i .
D i e B i l d u n g d e r C l i i a m y d o s p o r e n a n f d e n M y c e l i e n v o n N y c t
a l i s f ä n g t f r ü h a n u n d d a u e r t u n b e g r e n z t in z u n e h m e n d e r F ü l l e
f o r t . (Man macht sich von der Massenhaftigkeit ih re r Bildung an diesen Stellen
kaum eine Vorstellung, wenn man sio n ich t gesehen hat, sie ist fast u n glaublich.
Es lässt sich annehmen, dass auch in der N a tu r die in den Fru ch tk ö rp c rn
der Russula wuchernden Mycelien der Nyctalis die Chlamydosporen in ih ren
Fäd en ausbilden. H ie r sind sie auch bereits frülier von Tulasne g esehen, aber
nich t der Nyctalis zugeschricbcn, sondern dem Hypomyces, der au f Russula mitu
n te r mit der Nyctalis zugleicli v orkomm t'). Die U ntersuchungen an F ru clit-
körpcrii von Russula, die von Nyctalis befallen und noch n ich t faul geworden
waren, ergaben ü b e ra ll die Anwesenheit der Chlamydosporen, wenn auch nich t
in so überwiegenden Massen, wie an den künstlich in Nährlösungen gezogenen
Mycelien.
B o i d e n v i e l e n C u l t u r e n d e r N y c t a l i s , d i e m e h r e r e M o n a t e
u n t e r h a l t e n w u r d e n , k am e s s e h r h ä u f i g v o r , d a s s d i e M y c e l i e n n a c h
k u r z v o r ü b e r g e h e n d e r E r z e u g u n g v o n O i d i e n in d e r e r s t e n J u g e n d ,
n a c h t r ä g l i c h , w e n n s ie g r ö s s e r g e w o r d e n w a r e n , n i c h t s a n d e r e s
m e h r h e r v o r b r a c h t e n a l s C h l a m y d o s p o r e n , die in solchen Massen gebildet
wurden, dass sie sich zu dicken K ru sten von g elb b rau n er Ea rbe anhäuften.
Mit stetem Zusatz von neue r Nährlösung wuchsen zwar immer wiede r die äusscr-
steii J ad en en d en , soweit sie noch n ic h t durch Chlamydosporenbildung erschöpft
waren, zu n euen Mycelverzweigungen vegetativ ans, aber nu r, um auch in dieser
sogleich wieder neue Chlamydosporen anzulegen, von welchen noch einige kleine
Jad en en d en , in welchen die Sporen in Reihen h in te r einander stehen, in Fig. 16
abgebildet sind. An einzelnen S te llen , wo die Mycelien besonders üppig und
reich in diesen Culturen au strieb en , vereinigten sich die Fäd en wohl mal zu
losen Strängen, ohne ab e r liierdurch in der sehr hald eintretenden Chlamydosporenbildung
irgendwie beeinflusst zu werden.
N u r bei einer n ich t grossen Anzahl von C u ltu ren , etwas ü b e r dreissig
von mehreren h u n d e rt, g e l a n g e s , d ie E n tw i c k l u n g d e r Mycelien weiterzubringen
u n d sie b i s z u r A n l a g e v o n E r u c h t k ö r p e r n d e r N y c t a l i s
a u f d em O b j e c t t r ä g e r z u f ö r d e r n . Diese Culturen zeigten gleich von
') Tulasne, 1. c. der Sel. F u n g . Carpolog.
Anfang an eine besonders üppige vegetative E n twick lu n g , welche durch reichlich
en Zusatz von Nährlösung n ach Möglichkeit beschleunigt wurde. Zwar tra t
auch h ie r die Bildung von Chlamydosporen in ausgiebigster A rt in den älteren
Myceltheilen e in, aber doch n ich t an allen Stellen mit gleicher Intensität. Es
kam in den ju n g e n P a rtien zur Bildung eines schneeweissen Lnftmycels bald
mehr am Rande der C u ltu r, b a ld auch in der Mitte, wo die Mycelmassen sich
besonders angehäuft h a tten und ih re Enden den Culturtropfen durchbrachen.
Die Luftfaden, weiche in ihrem ganzen Verlaufe Schnallen zeigten, wie die
u n te rg etau ch ten , h äu ften sich sclincll durch reiche Verzweigung zu dichteren
Massen an, u n d schon nach wenigen Tagen war die Anlage eines F ru ch tk ö rp e rs
in ih re r Mitte erkennba r, welche sich in blendend weisser F arb e nach oben aufwölbte.
Da immer eine ganze Anzahl von F ru clitan lag en in einer Cultur siclitba
r wurden, so war die Möglichkeit gegeben, sie in allen Stadien der Bildung
genau zn verfolgen, wozu allerdings eine Reihe von C ulturen u n te rb ro ch en und
fü r die U n tersuchung geopfert werden musste. Die Beobachtung ergab mit
aller Deutlichkeit, dass die Fadenverzweiguiig zur Anlage der F ru ch tk ö rp e r rein
vegetativen Ursprunges sind, n n d dass sie sich genan so verbinden und fo rten twickeln,
wie ich es frü h e r fü r die F o rmen von Coprinus in meiner ersten U n tersu
c h u n g ’) beschrieben habe. Sclion mit der ersten V erbindung der ganz gleichartigen
Fäd en erfolgt an f sehr kurzem Stiele die Anlage des Hutes. Dieser ist
auch weiterhin in der En twick lu n g zunächst bevorzugt u n d wird n ich t eh e r durch
den späte r sich streckenden Stiel emporgehoben, als bis seine inne re Differenziru
n g h in re ich en d fortge schritten ist. H ie rd u rch kommt es, dass der H u t schon
eine ziemliche Grösse erre ich t h a t, ehe d e r Stiel u n te r ihm sichtbar wird und
sich dann durch Streckung verlängert. Die Anlage des H u tes b eh ä lt bis dahin
die schneeweisse Farb e b ei u n d den zarten, fast glänzenden H au ch , den ihm die
perip h erisch en H y p h en verleihen. Beide verlieren sich von n u n an ab langsam,
ab e r schon äusserlieh deutlich erkennbar. Die F a rb e wird g e lb lic h , das Ansehen
welker, nnd während der Stiel fortfährt sich zu strecken, um den H u t
emporzuheben, nimmt die Verfärb u n g bis zur gelb -b rau n en F arb e zu, und die
Aussenfläche wird rauli und pulverig.
D i e V e r f ä r b u n g d e s H u t e s z e ig t d ie e i n t r c t e n d c u n d f o r t -
*) Brefeld, Basidiomyceten I, !>• l-l— 67, Taf. II.