In dem liln g ssc lin itte der F ig u r 5 sind die Basidien schon fast bis au f den Rand
gerückt, der noch von lose v erbundenen H y p h en eingenommen ist. Die Bilder,
welche Hartig von dem Hymenium in seinen Büchern, zuerst in den »Wichtigen
K ran k h e iten der Waldbäume«, dann 4 Jah re späte r in den »Zersetzungserscheinungen
des Holzes« gegeben h a t, sind wohl von zu ju n g e n oder schon zu alten Hymenien
entnommen, dio also entweder noch n ich t in voller Fructification standen, oder
diese Zeit schon h in te r sich h atten . Das Hymenium in voller Sporenblüthe h a t
er n ich t gezeichnet. Es ist n ic h t arm an sporentragenden Basidien wie seine
Zeichnungen, sondern überreich an diesen, wie es so grossen u u d üppig en twickelten
F ru c h tk ö rp e rn n atü rlich entspriclit. Im Zusammenhänge h ie rm it war
aucli b ei unseren Beobachtungen in den günstigsten Zeitperioden die Masse der
abgeworfenen Sporen eine geradezu enorme. W e n n sie in Uhrgläsern u n te r
den F ru ch tk ö rp e rn aufgefangen wu rd en , h äu ften sie sich h ie r zu wallartigcn
Niederschlägen an , welche übrigens auch an allen Stellen u n te r den F ru c h tk
ö rp c rn an Standorten gefunden werden konnten. Es ist wahrscheinlich, dass
die Periode lebhaften Sporenwerfens an den Standorten vom F rü h jah r bis in
den Sommer h in e in fortdaiiert. An abgenoramonen F ru ch tk ö rp e rn , die man im
Zimmer auslegt, ist der Sporenabfall für einige Tage ein gleichmässiger u n d sehr
starke r, dann h ö rt er langsam auf. Legt man aber die F ru ch tk ö rp e r eine Reihe
von Tagen im k ü h len K e lle r aus mit der hymenialen Seite n ach oben, so wiederh
o lt sich nach Dr. Möller’s Beobachtungen der leb h afte Sporensturz noch ein-
oder au ch zweimal, bis endlich die oberen M ü n dungen der P o ren zugewachsen
sind, u n d die Sporen n ic h t meh r herausfallen können.
Die H y p h en , welche die W änd e der P o ren au fb au en , sind von einerlei
Dicke u n d ziemlich d ich t v erflochten, sie sind in nichts verschieden von den
H yphen, welche ü b e rh au p t die Masse des F ru ch tk ö rp e rs ausmachen. A u f der
Fläch e der Porenwände tre ten d i e B a s i d i e n d e s H y m e n i u m s in regelmässiger
Anordnung auf. Die Basidien entspringen direct von den subhymenialen Fäden,
sie sind die keulenförmig angeschwollenen Seitenäste von diesen, welche sich
seitlich wenden u n d h ie r in einer Flä ch e n ebeneinande r ordnen. In der F ig u r 6
werden sie an dem oberen Rande zuerst einzeln sichtbar, sind aber schon etwas
weiter nach h in ten zu einer förmlichen Basidienschicht v erbunden. W en n sic
sporenreif werden, erheben sie sich eine seh r ku rze Strecke ü b e r die Hymenialfläche,
schwellen in dem oberen freien Ende noch etwas stärk e r an und bilden dann
die Sporen a u f der Spitze der vier sehr feinen u n d ziemlich langen Sterigmen.
D e r Ijängsschnitt der F ig u r 6 en th ä lt Basidien in allen Stadien der Sporenbildung
und auch solche, welche schon die Sporen abgeworfen haben. Diese
abgewelkten Basidien werden wohl, so lange die Hymenien in d e r günstigsten
Jahresperiode reich e rn äh rt sin d , durch andere u n d n eu e ersetzt, da sic h ie r
dicht zusammenschliessen. Cystiden wurden zwischen den Basidien an k einer
Stelle gebildet.
E s i s t d i e a l l g e m e i n e R e g e l , d a s s v i e r S t e r ig m e n j e m i t e i n e r
S p o r e a u f d e r S p itz e j e d e r B a s i d i e g e b i l d e t w e r d e n , a b e r e in e
R e g e l m i t m a n c h e n A u s n a h m e n , welche sich immer wieder fanden, als
besonders darnach gesucht wurde (Fig. 7, i—g). Zunächst waren die Sterigmen
an einzelnen Basidien viel länger als an den ü b rig e n , ja sogar an derselben
Basidie machten sich Längenunterschiede bemerkbar. Daneben fanden sich andere
Basidien, welche n u r zwei Sterigmen h a tten , u n d diese selbst von ungle icher
Länge und mit ungle ich grossen Sporen (Fig. 7, i). W e ite rh in wurden Basidien
mit drei besonders grossen Sporen g efu n d en , andere mit fünf, sogar mit sechs
Sporen, welche ab e r gewöhnliche Grösse h a tten (Fig. 7, 2—ß). Diese Ausnahmen
in der Zahl und Grösse der Sterigmen u n d Sporen bei den Basidien gewinnen
h ie r fü r Heterobasidion annosum ein erhöhtes Interesse durch den Vergleich mit
d e r zugehörigen Basidien-älinlichen Conidienform, welclie zunächst im UVege der
Cultur der Basidiensporen in Nährlösungen aufgefunden, dann aber auch in der
N a tu r v e rb re ite t angetroffen wurde, als die neue schöne Schimmelform zum
Gegenstände einer sorgfilltigen Beobachtung gemacht wurde.
D i e C u l t u r d e r B a s id i e n s p o r e n in N ä h r lö s u n g e n wurde von mir
Anfangs Oktober 1885 methodisch begonnen. In dem ersten Fa lle waren eine
Anzahl frischer und äusserlicli ganz re in e r F ru ch tk ö rp e r, von drei weit von einande
r entlegenen Standorten entnommen, zum Sporenwerfen ausgelegt. Es dauerte
n u r eine N a ch t, bis die Sporen in dichten Massen abficlcn. Die Objectträgcr
mit Tropfen rein er Nährlösung beschickt, lagen n u r etwa eine Minute u n te r den
F ru ch tk ö rp e rn , bis sie durch n eue ersetzt wurden. Die abgefallcnen Sporen lagen
dann einzeln in en tspre chenden E n tfern u n g en von einander u n d k o n n ten in den
Cultu rtro p fen einzeln in der En twick lu n g verfolgt werden; eine Verunreinigung
der Cultur d u rch Invasion von fremden Sporen ans der L u ft oder vom F ru ch tkö
rp e r ahgefallen, war bei der Vorsicht und der Schnelligkeit des Verfahrens
ß r p f o i a , BoUn.Untorsucliuiigpii. Vlil. 21