R u ssu la-F ru ch tk ö rp e r kommen,
den W in te r u n d den folgenden Sommer ü berdaue rn, bis sie im H e rb st auskeimen
und die Russula wiederum befallen. Es b le ib t n u r fraglich, ob diese Chlamydosporen
bloss vegetativ auskeimen, wie es im selben H e rb st g e sch ieh t, oder
ob sie n ic h t vielmehr mit der Keimung neue Oidienketten b ild e n , welche verstäuben
u n d dann au f die Russula g e lan g en ’). Dies zu entscheiden, h abe ich
die Chlamydosporen draussen ausgesetzt und dann im folgenden Spätsommer
au f ih re Keimung unte rsucht. Sie keimten ab e r le id er n ich t meh r aus und
waren abgestorben, weil es, ohne das Material zu verlieren, h ie r vorläufig nocli
n ich t gelungen war, die Verhältnisse genau naclizuahmen, wie sie in der N atu r
bestehen. —
*] Ich halte dies letztere für wahrscheinlich, weil dio Chlamydosporen so gross und reich
an Inhalt sind, Ausserdem sind die Sporen in der Länge der Ze it am Boden fixirt und für eine
Verbreitung durch Verstaubung weniger mehr g e eignet.
'ill'
N y c t a l i s p a r a s i t i c a {Bull.). Diese zweite Form von Nyctalis mit Chlamydosporen
h a t den Standort au f den F ru ch tk ö rp e rn von Russula mit der ersten
gemein. Sie findet sich aber selten mit dieser zusammen vor, weil sic gewöhnlich
später in der Zeit auftritt. Die F ru ch tk ö rp e r der Russula sind sclion faul
geworden und stinken stark , wenn die Nyctalis parasitica erscheint. I h r e F r u c h t k
ö r p e r kommen selten aus dem H u te , meist aus dem Stiele, wo sie oft bündelweise
dicht zusammen stehen, wie in Taf. V I, Fig. 1. Die H ü te der N. parasitica
sind viel k le in e r wie die von N. asterophora. Sie h ab e n au f der Ausscn-
fiäche des H u tes n ich t die h e ll leuchtenden Pulvermasscn von Chlamydosporen,
wie diese, ih re F arb e ist fahl, ma tt grau, n ach träg lich auch etwas dun k le r (vergl.
Fig. i au f Taf. V mit Fig. 1 a u f Taf. VI). Sie h eb en sich darum au f der U n te rlage
gar n ich t ab u n d k ö n n en um so weniger h erv o rtre ten , als sie, aus dem Stiele
von Russula tre ib en d , yon deren H u te verdeckt werden. D e r kleine H u t wird
aber von .einem län g eren Stiele getragen, als ih n selbst die grossen F ru ch tk ö rp e r
von N. asterophora besitzen. An den F ru ch tk ö rp c rn der N. parasitica, welche
aus der Russula meist zahlreich u n d bündelweise angehäuft austreiben, sind die
Grössenunterschiede viel weniger ausgebildet, wie bei N. asterophora. I n Taf. F I ,
Fig. 1 sind die F ru ch tk ö rp e r in einem Bündel fast gleich gToss u n d n eb en diesen
n u r wenige kleinere vorhanden, die wohl n ich t zur weiteren Entwicklung kommen.
■ In ju n g e n Stadien sind die E ru ch tk ö rp e r fast -weiss m it einem Stich
ins Graue, an allen Stellen angedrückt filzig von feinen H yphen. D e r H u t ist
anfangs kegelförmig mit eingebogenem Rande , nach seiner En tfaltu n g wird er
fiacb u n d oft, indem die Rän d e r sich rückwärts schlagen, trichterförmig eingebogen
um die Mitte, die einen stumpfen Buckel träg t (Eig. 1 u. 2). Die Substanz
ist fleischig, viel d ünner wie b ei N. asterophora. Die H ü te der grössten F ru c h tk
ö rp e r werden n ich t ü b e r 2 cm b reit, ih re F arb e wird später b räu n lich , n amentlich
an der Unterseite. D e r S t i e l , der h ie r gleichzeitig mit dem H u te wächst,
wird sehr lang, bis zu 10 cm, er ist verhältnissmässig dick, besonders u n te n und
nimmt später ein hygrophanes grau-braunes Ansehen an, äusserlieh zeigt er eine
schwache Streifung u n d häufige Drehung, in n en ist er n a c h träg lich ho h l. D i e
Im m e l l e n des H u tes sind dick u n d stehen weit auseinander, nach dem Rande
zu gabeln sie sich nnregelmässig dicliotom. Sic schwellen mit dem Alte r stark
a n , verlieren damit ih re weisslich graue F a rb e und werden b ra u n , mit ih re r
Entfaltung verschwindet an ih n en das anfängliche weiss-filzigc Ansehen.