W äh ren d in k ä lte ren Gegenden die F lieg en , das n atü rlich e u n d einzige
Substrat fü r das F o rtleb en des P ilz e s, mit dem E in tritt des AVinters im Allgemeinen
eingehen bis au f wenige Exempla re , die an Avarnicn Stellen überAvintern
mögen, leben sie hingegen in AA'ärineren K lim atcn das ganze J a h r h in d u rch auch
in der freien N a tu r fort. In Sü d ita lien , namentlicli an d e r Riviera Avaren die
F liegen in den offenstehenden H äu se rn , z. 13. in Rom, in N eap el u n d in ganz
Sicilicn mitten im AA’iiite r in ebenso grösser Zahl anzutreffcii, als b ei uns im
August und September. Und gerade so allgemein, Avie bei uns im H e rb st, Avar
h ie r zur Avinterlichen Ze it die P ilz k ran k h e it u n te r den Fliegen v erbreitet. Ich
h abe k ein Local b esu ch t, AVorin ich n ic h t mit den F lieg en au ch die Eiupusa-
E})idemie u n te r ih n e n antraf. AA’eil mir die M itte l zur sofortigen Untersuchung
fehlten, so b esch rän k te ich mich zunächst au f die äussere Beobachtung, Avelchc
in der EntAvicklung der ('o n id ien träg e r einen Unterschied gegen frü h e r n ic h t erk
en n en liess. Zugleich ab e r sammelte ich aller O rten die frisch e rk ran k ten
I'liegen ein, liess die E ru p tio n der Conidienlager sich A-ollzichen u n d beAvaiirte
die l;eichnarae vorsichtig auf, um sie bei me iner R ü ck k e lir au f l)aners])oren zu
untersuchen. Bildeten sich Avirldich h e i dem Flieg en p ilz die Hauorsporen zur Zeit
des AA’inters au s, Avie z. B. bei d e r Entomo p lith o ra radicans, so mussten sio hier
ausgebildet u n d folglich in den Cadavern zu finden sein. — Das ku rze Ergehniss
der lan g en U n tersuchung d e r F lieg en le ib er AA’a r abe r Aviederiim ein negatives.
Es k o n n te auch n ic h t die A n d eu tu n g von ein e r Dauerspore angetroffen Averden,
und Avir sind h ie rn ach b e rech tig t anziinchmen, dass au ch im Laufe des AA'iiiters
die Dauerzustände des Pilzes n ic h t zur AusbiLdimg kommen.
Alit dem negativen Ergebnisse der mangelnden Ausbildung a-qh Dau ersporen
h ei dem Fliegenpilz im Laufe des Jah re s is t n u n abe r n ach den eben
ange führten Beobachtungen in südlichen K lim a ten zugleich ein positives Resu ltat
verbunden. D ie u n u n t e r b r o c h e n e E o r t e x i s t c i i z d e s P i l z e s b e i a l l e i n i g e r
A u s b i ld u n g d e r C o n id i e n , d ie b e k a n n t l i c h s e h r v e r g ä n g l i c h u n d a u f
u n m i t t e l b a r e E n tA v ic k lu n g am o d e r im F l i e g c i i l e i b e angCAvicsen s i n d ,
i s t a u f G r u n d d e r g e s am m e l t e n E r f a l i r u n g e n a l s e in e T l i a t s a c h e a n -
z i is e h e n ; u n d d a r a u f h i n b e d a r f cs o f f e n b a r d e r E r h a l t u n g d e s P i l z e s
in D a u e r s p o r e n a n d e n O r t e n n i c h t , avo e r o h n e U n t e r h r c c l iu n g s i c h
fo r te n tA v ic k e ln k a n n , avo a ls o d ie F l i e g e n d a s g a n z e J a h r h in d u r c h
v o r h a n d e n s in d .
AA'enn n u n abe r in der dargelegten A rt die E rh a ltu n g des Pilzes oline
Dauerzustände den AA'hiter h in d u rch in w ä rm e r e n G e g e n d e n , avo die Fliegen
sich das ganze J a h r erh alten , gesichert ist, so h a t cs auch keine SchAvierigkeitcn
mehr, das jä h rlic h e A u ftre ten des Pilzes in k ä l t e r e n L ä n d e r n , avo die Fliegen
im AA'iiiter eingehen, in Form ein er h e r b s t l i c h e n Epidemie u n te r den F'liegcii
ohne die E rh a ltu n g des Pilzes in Dauerzuständen erk lärlich zn finden. Der
A'crhmf der Dinge dürfte folgender sein. Sobald in k ä lte ren Gegenden die
Fliegen mit eintrctendera AVinter vorscliAvinden, verschAvindct mit ih n en der Pilz
und die Pilzepidemie. Sie gehen mehr u n d meh r au f südliche K lim a tc zurück
und erhalten sich erst do rt den AAlnter h in d u rc h , avo es den Fliegen möglich
Avird, sich zu erh alten . AA'enn es also rich tig is t, dass der P ilz der ITiegen-
k rankheit sich n u r in Conidien, die le ich t vergänglich sind, fortpfianzt — und
dies ergeben die ganze Summe der Beobachtungen — , so ist cs h ie rm it von
selbst zur NothAvendigkeit gcAVorden, dass der A^'orbreitungsbezirk für die Fliegcnk
rankheit uud für den Pilz , der sie verursacht, sich mit jedem AAnntcr au f den
Süden cincngt u n d mit jed em Sommer von Neuem nach dem Norden ausbreitet.
In demselben Altiasse, als m it fortschreitende r Tcm])eratur die F lieg en in n o rdischen
Gegenden Avicdcr k ommen, verb reiten sich auch Pilz und K ran k h e it
von ih re r südlichen H e im a th Avieder gen N o rd en , sie erreichen im H e rb s t den
Höhepunkt d e r A'erbrcitung, nm m it nahendem AVinter, sobald die Flieg en fehlen,
Avieder au f den Süden zurückzugehen. Dies Aviederholt sich in jed em .Jahre.
Alle Beobachtungen, Avelchc bish er über das A u ftreten der P ilz k ran k heit
un te r den F'liegcn b ei uns gemacht sind, stehen mit dieser E rk lä ru n g in
natürlichem Ein k läng e . Niemals h abe ich in Norddcntschland die Flieg en k ran k heit
ehe r angetroffen, als gegen lin d e J u li u n d auch dann immer ganz vereinzelt,
/ u der Zeit, wo die meisten Flieg en b ei uns licrumfliegcn, is t h ie r geAvöhnlicb
die K ran k h e it u n te r ih n e n noch n ich t ansgebrochcn. Sie kommt immer erst
später, Avcil sie ja vom Süden h e r cinAvandorn muss, und sich natnrgemäss mir langsam
nnd allmählich aushreiten k an n . E rst im H e rb st ist sic allgemein geworden,
nm aber sclion bald n a ch h e r Aviedcr zn verschAvinden. Ohne die BcAveglichkeit der
Fhiere, au f Avelchen der Pilz lebt, Avürdc seine jä h rlic h e AA'andcrung ü b e r Aveite
Strecken n ich t Avohl d en k b a r sein; er seihst ist mit seinen grossen Conidien,
Avelche mit dem ausgeAvorfeiien Protopla sm a überall k leb en ble iben u n d in längstens
2—3 Tagen die K e im k ra ft v e rlieren , nichts Avcniger als günstig für eine schnelle
A'erbreitung durch die Luft eingerichtet. D u rch un sere je tzig en A'crkehrsmittel
dürfte die schnelle Aushreitmig der Pilzepidemie u n te r den Fliegen im Sommer noch