Foi-mausbildung füi- die liölicrcii Pilzformen, die Asco- und die Basidiomyceten.
bei den derzeitigen Botanikern n n d Mycologen zu e rk an n t; die vcrmeintliclien
E n tdeckungen liattcn einen weiteren u n d wiolitigeren H in te rg ru n d für die Bo-
u rth e ilu n g der Morpliologie der Pilze und der Tliallopliyten im Allgemeinen.
Das Verliältniss der verschiedenen F ruehtformen zu einander, wie sie nach feststehenden
Tliatsaclieii in dem Entwicklungsgänge der einzelnen Formen aiiD
tre ten, wurde durch den Nachweis der Sexualität, also des verscliiedenen We rtlics
dieser Fruehtformen als geschlechtliche, gesohlcchtlicli erzeugte u n d ungesclileclit-
liche Friictiiicationen in einem Sinne au fgeklärt und g ereg e lt, wie man es als
ein unahweishares Bedürfniss empfand, sobald mau au f dem Boden der E n twicklungsgeschichte
eine vergleichende Üebersicht d e r F'ormgestaltungen anstrebte,
um aus dieser den n a tü rlich en systematischen Aufbau der verschiedenen
Typen und Formen lierzuleiten. Bei den niederen Pilzen war schon die anfangs
befremdlich erscheinende Tliatsache, dass einem u n d demselben Pilze mehrere
durchaus verschiedene FTuchtformen an g eh ö ren , du rch den Nachweis der Geschlechtlichkeit
plausibel erk lä rt; h ie r war es erwiesen, dass diese Fru eh tfo rm en
in denselben Beziehungen zu einander stehen, wie es die ungeschlechtlichen und
geschlechtlichen FTuctiiicatioiien bei allen anderen G ru p p en der Kryptogamen,
bei A ig en , Moosen und Gefässkryptogamen nachweislich th u n . Es fügten sich
also, wenn die Geschlechtlichkeit b ei den höh eren Pilzen ebenfalls erwiesen war,
auch diese anderweit s ta rk abweichenden F'ormentypen dem allgemein geltenden
Schema n atü rlich ein, diese Pilze k o n n ten gleich den ande ren in den n atürlichen
systematischen Verband mit den übrig en Kryptogamen eingereiht werden.
Wenn man diese Anschauungen der damaligen Ze it, wie ich sie hier
kurz anzudeuten ve rsu ch te , rich tig erwägt, so wird man es natürlieli und begreiflich
finden, dass u u d warum auch' meine ersten im III, Hefte mitgetheilten
Untersuchungen über die Basidiomyceten von dem Geiste der Ze it geleitet und
von dem Gedanken vorzugsweise bestimmt waren, die doch aller Wahrscliein-
lichkeit nach b ei den liöchsten Pilzformen bestehende Sexualität zu finden und
zu erweisen. Eine solche musste voraussichtlich an irgend einer Stelle iu dem
Entwicklungsgänge verborgen liegen, u n d vornehmlicli b o t die geschlossene Beobachtung
der Eutwicklungsgeschiohte der Basidiomyceten u n d ih re r cliarakte-
ristisehen Früchte , die n u n nach den geschaffenen Methoden der C u ltu r einzelner
S])oren in künstlich hergestellten Nährlösungen d u rch fü h rb ar wurde, eine wohlbcgrüudctc
neue Aussicht au f cudlichcii Erfolg. Ich theilto iu dieser Auffassung
für meine ersten Untcrsucliungsrcilien den le itenden Gedanken mit meinen un mitte
lbaren V o rg än g e rn , mit den H e rren Beess u n d van Tieghem, icli h ie lt, wie
sio, die F rag en stets im Au g e: b esteht eine Geschlcchtliclikcit bei den Basidiomyceten,
an wclclier Stelle und in welclier Form b esteht sie. Der Cardinal-
p iin k t abe r, in welcliera ich mich von diesen beiden F'orsdiern unterschied, war
die vollständige Objectivität in der Beohaclitiing und ilirer Beurtheilung und die
sichere Herrscliaft in den angewandten Ciilturm ethode ii; vorgefasste Meinungen,
überstürzte u n d v erfrühte Beurtheilung unvollständiger Einzelheiten k o nnten
dabei nicht zur G eltu n g kommen. ITierdurch wird der weite Abstand oder vielmeh
r die totale Verschiedcnlieit allein e rk lä rlic h , welclie unsere beiderseitigen
Ergebnisse aufweisen.
Das einfache E n d re su lta t, zu welchem ich in langen Versuchsreihen bei
d e r Koinciiltiir einzelner Basidiosporcn gelangte, war das gerade Gegentheil von
dem, welches Beess u n d van Tieghem gewonnen h atten . Ich fand bei denselben
Eormen, welche sie u n te rsu ch t h a tten , nichts von geschlechtlichen Fru eh tfo rm en
u n d von irgend einem Befruchtungsvorgange, u n d es k o n n te nich t im mindesten
zivcifellioft sein , dass in dem ganzen En twicklungsgänge, soweit er von der
Keinispore einer Basidie bis zur Neubildung von Sporen in dem neugebildeten
F n ich tk ö rp e r durchlaufen wird, eine Gesch lech tlich k eit ü b e rh au p t n ic h t bestellt.
Was bemerkenswertlier sein k a n n , che Existenz von F ilz en , welche trotz ih re r
h o h en DifferenziTiiiig in ih rem ganzen Entwickliingslaufe geschlechtslos sind, oder
die V erirrungen der H e rren Beess und van Tieghem in der Gesclilechtlichkeit bei
eben diesen P ilz en , das war die n acliträgliche ernücliternde Erwägung, welche
vüii den scimell v errau ch ten T riump h en der beiden Au to ren allein ü b rig blieb.
Die Metliode der Untersuchung, welche ich damals verwendete, war die
künstliche Cultur der P ilz e '), ln besonders liergestellteii Nährlösungen wurden
die eiiizoliien Sporen cidtivirt, und von der ersten Keinuiiig der Sporen bis zur
Bildung von Mycelien und neuen E riid itk ö rp e n i m it Sporen au f diesen wurde
der Entwicklungsgang der untcrsiiclitcn F'ornieii in allen au f einander folgenden
Bildnngsstadien lückenlos verfolgt. Fiinc Einwendung gegen die ausgefülirtcu
Bcohaclitungen nnd die diesornrt gewonnenen Resultate gab es nicht, wenn mau
Brefeld, Schimmelpilze, H e ft IV, Cultuvmethoden zur Untersuchung der Pilze.