neuen, vorher sterilisirten Brodmassc, welche den Boden der grössten Krystallisir-
schale ausfiültc, die schon einmal vor zehn J ah ren die P ra ch tcu ltu ren der llh izo morphcn
in sich g etragen, die ich damals ans einzelnen Sporen des Agaricus
mclleus gezogen hatte*). Die Uebertragung der einzelnen lla scn in gesonderte
( ’ulturschaien war mit aller Vorsicht und mit allen den Erfahrungen ausgeführt,
die aus einer 20 jä h rig en U ebnng in P ilz cultnren sich aushilden können. Sie
g e l a n g bei einer grossen Zahl von C u ltu ren , u n te r welchen n u r eine einzige
während der kurzen Zeit der Oeffnung des Deckels eine Penicilliumsporc aufgefangen
h a tte und nachträglich beseitigt werden musste. M it täglicher Freude
wurde der normale F o rtsch ritt der einzelnen Culturen verfolgt u n d noch nebenh
e r constatirt, dass in dunklen S chränken und am l i c h t e die Entwicklung d e r Mycelien
u n d der Conidienträger in gleicher A rt fortschreitet. Es vergingen mehrere
M o n a te , bis das Mycel mit seiner gelben Conidienträgermassc die Oberfläclie
des Brodes ganz b ed e ck te; dann ging die Ausbreitung in das In n e re der zolldicken
Brodmasse fo rt, die Conidienträger an der Aussenfläche wurden immer
reich er und d ic h te r, aber — z u r A n l a g e v o n F r u c h t k ö r p e r n k am es
a u c h in d i e s e n C u l t u r e n n i c h t , i n w’e l c h e n s i c h d e r z o l l d i c k e
M y c e l f i l z ü b e r e in e K r e i s f l ä c h e v o n a c h t Z o l l a u s g e d e h n t h a t t e .
Die vorsichtigste U n tersuchung ergab nichts als die Conidienfructification und
auch n ich t die And eu tu n g einer Hymenien-Anlagc.
N u n ist es manchen Pilzformen eigen, dass sie erst nach län g erer Dauer
ausschliesslicher Conidienbildung zur Erz eugung der höh eren Fru ch tfo rm übergehen.
Um auch dieser letzten Möglichkeit genug zu th u n , s t e i g e r t e ic h d ie
D a u e r d e r C u l t u r e n in einer n euen grossen lie ih e von Massenculturen auf
Brod d u r c h N a c h f ü l l e n von n e u e n B r o d m a s s e n , wenn die ersten schon
von dem Pilz erschöpft waren. Dies geschah so, dass die weiter mit Nährlösung
gedüngten Brodmassen in kle ineren Schalen sterilisirt und dann schnell au f die
ersten Culturen in den grossen Schalen verschüttet wurden. Das V e rfah ren zur
V erlän g e ru n g der Culturen b ewährte sich vortre ffiicli, auch war dem Pilze an
den u n te ren Seiten der Brodstücke, dort, wo diese beim Ein sch ü tten Zwischenräume
gelassen h a tte n , die schönste Gelegenheit g eg eb en , ganz so wie es in
der N a tu r g e sch ieh t, Eru ch tk ö rp e r anzulegen. Dies geschah indess n ich t, und
9 Brefeld, Basidiomyceten I, He ft III, p. 145.
auch diese C ultu ren , für welche so viele Zeit u u d Mühe eingesetzt w a r, die
länger als ein ganzes J a h r in vollem W a ch sth um fortgingen und dann nocli ein
zweites J a h r zur Beobachtung stehen b lie b e n , machten nichts wie Conidienträger,
ab e r keine Basidienfrüchte, nacli welchen in den abgehlühten, zwei Jalire
alten Culturen vergeblich gesucht wurde.
Das Endresultat aller künstlichen Culturen des Heterobasidion annosum
is t in gewissem Sinne ein negatives, abe r ein negatives von höchstem positiven
Interesse. D e r P i l z p f l a n z t s ic h i n k ü n s t l i c h e n S u b s t r a t e n n u r
a l l e i n i n C o n i d i e n f o r t , während in der N a tu r au f natü rlich en Substraten
die Basidienfrüchte die bevorzugte Eruchtform, wenigstens äusserlieh, zu sein
scheinen. — E h e wir n u n aber für die weitere Beobachtung au f die N a tu r resp.
au f den in der N a tu r frei lebenden Pilz übergehen, will ich noch kurz einschaltcn,
dass auch von einzelnen Conidien kleine Zwergmycelien au f Objectträgern gezogen
sind, in welchen, wie in Eig. 29, die Conidienträger mit einem Blick au f
die central gelegene Keimconidie zurückzuführen sind. Absichtlich ist liier eine
etwas grössere Cultur gezeichnet, in welcher die Träg er und deren Anlage zahlreich
an allen Fäd en u n d fast bis zu deren Umfange entwickelt sind.
Um ü b e r d a s V o r k o m m e n d e r C o n i d i e n f r u c t i f i c a t i o n v o n
H e t e r o b a s i d i o n a n n o s u m in d e r N a t u r e i n e s i c h e r e B a s is z u g e w
i n n e n , w u r d e n d ie u m f a s s e n d s t e n U n t e r s u c h u n g e n u n d B e o b a
c h t u n g e n e i n g e l e i t e t . Der Umstand, dass man von diesen Conidienträgern
bis dahin nichts in der Ifftte ra tu r ü b e r den (früheren) Polyporus annosus verm
e rk t findet, ist von gar k e in e r B ed e u tu n g ; denn erstens dachte bish er Niemand
daran, dass Conidienträger in Schimmelform dem Entwicklungsgänge eines hoch
differenzirten grossen Basidiomyceten ü b e rh au p t angehören k ö n n en , ziveitens
sind die Conidienträger äusserlieh nach ih re r Ea rbenübereinstimmung mit den
Mycelien u n d nach ih re r geringen Grösse so wenig auffällig, dass es n u r natürlich
erscheinen k a n n , wenn sie übersehen sin d , und endlich würde die Auffindung
der Conidienträger, wenn sie auch erfolgt wäre, doch höchstens zu der Meinung
einer gelegentlichen Schimmelerscheinung au f den Vegetationsstätten des P. annosus
die A'eranlassung gegeben haben. A b e r auch ohne Beziehung zu dem
gen an n ten Löchcrpilze h ab e ich in der L itte ra tu r ü b e r isolirt gefundene Conid
ienträger niclits ermitteln k ö n n en , was au f die n eu e , dem Heterobasidion an-
gohörigo Schimmelform hinausgiiige. N u r in meiner Erin n e ru n g bewahre icli