mit den Sclilauclift-üchtcn der Ascomyceten aufweisen. Es musste, wenn Avir uns
in die von den Anscliaixungen de B a ry s befangene Auffassung der frü h eren Zeit
hineinversctzen, überaus wahrscheinlich ersch e in en , eine ähnliche Geschlechtlich
k eit res]). eine analoge Differenzirung in den ersten Anlagen der Basidienfrü
ch te zu finden, wie sie von ihm für die erste Anlage einiger Schlauchfrüchtc
beschrieben Avar. Die Ih ite rsu ch u n g en h a tten ein um so freieres E'cld, als alle
früheren Beo b a ch tu n g en , Avelclie sich fast n u r au f fortgeschrittene Stadien der
Eintwicklung der Basidienfrüchte erstreckt h atten , resultatlos verlaufen waren, und
eine genaue Untersu ch u n g der ersten EYuchtaiilagen b ei dem Mangel ausreiclicndcr
Methoden ü b e rh au p t ausgeschlossen bleiben musste.
Die Bestrebungen des zeitlich ersten, Avcmi auch sonst n ic h t gerade fru ch tbarsten
Schülers von de Bary, des jetzigen Professors Dr. M a x Eeess in Erlangen,
h a tten in W irk lic h k e it auch sehr bald schon einen positiven Erfolg. In zartester
Weise AA'nrde ein verwickeltes geschlechtliches Verliältniss ausge'spürt bei der
vermeintlichen ersten Anlage der Basidienfruclit eines k le in en Coprinus, des
Copr. s t c r c o r a r iu s , u n d kaum war das seltsame Geheimniss in die Ocffent-
lich k eit gekommen, als H e rr Phdipy van Tieyhem in d e r Akademie der Wissenschaften
in Paris au ftrat und den Schleier des geschlechtlichen Geheimnisses der
Basidiomyceten in zahlreichen Versuchen a u f d e c k t e A v i e sic gleich zart und
sinnig kaum je gemacht, in meiner frü h e ren A rb e it ausreichend beschrieben und
als gänzlich unrichtige erAviesen sind.
Diese Resultate entsprachen den von de B a ry eingeführten Anschauungen
ü b e r die höheren Pilze u n d namentlich seinen Beobachtungen ü b e r die Ascomyceten
®) in so n a tü rlich e r We ise, dass der Beifall erklärlie li w ird , Avelcher die
neuen Entd eck u n g en der H e rren Beess u n d van Tieyhem in der botanischen W e lt
begleitete. In W irk lich k e it AA’aren ja au ch diese Beoba chtungen, die man voreilig
allgemein als richtige an n a hm , n u r eine naheliegende ErAveitcrung schon
v orhandener Kenntnisse b ei den übrig en 3’ilzen, und sie h a tten in ihren Ein z e lheiten
nichts Befremdliches m e h r, seit Thuret und Burnet die Sexualitä t der
Reess; Ueber den Befrnehtungsvorgang b e i den Basidiomyceten. — Erlangen 1 8 7 5 ; ferner
.Tahrbücher für w iss. Botanik J S 7 5 , p. 198.
2 van Tieghem, Compt. rend. Februar 1 8 7 5 . Sur la fécondation des Baaidiomycètes.
de Barg, I. c. der Beiträge zur Morpb. der Pilze III.
Flüridoon'; entdeckt und ausführlich beschrieben hatten. Lag doch von vorn
h erein aller (irim d zu der Vermuthung vor, dass bei den h ö c h s t e n Pilzformen
eine Geschlechtlichkeit bestehen müsse, welche bei den niederen bisher genau
u n te rsu ch ten E'ormen sicher crAviescii Avcrdeii konnte. Wie weit man im Wege
der blossen V c rmuthungcn und D eu tu n g en den langsam nachh in k en d en T h a tsachen
schon vorangeeilt war, das zeigen schlagend die Benennungen uud Bc-
u rth e ilu n g cn von F ru ch tfo rm en , welche bei den h ö h e ren Pilzen aufgefunden
waren, welche den Namen Spermogonien mit Spermaticn e rh alten hatten^) u n d dann
vermuthungsweise den A n th erid ien mit Spcrmatozoideii glcicliwerthig angesehen
wurden, Aveil ih re Sporen, die Spcrmatien, für männliche Geschlechtszellen kle in
genug Avarcn u n d weil sie b ei ih re r K lein h e it in dem dargebotenen Wasser n ich t
keimen wollten; dies zeigen noch schlagender die späteren ebenso bestimmten
wie u nbegründeten D eutungen über den geschlechtlichen W e rth der Spcrmatien
bei den ÜGchtcnbildcnden Ascomyceten d u rch den H e rrn StahF), die schon als
Thatsaclien p ro clan h rt und als grosse wissenschaftliche Le istungen von den verschiedensten
Seiten b ew u n d e rt Avordeii sind, che auch n u r irgend ein rationeller
Keimungsversuch derselben Spcrmatien in kün stlich en Nährlösungen zur Richtigstellung
ihres wahren u n d wirklichen W e rth e s gemacht w a r. V e rsu ch e , Avelcho
sogleich zu dem genau entgegengesetzten Resultate führen, dass sie niclits sind.
Avic eine d u rch K lein h eit ausgezeichnete re in ungeschlcclitliclic Fortpflanzungsform.’}.
Gerade in diesem Sinne Avurde n ich t bloss der W e rth einer Flrgäiizung
unserer Kenntnisse dem sogenannten NacliAveise der Geschlec litlichkcit und ih re r
Thuret und Bornet. An n . sc. nat. 5. Série T. VII. p. 137.
2) Tiilasne hat die Bezeichnungen »Spermogonien und Spcrmatien« eingeführt. Wiewohl
er an der einen S telle b ek en n t, dass er m it den Ausdrücken nichts aussagen w ill, als dass die
Bildungen in irgend einer Ar t zu der Fortpflanzung in Beziehung steh en , lässt er an der anderen
Stelle dur chblicken, dass er in ihnen den Antheridien mit Spermatozoiclen gleichwerthige Organe
vermuthen möchte. T u la sn e , Compt. read, tome X X X I I . 1 8 5 1 , 2 4 ;3 und 3 1 /3 ; Ann. sc. nat.
3. Série, Ï . XV . p. 3 8 0 .
3] S tah l, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Fle chten, 1 8 7 7 , I. H eft.
’) Ich beziehe mich hier auf Untersuchungen und künstliche Cultur der Spermatien von
gewöhnlichen und flechtenbildenden A scom y c e ten , welche inzwischen im botanischen Institute in
Münster mit dem gü nstigsten Erfolge au sgeführ t, aber noch nicht publicirt sind. — Inzwischen
ist die erste Mittheilung über die (hiltur der Flechtenspermaticn vom Herrn Forstassessor Dr. Müller
bereits als Dissertation erschienen: »Die Cultur der flechtenbildenden Ascomyceten ohne Algen*.
Münster 1 8 8 7 .